Friedrich Ani

Durch die Nacht, unbeirrt

(Ab 14 Jahre)
Cover: Durch die Nacht, unbeirrt
Carl Hanser Verlag, München 2000
ISBN 9783446197473
Pappband, 280 Seiten, 12,68 EUR

Klappentext

Der 16jährige Mingo ist verliebt. Langsam kommen er und Isa sich näher, doch plötzlich ist sie verschwunden. Für Mingo beginnt eine verzweifelte Suche im zwielichtigen Milieu der Großstadt. Er findet Isa schließlich eingesperrt in einer fremden Wohnung. Sie können gemeinsam fliehen, doch nach einer kurzen Zeit des Glücks holt die Realität sie wieder ein ...

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 11.05.2000

Was Siggi Seuss fehlt in diesem Jugendroman ist schlicht und ergreifend Wahrheit. Die Intention des Autors, Mut zu machen und an das Selbstbewußtsein zu appellieren, sei zwar "ehrenwert". Doch reiche dies noch lange nicht aus, um ein gutes Buch zu schreiben. Viel zu sozialpädagogisch und detailverliebt kommt der Roman daher, so Seuss, er läßt dem jugendlichen Leser wenig Raum, eigene Phantasie zu entwickeln. Die Geschichte wirke trotz eines tragfähigen Handlungsgerüsts und der brisanten Thematik eher wie aus dem Theater als aus dem Leben gegriffen. So muss der Rezensent weiter auf einen Jugendroman nach seinem Herzen - "schmutzig, nüchtern, wortkarg, aber wahr" - warten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 15.03.2000

In einer Doppelbesprechung nimmt sich Tobias Rapp zwei Bücher über jugendliche Außenseiter vor:
1) Friedrich Ani: "Durch die Nacht, unbeirrt"
Mingo geht lieber alleine in den Wald oder trifft seine Freundin als mit den anderen vor der Schule zu rauchen oder Bier zu trinken. Als die Freundin verschwindet, stößt er bei der Suche nach ihr auf andere Außenseiter der Gesellschaft. Dass die dann alle am Ende "die besseren Menschen" sind, weil sie Bücher lesen und "wirkliche Gefühle" haben, findet der Rezensent etwas nervig, zumal die "Problemcluster" (Kinderpornos, Drogen, Tod), die der Autor hier angesammelt hat, ihm etwas übermächtig in den Ohren dröhnen.
2) George Ella Lyon: "Lawandas Leben"
Lawanda will weg aus der Kleinstadt und lernt beim Zeitungsaustragen einen Aussteiger kennen, der in zwei Bussen am Rande des Städtchens wohnt. Obwohl dieser Garland durchaus nicht der bessere Mensch ist, scheint er doch unschuldig ins Gefängnis zu geraten - und Lawanda bemüht sich um seine Freilassung. Der Rezensent teilt über Sprache und Erzählton nichts weiter mit; vielmehr ist er deutlich ungehalten darüber, dass auch dieses Buch wieder von den Falschen gelesen wird. Nämlich von denen, die, "in beheizten Kinderzimmern wohlbehüteter Einfamilienhäuser" sitzend, sich von aller Welt mißverstanden fühlen und krasse Außenseiterfiguren zur Identifikation missbrauchen. Woher weiß er das?