Frank Bösch

Die Adenauer-CDU

Gründung, Aufstieg und Krise einer Erfolgspartei 1945 - 1969
Cover: Die Adenauer-CDU
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), Stuttgart 2001
ISBN 9783421054388
Gebunden, 575 Seiten, 39,80 EUR

Klappentext

In der CDU häufen sich in letzter Zeit die Krisen. Was aber waren die Grundlagen ihrer einmaligen Erfolgsgeschichte? Frank Bösch erklärt, wie die CDU unter Adenauer aufstieg und frühzeitig das Fundament ihrer heutigen Probleme legte.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 12.02.2002

Das 'System Kohl' war bereits das 'System Adenauer' - so lässt sich mit Ralph Bollmann knapp das Buch zusammenfassen. Und noch eine Erkenntnis hat Bollmann gewonnen: die Formel von der Modernisierung der Partei wurde durch die Zufuhr von Parteispenden gespeist. Der Göttinger Historiker Frank Bösch hatte bereits 1996 mit den Nachforschungen zu seinem Buch begonnen, berichtet Bollmann, er sei dann vom jüngsten Parteispendenskandal der CDU überrascht worden. Jedenfalls habe Bösch als erster Forscher Zugang zu den Finanzakten der Partei gehabt und noch andere bislang kaum beachtete Quellen aufgetrieben. Die Partei Adenauers habe Forschern bislang gar nicht als richtige moderne Partei, sondern eher als altmodische Honoratioren-Vereinigung gegolten, erläutert Bollmann. Ein falsches Vorurteil, meint er nun, denn Adenauer habe gerade auch mit seinen konfessionellen Proporzbemühungen, seinen professionell organisierten Wahlkämpfen und dem außerhalb der Parteistruktur angesiedelten Finanzierungssystem ausgesprochen modern gehandelt. Bei Bösch gebe es jedenfalls keine Schwarzweißmalerei wie in früheren Büchern, die Adenauer entweder verherrlichten oder verteufelten.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 10.01.2002

Für den Rezensenten Daniel Koerfer zieht sich ein "schwarzer Faden" durch die "umfangreiche", "breit recherchierte Studie des Göttinger Historikers": die Rolle des Geldes, das Finanzierungssystem der CDU. Zentralisierung der Parteigelder, die Einrichtung von "Geldwaschanlagen", organisierte Steuerhinterziehungen, geheime Finanzpraktiken - Koerfer entnimmt der Studie, dass die "Wurzeln von Kohls Spendendebakel weit zurück" reichen. Wenn Koerfer außerdem auf einer halben Seite wiedergibt, wie die CDU sich laut Bösch von 1945 - 1969 entwickelt hat, wobei er besonders auf Adenauers Rolle eingeht, entsteht der Eindruck, dass der Rezensent an dem Bild, dass Bösch entwirft, nichts zu kritisieren hat.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.01.2002

Günter Buchstab hat verschiedene Einwände gegen dieses Buch zur CDU-Parteigeschichte, das seines Erachtens so tut, als sei es das erste seiner Art. Andere wichtige Untersuchungen werden zwar im Anmerkungsapparat erwähnt, aber nicht berücksichtigt, obwohl sie der vorliegender Untersuchung zumindest voraus haben, meint Buchstab, dass sie die Vorgeschichte dieser Erfolgsgeschichte dieser Erfolgspartei zur Kenntnis genommen haben. Der Grund für den großen Erfolg der 1947 neugegründeten CDU lag seines Erachtens in der Integration von politischen Katholizismus und bürgerlichem Protestantismus. Nichts davon und schon gar nichts von dem differenzierten protestantischen Spektrum, das nur schwammig als "evangelischer Raum" bezeichnet werde, findet sich in dem Buch wieder, kritisiert Buchstab. Ein großer Teil des Buches ist außerdem dem CDU-Finanzsystem gewidmet mit seinen "Methoden der Umwegfinanzierung", allerdings schmälern für Buchstab viele ungenaue Formulierungen und saloppe Urteile den Erkenntniswert des Buches.
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