Gottfried Benn

Das Hörwerk 1928-1956

Lyrik, Prosa, Essays, Vorträge, Interviews, Rundfunkdiskussionen. 10 CDs
Cover: Das Hörwerk 1928-1956
Zweitausendeins Verlag, Frankfurt am Main 2004
ISBN 9783861506508
CD, 49,95 EUR

Klappentext

10 CDs, Laufzeit ca. 11 Stunden. (Erhältlich auch als MP3-CD.) Diese CD-Edition versammelt erstmals alle wesentlichen Radio-Tondokumente Gottfried Benns. Die meisten waren bisher ausschließlich im Radio zu hören gewesen (wer 1956 noch nicht auf Horchposten war, hatte eben Pech) und sind meist selbst Spezialisten unbekannt. Das Wenige, das als Schallplatte in den Handel gelangte, wie Benns Totenrede für Klabund von 1928, ist größtenteils seit langem vergriffen. Manches, etwa die Interviews und Streitgespräche, wurde einmal gesendet und verschwand auf nimmer wiederhören in den Archiven.Technisch behutsam überarbeitet erhellt die CD-Edition durch die chronologische Gegenüberstellung von Vortrag, Selbstauskunft und Gedicht das Werk Gottfried Benns.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.12.2004

Überraschend, überwältigend, mitreißend, dieses Hörwerk von Gottfried Benn, jubelt Tobias Gohlis. Elf Stunden lang hat er der "sachlich-eindringlichen Dichterstimme" gelauscht und kennt damit "fast alles, was Benn dem neuen Medium Radio gab". Die früheste Aufnahme, eine Schellackplatte, ist von 1928, der Großteil der Gespräche, Interviews, Studioaufnahmen von Lyrik und Prosa stammt jedoch aus den Nachkriegsjahren. Nicht nur die Gedichte, auch die Prosa, sogar die Vorträge werden von Benns wandelbarer Stimme zum Klingen gebracht, schwärmt Gohlis. Er bedauert es angesichts dieser Tondokumente geradezu, dass der "andere Klangmagier", Hölderlin, nicht auch in ein Aufnahmegerät hat sprechen können. Mit pointiert artikulierten Vokalen und Konsonanten erzeugt Benn ein "nüchternes Pathos", versichert der Kritiker, der ob dieser Artikulationskunst sogar Hexameter zu hören glaubte, wo gar keine waren. Zwar sei das Ganze kein "eigenständige Hörwerk" geworden, wie die Herausgeber schwärmen, "wohl aber ein Klangkörper mit vielen beweglichen Gliedern", lobt der Rezensent, der darin auch "ein akustisches Porträt" des schwierigen Literaturbetriebs der Zeit sieht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 30.11.2004

Erfreut zeigt sich Rezensent Lothar Müller von dieser "großen Hörbuch-Anthologie", die Gottfried Benns Radioauftritte von 1928 bis 1956 auf zehn CDs bzw. einer MP3-CD dokumentiert. Zu hören gebe es sämtliche erhaltene Sendungen, in denen Benn Gedichte sprach, Prosa oder Essays vortrug, sich an Diskussionen beteiligte oder interviewt wurde. Müller lobt die "verdienstvollen Herausgeber", die in zahlreichen Rundfunkarchiven recherchiert haben, für ihre Arbeit, auch wenn ihm der Titel "Das Hörwerk" ein wenig übertrieben scheint, da Benn kaum Formkonzessionen an das Radio als Medium gemacht habe. "Hochgespannt" und "ostentativ der Alltagsdiktion entrückt" findet Müller Benns Stimme bei der "Totenrede auf Klabund" (1928), dem frühesten erhaltenen Dokument. Sie erinnert ihn an den "beschwörenden Ton" eines Predigers. Dass Benns Stimme auch anders klingen konnte - "spöttischer, abgeklärter, kühler" -, zeige der Vortrag "Die neue literarische Saison". "Verhaltenes Pathos", ein "Oszillieren zwischen knapper und inbrünstiger Diktion" vernimmt Müller bei Benns Vortrag von Gedichten. Oft liest Benn, eher ein Mann der Schrift als der Stimme, einfach nur ab, hält Müller fest. "Aber wenn er sich aufs Improvisieren einlässt, kann er wunderbar apodiktisch und schnoddrig sein."
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