Gerhard Falkner

Schorfheide

Gedichte en plein air
Cover: Schorfheide
Berlin Verlag, Berlin 2019
ISBN 9783827013682
Gebunden, 128 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

"Das Gedicht besitzt den letzten einzigartigen Zugriff auf die Welt, in dem der Zugreifende als Subjekt agiert und durch abgewandelte Sprache animierend in die sich verflüchtigende Welt eingreift", heißt es in einem jüngst erschienenen Text Falkners. So komme Dichtung im besten Falle noch immer die Aufgabe zu, der Sprache das Sprechen beizubringen. Wie das funktioniert, zeigt der Lyriker nachhaltig mit dem Zyklus "Schorfheide". Er führt den Leser unter freien Himmel in die urwüchsige Natur vor den Toren Berlins, um Hören und Sehen, das Betrachten, Beachten und Verknüpfen zu reaktivieren. Mit scharfem Blick und Verstand setzt er Zeichen gegen ein "vernützlichtes Denken" und das "Komplexitätsverbot" der Kunst.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 24.07.2019

Carsten Otte liest Altmeister Gerhard Falkner und erkennt: Naturlyrik ist möglich. So wie Falkner Felder und Wälder im nördlichen Brandenburg besingt und sein entfremdetes Verhältnis zu ihnen, kann Otte folgen. Wiederzuentdecken ist für Otte nicht die Natur, sondern das Sprechen über sie. Zum Glück kennt Falkner sich aus mit den poetischen Formen und mit der Präzisierung des Gedankens, meint Otte. Als Gegenprogramm zum Heimatfreund taugt der Band vorzüglich, findet er und staunt, wie Falkner es schafft, Sprach- und Dingwelt wieder zu verbinden mit elegant verknappender Zuspitzung.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.06.2019

Tom Schulz hat einen Glanzpunkt im Schaffen des Lyrikers Gerhard Falkner anzukündigen. Die Leichtigkeit, mit der der Autor die Tradition des Naturgedichts weiterführt, indem er die brandenburgische Landschaft en detail mit poetischen Mitteln festschreibt und als Gegenentwurf zum Leben in der Stadt entwirft, verblüfft Schulz ebenso wie Falkners Inbrunst beim Anrufen der Schönheit von Nachtigall und Kormoran. Auch wenn es Schulz manchmal allzu verzärtelt zugeht und er die Referenzen an Celan oder Brecht als überflüssig empfindet, genug Eigenes haben die Gedichte seiner Meinung nach schließlich fast immer zu bieten. Und Zeilen wie "Ich hab die Sommerwolken nicht erfunden" lassen für den Kritiker keine Zweifel an der Meisterschaft Falkners.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.06.2019

Rezensent Jörg Magenau freut sich über leichte, von Furcht vor Schönheit, Witz und Reim freie Gedichte von Gerhard Falkner. Dass der Autor mit allen Wassern der Theorie gewaschen ist, wirkt für Magenau so im Hintergrund und in den knappen Anmerkungen zu den Texten mit. Vorn geht der Dichter frisch in die Fichten, in Honeckers Jagdrevier, zu Frosch, Kormoran und Kiesel, so Magenau. Etwaige Gestelztheit in Eichendorff-Nachfolge ist unbedingt ironisch zu verstehen, meint er. Falkners "zeitgemäßes" Sehen und Vernehmen von Sand und Mergel, Natur und Geschichte erzeugt für den Rezensenten Naturlyrik, wie sie sein darf.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 17.05.2019

Das von André Hatting zu Beginn seiner kurzen und ein wenig ungnädigen Kritik zitierte Gedicht Falkners, hat eine Menge Witz, wenn es aus lyrischem Naturton in puncto "Schorfheide" in prosaische Realität zurückkehrt: "geht fahrplanmäßig der Regionalexpress/ zurück nach Berlin Gesundbrunnen". Aber dem Kritiker ist es nicht neu. Er kennt Falkner gut, so scheint es, hat manche große Geste von ihm nachvollzogen und findet, dass Falkners neue Gedichte die Theorie neben sich her ziehen wie ein Schlachtschiff seine Beiboote. Hatting empfiehlt, das Essayistische einfach zu meiden und Falkners Gedichte "en plein air" bei einem Bierchen zu genießen.