Bei Ling

Ausgewiesen

Über China
Cover: Ausgewiesen
Suhrkamp Verlag, Berlin 2012
ISBN 9783518423004
Gebunden, 180 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Aus dem Chinesischen von Karin Betz. Im Westen hoch angesehen, im eigenen Land unerwünscht: Bei Ling Verleger, Autor und Freund der Dissidenten Liu Xiaobo und Ai Weiwei gibt in diesem autobiografischen Sachbuch Einblicke in die Mechanismen der chinesischen Staatsmacht, insbesondere der Zensur. Durch seine Arbeit als Verleger und Autor gerät er immer wieder ins Visier der Partei, 2000 wurde er von den chinesischen Sicherheitsbehörden verhaftet, weil er die regimekritische Literaturzeitschrift Tendenzen herausgegeben hatte; Susan Sontag und Günter Grass setzten sich erfolgreich für seine Freilassung ein.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 24.05.2012

Glatter Verriss. Der hier rezensierende Sinologe Tilman Spengler nimmt Bei Ling weder als Dissidenten ernst (die Zeit der Demonstrationen auf dem Platz des Himmlischen Friedens verbrachte er in den USA) noch als "selbst erklärten Dichter des Untergrunds". Wenig interessante Fakten und ziemlich viel eitles Geschwätz bescheinigt er dem Buch. Und auch wenn er Bei Lings Empörung über Zensur und Drangsal in China berechtigt findet:Lliterarisch wertvoll ist sie seiner Ansicht nach nicht. Allerdings hinterlässt auch Spenglers Kritik beim Lesen einen unangenehmen Nachgeschmack: etwa wenn der Rezensent Bei Ling als "gewieften Fadenzieher" beschreibt, weil er mit Liu Xiaobo befreundet war.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 13.04.2012

Einen zwiespältigen Eindruck hat diese Autobiografie des chinesischen Dissidenten und Autors Bei Ling bei Katharina Borchardt hinterlassen. Sie nennt ihn "unseren Dissidenten vom Dienst", erinnert an seinen Protest auf der Frankfurter Buchmesse 2009, hebt seine Fähigkeit hervor, Kontakte zu knüpfen und Netzwerke zu bauen. Lings Ruf nach Demokratie und Menschenrechten in China weiß sie zu schätzten, aber das reicht ihr nicht. Die Autobiografie beschreibe Arbeit und Leben Lings, bringe aber keine tieferen Einsichten und Analysen zur Situation in China, moniert Borchardt. Auch über Lings in der Zeitschrift "Tendenzen" veröffentlichte Texte und sein Engagement für die Untergrundliteratur hätte sie gern mehr erfahren. Sie moniert in diesem Zusammenhang einen Mangel an Substanz. Auf der anderen Seite hält sie das Buch für durchaus verdienstvoll, schildert es doch den "fast exemplarischen Lebensweg" eines chinesischen Intellektuellen, der mit der Staatsmacht in Konflikt gerät.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.03.2012

Mark Siemons fühlte sich beim Lesen dieser Autobiografie des chinesischen Dichters und Dissidenten Bei Ling wie in einem China-Restaurant in Deutschland. Statt echten chinesischen Essens wurde ihm etwas aufgetischt, von dem Chinesen glauben, das Deutsche es erwarten. Schwer zu sagen, ob Siemons Hühnerfüße und 1000-jährige Eier lieber wären, auf jeden Fall hätte er es gern gehaltvoller. Dabei kann Bei Ling, weiß Siemons, auf ein spannendes Leben zurückblicken. Er war schon bei der ersten demokratischen Bewegung, der Mauer der Demokratie, Ende der siebziger Jahre dabei, hat bei etlichen Zeitschriften gearbeitet, das Pen-Zentrum mitgegründet und Ai Weiwei und Liu Xiaobo kennengelernt. Doch statt davon zu erzählen und seine Erfahrungen auch in der Tiefe auszuleuchten, hake Bei Ling die Themen in solch dürftigen Portionen ab, dass sie auch der westliche Durchschnittsleser goutieren könne. Statt also nur zu lesen, dass Bei Ling viel von den frühen Dissidenten gelernt habe, hätte Siemons gern erfahren, was er gelernt hat.
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