Gisela Getty, Jutta Winkelmann

Die Zwillinge

oder: Vom Versuch, Geist und Geld zu küssen
Cover: Die Zwillinge
Weissbooks, Frankfurt am Main 2008
ISBN 9783940888013
Gebunden, 394 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Unter Mitarbeit von Jamal Tuschick. Zwei Mädchen, hübsch, unzertrennlich, begabt, die Sterntaler genannt. Sie wirbeln durch das Kassel der Fünfziger, studieren Kunst, machen Filme in den Sechzigern, gewinnen Preise, stürzen sich in die Politik und ziehen weiter nach Rom, Anfang der Siebziger. Dort tauchen sie ein in die Tempel der High Society und in Abbruchhäuser, die der Mafia gehören. Sie sind die Musen von Künstlern und selbst Künstlerinnen, ergriffen von der Vision, Geld und Geist zu küssen. Da begegnen die beiden ihrem amerikanischen Traum: Paul Getty, dem Enkel eines Milliardärs. Sie ziehen mit ihm zusammen, aber bald danach wird der junge Getty entführt, ihm wird, um die Zahlung von Lösegeld zu beschleunigen, das Ohr abgeschnitten, und das Leben der Zwillinge ändert sich über Nacht.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.09.2008

Ungern gelesen, genussvoll verissen: Rainer Moritz hatte wenig Vergnügen mit der Autobiografie der Zwillinge Gisela Getty und Jutta Winkelmann. Zu viel Selbstbeweihräucherung betreiben ihm die Schwestern in den Erinnerungen an ihre "wilden" 68er-Zeiten und dokumentieren damit unfreiwillig ihren "verblendeten Narzissmus", so Moritz. Selbstironie oder Selbstkritik konnte der Rezensent zu seinem Bedauern in diesem "eitlen, selbstgefälligen" Buch nicht finden. Das erzählerische Konstrukt des Buches sorgt ebenfalls für Unmut: Die dialogischen Passagen der Schwestern drehten sich im Kreis und der Außenperspektive von Co-Autor Tuschick fehle es an Distanz, so der Rezensent. Wo sich die Lieblingsvokabeln "mythisch" und "mystisch" häufen, gleiten die Erinnerungen für Rainer Moritz in den "sauren Kitsch" ab.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.06.2008

Die Autobiografie der Zwillingsschwestern Gisela Getty und Jutta Winkelmann "Die Zwillinge oder Vom Versuch, Geist und Geld zu küssen" hat beim Rezensenten Burkhard Müller keine Begeisterung ausgelöst. Die in der Adenauerzeit aufgewachsenen Schwestern haben zwar viel zu berichten, aber wenig zu erzählen von den Sechzigern und Siebzigern, in denen sie durch ihre Bekanntschaft mit diversen Prominenten selbst kleine Berühmtheiten wurden. "Befremdlich geistesabwesend" erscheinen Müller die Geschwister beispielsweise in der Schilderung der Entführung des späteren Gisela-Ehemanns und Milliardärsenkels Paul Getty. "Passive Seelen" seien die beiden, und nichts prägt sich dem Rezensenten aus dem - zusammen mit dem Ghostwriter Jamal Tuschik verfassten - Buch ein. Was Müller bleibt, ist die Verwunderung darüber, dass ein solcher Lebenslauf einmal möglich war.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 29.03.2008

Mit sichtlichem Befremden hat Ina Hartwig dieses Buch gelesen, für das Jamal Tuschick die Geschichte der Zwillingsschwestern Gisela Getty und Jutta Winckelmann aufgeschrieben hat. Denn seltsamerweise wird die beiden Schwestern und ihren Glauben an die eigene Schönheit nichts erschüttern, von einer "erschreckenden Arglosigkeit" ist dieser Spitzentitel des neuen weissbooks-Verlags, meint die Rezensentin. Die Namen berühmter Männer säumten den Weg dieser beiden Frauen, die sich von Kassel zum europäischen Hippie-Jetset aufschwangen, der zumindest in Italien auch eine gewisse Nähe zur Mafia bedeutete. Gisela kam in Rom mit dem drogensüchtigen Millionärsenkel Paul Getty zusammen, der unter nie geklärten Umständen entführt wurde. Dabei schnitten ihm die Entführer angeblich auch ein Ohr ab, und die Rezensentin kann kaum glauben, dass diese Tatsache nach dem Ende der Entführung keinerlei Erwähnung mehr wert ist. Auch Paul Gettya Drogentod wird recht harmlos abgehandelt. Was Hartwig vermisst, ist der Sinn für das Desaströse dieses Lebens, eine "Perspektive" auf das Erzählte, ein "Abwägen" oder auch nur einen "Unterschied zwischen Damals und Jetzt".