Hans Graf von der Goltz

Anderland

Roman
Cover: Anderland
Berlin Verlag, Berlin 2004
ISBN 9783827005427
Gebunden, 212 Seiten, 19,00 EUR

Klappentext

Dies sind die neunziger Jahre, das Zeitalter der Gier. Die Wolfer AG, an sich durchaus lebensfähig, soll zerschlagen werden, weil der Verkauf der einzelnen Teile einen hohen und vor allem schnellen Profit verspricht. Kurt Anderland, etwa sechzig Jahre alt, kann die Zerstörung der Firma, der er lange Jahre als Vorstandsvorsitzender gedient hat, nicht verhindern, aber er will zumindest seinen Namen nicht dafür hergeben, die Zerschlagung zu decken. Er tritt abrupt zurück. In diesem Augenblick bekommt er, vermittelt von einer jungen Frau, deren Ausstrahlung er sich nicht entziehen kann, ein Angebot. Ein Finanzier mit nicht ganz einwandfreiem Ruf, Treuer, ist an einem in seinen Augen besonders zukunftsträchtigen Teil der Wolfer AG, einer Firma, die sich mit Nanotechnologie befasst, interessiert und will sie mit Anderlands Hilfe und Beteiligung aufkaufen ...

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.06.2004

Rezensent Burkhard Müller hegt Zweifel, ob dieser vom Verlag als "Wirtschaftskrimi" angepriesene Roman tatsächlich die Lektüre einer kompetenten Wirtschaftsseite ersetzen kann. Denn obwohl Hans von der Goltz eine durchaus tragfähige Handlung entwirft, die dem Rezensenten Respekt abverlangt, fehlt es dem Handlungsgerüst, wie Müller schreibt, an Füllstoff, dem Handlungsskelett an Fleisch. Von der Goltz verlässt sich auf seinen Lakonismus, gibt der Rezensent zu bedenken, wo seines Erachtens epische Breite angesagt wäre, um die Komplexität der ökonomischen Strukturen der Branche und seines Personals hervorzuheben und zu beleuchten. Die Figuren des Romans bleiben zu blass, kritisiert Müller, und auch die Entscheidung des Autors, wichtige Hintergrundinformationen über den Dialog zu vermitteln, hält er für die falsche Wahl, da die gesprochene Sprache dadurch nicht etwa lebendiger und glaubwürdiger, sondern bloß überfrachtet wirke. Auch die Tatsache, dass alle Transaktionen noch in D-Mark abgewickelt werden, erhöht nicht gerade sein Zutrauen in die Aktualität dieses Wirtschaftskrimis, über dessen Autor der Verlag behauptet, er sei einer der "großen Industriellen" dieses Landes gewesen. Irrtum!, meint Burkhard Müller, diesen Typus gebe es gar nicht mehr.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 25.03.2004

"Um es allerdings, ach, gleich vorweg zu sagen: Das Buch erfüllt nicht alle Erwartungen", seufzt Dirk Knipphals über Hans Graf von der Golz' Roman. Lasse man allerdings literarische Ansprüche außen vor, versichert unser Rezensent, vermag das Buch des ehemaligen Industriemanagers etwas Tröstliches zu vermitteln, nämlich dies: "einmal aus erster Hand zu erfahren, dass Manager nicht nur Geldverdienen im Kopf haben!" Der gescheiterte Held, der sechzigjährige Wirtschaftsführer Kurt Anderland, sieht am Ende seiner Karriere seine Ideale vom "Kapitalismus mit menschlichen Antlitz" durch die Globalisierung zerstört. Angesichts neuer Managementmethoden muss er einsehen, dass er nicht mehr länger "seine Hand schützend über seine Mitarbeiter zu halten" vermag, so Knipphals. Zwar hat er nun seinen Posten, nicht aber sich selbst verloren. Als Aussteiger zieht er in den Prenzlauer Berg und beginnt eine Affäre mit der dreißigjährigen Valerie. Schließlich fand unser Rezensent auch noch eine "wirklich lustige Stelle" in dem Buch: "Ein schönes Leben, Valerie? Verdammt noch mal, dafür bin ich nicht alt genug."