Friedrich Wilhelm Graf
Der heilige Zeitgeist
Studien zur Ideengeschichte der protestantischen Theologie in der Weimarer Republik

Mohr Siebeck Verlag, Tübingen 2011
ISBN 9783161504303
Gebunden, 527 Seiten, 49,00 EUR
ISBN 9783161504303
Gebunden, 527 Seiten, 49,00 EUR
Klappentext
Friedrich Wilhelm Grafs Studien zur protestantischen Universitätstheologie der Zwischenkriegszeit haben immer wieder Kontroversen ausgelöst. Kritische Deutungen der antiliberalen Theologien Karl Barths, Friedrich Gogartens und Hans-Joachim Iwands fanden ebenso Widerspruch wie Studien zum antidemokratischen Autoritätskult konservativer Kulturlutheraner. Graf setzt für die Theologiegeschichte der Weimarer Republik auf konsequente Historisierung und, inspiriert auch durch moderne Ideengeschichte und Diskursgeschichte, auf die politische Kontextualisierung theologischer Wissensproduktion. Die "antihistoristische Revolution" in den frühen 1920er Jahren förderte einen radikal antibürgerlichen Gestus des Unbedingten. Glaubensernste Emphase und Hunger nach Ganzheit verbanden sich mit einem dezionistischen Zeitgeist, der es kaum erlaubte, den Kompromissbedarf einer parlamentarischen Demokratie zu erkennen.
Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.09.2011
Friedrich Wilhelm Grafs Erkundungen des Zeitgeist und der evangelischen Theologie der Weimarer Republik stoßen bei Johann Hinrich Claussen auf ein sehr positives Echo. Es handelt sich bei diesem Band überwiegend um eine Sammlung von Aufsätzen aus den 80er Jahren, er bietet aber zugleich eine umfangreiche Einleitung, die für die Begriffsentwicklung und die Methodenklärung Überragendes leistet, wie der Rezensent preist. Die theologische Landschaft der Zeit stellt sich bei Graf als ein "Laboratorium der Moderne" dar, das die zeitgeistigen Debatten sehr eindrücklich zwischen Ängsten und neuen gedanklichen Wegen darstellt, wie Claussen eingenommen feststellt. Graf leistet auf vorbildliche Weise empirische Quellenarbeit und legt dabei einen Sinn für die "gedanklichen und existentiellen" Ambivalenzen der Zeit an den Tag, lobt der Rezensent nachdrücklich. Er nimmt die doppelte Erkenntnis aus der Lektüre mit, dass sich in der Zeit eine "erregende" Lebendigkeit der theologischen Auseinandersetzung genauso niedergeschlagen hat wie ein erschreckender "Hass", und attestiert dem Autor trotz des Alters der meisten Texte eine beeindruckende Frische.
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