Gereon Blaseio (Hg.), Hedwig Pompe (Hg.), Jens Ruchatz (Hg.)

Popularisierung und Popularität

Cover: Popularisierung und Popularität
DuMont Verlag, Köln 2005
ISBN 9783832179168
Broschiert, 331 Seiten, 29,90 EUR

Klappentext

Was versteht man unter Popularisierung, was unter Popularität? Wie haben sich die Formen des Populären von der frühen Neuzeit bis in die Gegenwart verändert? Welche Medien sind besonders dazu geeignet, möglichst viele gesellschaftliche Gruppen zu erreichen? Wie verändert sich die politische Dimension des Populären im Zuge seiner globalen Kapitalisierung? Popularisierung und Popularität fragt nach dem Populären in medialen Ensembles, in Zeitung, Literatur und neuen Medien. Das historische Spektrum reicht dabei von der Erfindung des Buchdrucks bis zum Wirken des Populären in der Wissenschaft des 19. und der Film- und Fernsehindustrie des 20. Jahrhunderts.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 06.09.2005

"Anregend" findet Rezensent Niels Werber diesen medienwissenschaftlichen Aufsatzband, der Beiträge über "Popularisierung und Popularität" versammelt. Eingehend zeichnet Werber die geschichtliche Entwicklung des Popularisierungsprozesses nach. Die Einführung des Buchdrucks vor allem volkssprachlicher Schriften habe z.B. einen "enthierarchisierenden" Effekt gezeitigt, gedruckte Kommunikation habe die engen Grenzen der Stände und Zünfte überschritten. Werber hebt hervor, dass viele Beiträge des Bandes diesen Wunsch nach Inklusion konstatieren. Der Grund hierfür bestehe nicht allein den neuen technischen Möglichkeiten, sondern auch im Umbau der einst ständisch differenzierten Gesellschaft in Richtung funktionaler Differenzierung. In diesem Zusammenhang verweist Werber auf Luhmanns These, Funktionssysteme wie Religion, Kunst oder Wissenschaften seien inklusiv, expandieren also in andere Systeme hinein. Werber nennt hier die Beiträge von Holger Dainat, Urs Stäheli, Jens Ruchatz, Günter Butzer oder Nicolas Pethes, die zeigten, "mit welchen Verfahren der Popularisierung versucht wird, ‚alle’ zu erreichen": z.B. durch Herablassung zum Volk oder durch seine Heraufbildung, durch neue, kürzere und illustrierte Formate oder durch Experimente mit allgemein verständlichen Universalsprachen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.09.2005

Nicht hundertprozentig überzeugend findet Rezensent Thomas Thiel diesen Band über "Popularisierung und Popularität". Die Kluft zwischen Fachdiskursen und dem seit der Reformation dauernden Prozess der Popularisierung wolle der Band mittels Luhmanns Systemtheorie umgehen. In der Systemperspektive zeige sich, so Thiel, dass Popularisierung jenseits von Vorlieben und Abneigungen zunächst einmal unvermeidlich und notwendig sei. Der Band zeichnet sich nach Ansicht Thiels vor allem durch "individuelle Glanzleistungen" aus. In diesem Zusammenhand hebt er etwa Jürgen Links Beitrag über die soziale Chemie im 19. Jahrhundert hervor, der zeige, wie sich naturwissenschaftliche und gesellschaftliche Diskurse in dieser Zeit verbanden und wie viel Fragwürdiges sich einer unkritischen Projektion von chemischem Wissen auf zwischenmenschliche Belange verdankte. Auch Johannes Ullmaiers Beitrag über die Felder eingeschränkter Produktion in der Popkultur hat Thiel überzeugt. Aber solche einzelnen Höhepunkte können zu seinem Bedauern nicht den generellen Mangel an konzeptioneller Strenge verdecken, der im Band vorherrscht. Thiel moniert zudem die "bisweilen etwas aufgetakelte Sprache", die die Nähe zu den Gegenständen verstelle und so den Leser desorientiert zurücklasse.
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