Gerhard Seyfried

Der schwarze Stern der Tupamaros

Vom kurzen Sommer der Anarchie. Roman
Cover: Der schwarze Stern der Tupamaros
Eichborn Verlag, Berlin 2004
ISBN 9783821807546
Gebunden, 280 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Gerhard Seyfrieds weitgehend autobiographischer Roman aus der Zeit der deutschen Terrorismus. München, Anfang der Siebziger Jahre. Im Hinterzimmer der Roten Hilfe treffen seltsame Gestalten zusammen: Anhänger der umherschweifenden Haschrebellen und der Spaßguerilla, revolutionsromantische Tupamaros, abenteuerlustige Studenten und Anarchistinnen. Sie alle eint die Wut auf die Arroganz und Brutalität der Behörden. Unter ihnen sind Jenny und Fred, die sich kennen und lieben lernen. In einem kurzen, ausgelassenen Sommer der Anarchie entwickeln sie ihre eigene Form des Widerstands: Spottverse, unverschämte Sprüche, die sie im Rücken der Polizei an Wände sprühen, Glasmurmel-Angriffe auf Bankschaufenster. Doch die Szene verändert sich: die Spaßguerilla wird von militanten RAF-Leuten unterwandert...

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.01.2005

Gerhard Seyfrieds Roman "Der schwarze Stern der Tupamaros", der im München der siebziger Jahre angesiedelt ist und von der Liebesbeziehung und den linksterroristischen Aktivitäten von Fred und Jenny handelt, hat Rezensent Christoph Haas zufolge eine grundlegende und fatale Schwäche. Denn die von Seyfried gesuchte "Verbindung von Erfundenem und Vorgefundenem, von Literatur und Dokumentation" will ihm einfach nicht gelingen: Die in den Text eingestreuten Flugblätter wirken, als seien sie wahllos aus einem Zettelkasten gezogen worden - Jene Abschnitte, die der Erklärung von Schlagwörtern wie "Mai 68" oder "Martin Luther King" gewidmet sind, kommen wie "Schulfunk auf Papier" daher. Und schließlich: Die Beziehung zwischen Fred und Jenny ist erzählerisch völlig "unterentwickelt". Doch der Rezensent lässt es nicht dabei bewenden, sondern erklärt, warum sich die Lektüre von Seyfrieds Roman doch lohnt. Zum einen, weil Seyfried den damals gängigen Jargon noch in den Ohren habe und gekonnt wiedergebe. Vor allem aber, weil er dem "Übergang von der bloßen Wut zur terroristischen Tat" eine originelle Motivation zugrundelege, nämlich das "süße Gift" der Kulturindustrie und genauer: des "manieristischen, gewaltbesessenen Genrekinos der späten Sechziger". Dies, so der Rezensent, wird zur "überraschenden Pointe" des Romans: Die Terroristen der Siebziger sind nicht nur "die Kinder von Marx und Coca Cola", sondern auch "die Kinder von Marx und Sergio Leone".
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 14.08.2004

Einen "historischen Roman mit allen Stärken und Schwächen dieses Genres" sieht Detlef Kuhlbrodt in Gerhard Seyfrieds Roman "Der schwarze Stern der Tupamaros", der sich der Geschichte der undogmatischen Linken in München und Berlin von 1968 bis 1980 annimmt. Kuhlbrodt hält dem Autor zu Gute, Zeit und Milieu authentisch zu schildern. Allerdings bleiben die handelnden Personen seines Erachtens "etwas blass": Sie wirkten "wie Fotos, etwas oberflächlich, ohne Innenleben und oft so, als dienten sie nur dem pädagogischen Zweck, die historischen Ereignisse zu illustrieren und dabei ja nichts zu vergessen". Das findet Kuhlbrodt zwar "ehrenwert". Aber es erschwere, an der Geschichte Anteil zu nehmen - zumal das verwendete Material oft allzu sehr durchscheine und Seyfrieds Protagonisten einem "so vernünftig und unsinnlich " vorkämen. Im weiteren moniert Kuhlbrodt, dass der Autor in seinem Roman den ideologischen Irrsinn dieser Zeit unterschlage und dass seine Sprache manchmal etwas "behäbig" sei.