Jan Costin Wagner

Schattentag

Roman
Cover: Schattentag
Eichborn Verlag, Berlin 2005
ISBN 9783821807560
Gebunden, 186 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Sein Haus, seine Familie, seine Firma - und sein Augenlicht. All das verliert der Protagonist in Jan Costin Wagners neuem Roman buchstäblich über Nacht. Ein Leben endet, eines beginnt. Denn ausgerechnet am Tag der Katastrophe, im Krankenhaus, trifft der plötzlich Erblindete seine Jugendliebe Mara wieder. Gemeinsam mit ihr sucht er auf einer grünen Insel, in einem roten Holzhaus, umgeben nur von Himmel und Wasser, einen neuen Anfang. Doch das scheinbare Glück ist fragil. Die sich in immer kürzeren Abständen in seine Gedanken stehlenden Bilder und Szenen aus der Vergangenheit sind ebenso bedrängend wie die wiederkehrenden Ängste: vor dem Scheitern. Vor Mara, die ihn verlassen könnte. Vor dem seltsamen Kommissar vom Festland, der ihm nicht sagen will, wie sein Kinderbild in die Brieftasche eines Mordopfers kommt. In einer sich beschleunigenden Spiralbewegung mischen sich surreale Wirklichkeit und realistische Fiktion zu einer Tour de Force der Seele - und treiben den Leser auf ein Ende zu, das mit einem Paukenschlag das gesamte Buch in einem völlig anderen Licht erscheinen lässt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.12.2005

Jörg Magenau ist stinksauer. Dass Jan Costin Wagner das Genre Krimi mit seinem neuen Roman nur noch leicht berührt und dass das beschriebene Verbrechen dementsprechend zweitrangig bleibt, kann er noch verkraften. Mit der Ebene über das Leben des Protagonisten zwischen Familie und Puff tut er sich schon schwerer, weil er sich fast zu Tode langweilt, aber auch diese Ebene ist letztlich unwichtig. Worum es eigentlich geht, ist die erneute Begegnung als plötzlich erblindeter Mann mit seiner Jugendliebe Mara. Und diese Beschreibungen des Blinden machen den Rezensenten erst wirklich wütend: "seltsam infantil", "banale Mitteilungen" und "stumpfe Prosa" nerven den Rezensenten "gewaltig". Das Blindsein wirke schlicht unglaubwürdig, der Blinde kann sich nur noch Grundfarben vorstellen, mit denen er im Geiste alles überzieht, und darin schon erschöpfe sich diese literarisch verwurstete Blindheit. Das Schlimmste von allem jedoch sei der Schluss, findet Magenau: Alles war nur ein Traum. Das kann er nur drastisch auf den Punkt bringen: "Das ist so ziemlich der billigste Trick literarischer Flachfabulierer."
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 26.11.2005

Rezensent Gerrit Bartels kann Jan Costin Wagners Werken nicht allzu viel abgewinnen. Den vor zwei Jahren erschienenen Roman "Eismond" fand er gerade einmal "lesbar", das aktuelle Buch schneidet noch schlechter ab: Die Geschichte eines blinden Mannes, der sich an sein Leben erinnert, soll "intuitiv" scheinen, kommt aber nur "aufgepumpt und leer" daher. Der Rezensent fühlt sich von Wagner fast ein wenig verschaukelt, wenn der ihm erzählen will, dass Blinde an einen "ewig nur blauen Himmel, eine ewig nur gelbe Sonne und ein ewig nur rotes Holzhaus" denken und kein "differenzierteres Farberleben" haben. Den "ganz, ganz kurzen Sätzen" kann er ebenso wenig abgewinnen wie der Tatsache, dass Wagner sich wiederholt und die Sprache vereinfacht. Das hat in seinen Augen nämlich nicht den vom Autor gewünschten Effekt - "einen ganz, ganz hohen Ton zu treffen" oder die "ganz, ganz wahren Wahrheiten" zu erzählen - sondern wirkt nur wie ein "ödes" Raunen. Er empfiehlt das Buch dreijährigen Kindern zur Lektüre, nicht ohne sich ein wenig hämisch zu fragen, ob das wirklich das Ziel des nach offensichtlich nach Höherem strebenden Autors war.