Franz Hohler

Spaziergänge

Cover: Spaziergänge
Luchterhand Literaturverlag, München 2012
ISBN 9783630873862
Gebunden, 157 Seiten, 18,99 EUR

Klappentext

"Hochregallager!" Mittags, an einem kalten grauen Märztag, liest Franz Hohler dieses Wort zum ersten Mal. Er könne eines dieser Regale kaufen, legt ihm das Schild nahe, doch er zieht diesem Kauf einen kleinen Ausflug an einem Seeufer entlang vor. Ein Jahr lang hat Franz Hohler jede Woche einen Spaziergang unternommen, jede Woche gezielt einen anderen. Was er auf diesen Spaziergängen gesehen hat und was ihm beim Gehen wiederfahren und aufgefallen ist, hat er in diesem Buch festgehalten. Ein Jahr durchleben wir mit ihm unterwegs und staunen wie er über einen hochgewirbelten Möwenschwarm oder ein Plakat, dass Gott uns suche warum ausgerechnet uns? Seine kurzen Erzählungen sind eine Schule des Sehens und der Achtsamkeit, und nach und nach bekommen wir eine Ahnung, was Heimat heute ist und was sie sein könnte

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.08.2012

Sabine Doering hat Franz Hohlers "Spaziergänge" freundlich aufgenommen. Sie schätzt die Lakonie und Genauigkeit des Schweizer Autors, der in kurzen Texten 52 Spaziergänge eines Jahres - durch Schweizer Städte, die Alpen, andere Länder - protokolliert. Besonders hebt sie Hohlers Naturbeschreibungen, seine menschenfreundliche Haltung und seinen kritischen, nur selten pauschalen Blick auf die Zivilisation hervor. So stellt sich der Band für sie geradezu als eine "Schule der Wahrnehmung" dar. Bisweilen allerdings verliert der Autor zum Bedauern der Rezensentin seine Stilsicherheit und verfällt in einen "Greenpeace-Kitsch", etwa wenn er die kleiner werdenden Gletscher beklagt.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.04.2012

Eine Zeitkapsel macht Rezensentin Beatrice von Matt in dieser zweiten, 52 Spaziergang-Tagebucheinträge umfassenden Textsammlung aus, die Lesern der Zukunft eines Tages ein Bild davon vermitteln werde, wie es heutzutage im schweizerischen Mittelland aussieht. Allerdings erschließt sich Hohler nicht bloß die Schweiz per pedes: Die Ausflüge führen unter anderem auch durch den Stadtverkehr rund um die Frankfurter Buchmesse, zu entlegenen Tempelanlagen in Südkorea und ins kanadische Gebirge. Dabei rechnet die Rezensentin es dem Autor hoch an, dass dieser keine Sammlung idyllischer Impressionen im Sinn habe: Autobahnen, Einkaufszentren, Betonunterführungen und Atommeiler werden bemerkt "ohne bitteres Urteil" des Autors, in dessen Texte "Wildnis und Zivilisationswüsten (...) irritierend aneinander" stoßen, sodass die Rezensentin am Ende staunt, wie sich das Ungewöhnliche am Gewöhnlichen nun ganz neu zu erkennen gibt.