Klappentext
Aus dem Englischen von Susanne Hornfeck. Ein "verbannter Unsterblicher" wurde Li Bai (701-762) schon zu Lebzeiten genannt: In der offiziellen chinesischen Literatur kaum gewürdigt, erlangten seine Gedichte, die von daoistischem Gedankengut geprägt sind und sich durch Leidenschaft und Lebenslust auszeichnen, bereits in der gesamten Tang-Dynastie über die Rezitationen von Hofunterhaltern, Tavernensängern, Soldaten und Schriftstellern großen Ruhm und landesweite Verbreitung. Noch heute werden seine von tiefer Sehnsucht nach einer höheren, vollkommeneren Welt geprägten Verse chinesischen Schulkindern beigebracht und bei Festen als Trinksprüche aufgesagt; längst sind sie untrennbarer Teil der chinesischen Sprache. Doch wer war dieser Jahrtausenddichter? Ha Jin erzählt anhand der uns überlieferten historischen und literarischen Quellen die Lebensgeschichte des großen Dichters als ein Porträt seiner Zeit. Er folgt Li Bai von seiner Kindheit an der westlichen Grenze bis hin zu seinen Wanderungen als junger Mann, die von Strebsamkeit, aber auch von fröhlicher Unbekümmertheit und lustvollen Ausschweifungen geprägt waren. Er folgt dem Dichter durch seine späten Jahre, in denen er in eine umwälzende militärische Rebellion verwickelt wurde, die den Lauf der chinesischen Geschichte veränderte - und erzählt von den mysteriösen und von Legenden umrankten Umständen seines Todes.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 03.02.2023
Rezensent Martin Oehlen liest mit Interesse Ha Jins Biografie des chinesischen Dichters Li Bai aka Li Po. Das im 8. Jahrhundert entstandene Riesenwerk Li Bais nutzt der Autor laut Oehlen als Quellenbruch für die Lebensgeschichte, da es ansonsten wenig Überliefertes gibt. Da der Dichter quasi immer gedichtet hat und sein Leben in seine Verse eingegangen ist, wie Oehlen anmerkt, funktioniert das auch ganz gut, und der Rezensent folgt mit Ha Jin den Lebensetappen in den Versen, ohne zu vergessen, dass ein lyrisches Ich zu Selbststilisierungen neigt. Dass Ha Jin Li Bais Dichtung lobt und dem Dichter auch sonst wohlgesonnen ist, findet Oehlen in Ordnung. Mit Kritik an Li Bais Moral und seinem Frauenbild spart der Autor auch nicht, so Oehlen.
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