Ha Jin

Der verbannte Unsterbliche

Das Leben des Tang-Dichters Li Bai
Cover: Der verbannte Unsterbliche
Matthes und Seitz Berlin, Berlin 2023
ISBN 9783751800952
Gebunden, 303 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Susanne Hornfeck. Ein "verbannter Unsterblicher" wurde Li Bai (701-762) schon zu Lebzeiten genannt: In der offiziellen chinesischen Literatur kaum gewürdigt, erlangten seine Gedichte, die von daoistischem Gedankengut geprägt sind und sich durch Leidenschaft und Lebenslust auszeichnen, bereits in der gesamten Tang-Dynastie über die Rezitationen von Hofunterhaltern, Tavernensängern, Soldaten und Schriftstellern großen Ruhm und landesweite Verbreitung. Noch heute werden seine von tiefer Sehnsucht nach einer höheren, vollkommeneren Welt geprägten Verse chinesischen Schulkindern beigebracht und bei Festen als Trinksprüche aufgesagt; längst sind sie untrennbarer Teil der chinesischen Sprache. Doch wer war dieser Jahrtausenddichter? Ha Jin erzählt anhand der uns überlieferten historischen und literarischen Quellen die Lebensgeschichte des großen Dichters als ein Porträt seiner Zeit. Er folgt Li Bai von seiner Kindheit an der westlichen Grenze bis hin zu seinen Wanderungen als junger Mann, die von Strebsamkeit, aber auch von fröhlicher Unbekümmertheit und lustvollen Ausschweifungen geprägt waren. Er folgt dem Dichter durch seine späten Jahre, in denen er in eine umwälzende militärische Rebellion verwickelt wurde, die den Lauf der chinesischen Geschichte veränderte - und erzählt von den mysteriösen und von Legenden umrankten Umständen seines Todes.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.07.2023

Rezensentin Alice Grünfelder liest die erste Biografie des chinesischen "Jahrhundertdichters" Li Bau von Ha Jin mit Interesse. Den schwankenden Lebensweg des 701 geborenen Dichters zwischen Sendungsbewusstsein und einer durch Alkohol befeuerten Resignation stellt der Autor laut Rezensentin zwar umfassend, aber linear und recht konventionell dar. Für Grünfelder nicht unbedingt der richtige Weg angesichts eines im Schwanken sehr redundanten Lebens ohne Erlösung.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.05.2023

Rezensent Uwe Ebbinghaus ermöglicht diese Biografie, verfasst vom chinesischen Schriftsteller Ha Jin, eine "lebendige Teilhabe" am wilden Leben des Dichters Li Bai und den Genuss seiner außergewöhnlichen Dichtkunst. Es gibt wenig verlässliche Quellen und viele Gerüchte über das Leben des Dichters im China des 8. Jahrhunderts, lesen wir, so erzählt Ha Jin eigentlich eine Art Legende, angereichert mit detailreichen Schilderungen der historischen Umstände. Das Porträt des Taoisten entwirft er "betont einfühlsam", bemerkt der Kritiker, auch Selbstbeschreibungen fließen mit ein. Wenn sich Bai etwa als "Schildkrötenangler im Ozean" oder als "Vogel Rokh" beschrieb, spricht daraus sein Verständnis vom Zusammenhang zwischen Poesie und Natur, lernt Ebbinghaus. Den größten Teil seines Lebens verbrachte der Dichter auf Wanderschaft und versuchte, politisch einflussreich zu werden - als "Meister der Gelage", der oft schon mittags betrunken war, geriet er allerdings oft in Konflikte mit seinem Umfeld, schreibt der Kritiker. Bais Lyrik zeichnet sich vor allem durch ihre Sinnlichkeit und die Bewegung aus, die in ihnen herrscht: Ebbinghaus kann die Verse beinahe "riechen und schmecken" und freut sich an den Dynamiken des "Fließens" und "Schwebens".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 03.02.2023

Rezensent Martin Oehlen liest mit Interesse Ha Jins Biografie des chinesischen Dichters Li Bai aka Li Po. Das im 8. Jahrhundert entstandene Riesenwerk Li Bais nutzt der Autor laut Oehlen als Quellenbruch für die Lebensgeschichte, da es ansonsten wenig Überliefertes gibt. Da der Dichter quasi immer gedichtet hat und sein Leben in seine Verse eingegangen ist, wie Oehlen anmerkt, funktioniert das auch ganz gut, und der Rezensent folgt mit Ha Jin den Lebensetappen in den Versen, ohne zu vergessen, dass ein lyrisches Ich zu Selbststilisierungen neigt. Dass Ha Jin Li Bais Dichtung lobt und dem Dichter auch sonst wohlgesonnen ist, findet Oehlen in Ordnung. Mit Kritik an Li Bais Moral und seinem Frauenbild spart der Autor auch nicht, so Oehlen.