Hans Pleschinski

Königsallee

Roman
Cover: Königsallee
C.H. Beck Verlag, München 2013
ISBN 9783406653872
Gebunden, 389 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Sommer 1954: Thomas Mann kommt zusammen mit seiner Frau Katia nach Düsseldorf, um aus dem "Felix Krull" zu lesen, der sich zum Bestseller entwickelt. Im selben Hotel ist gleichzeitig Klaus Heuser, auf Heimaturlaub aus Asien, mit seinem Freund Anwar abgestiegen, ein Zufall, der es in sich hat. Denn Klaus Heuser, den er 1927 kennengelernt hatte, gehört zu Thomas Manns großen Lieben. In der Figur des Joseph hat er ihm ein Denkmal gesetzt. Nun sorgt die mögliche Begegnung der beiden für größte Unruhe, zusätzlich zu dem Aufruhr, den der Besuch des ins Exil gegangenen Schriftstellers im Nachkriegs-Deutschland ohnehin auslöst. Erika Mann mischt sich ein, Golo Mann und Ernst Bertram verfolgen ihre eigenen Ziele, und die Honoratioren der Stadt ringen um Haltung. Dazwischen die ewigen Fragen der Literatur, nach Ruhm und Verzicht, der Verantwortung des Künstlers und dem Preis des eigenen Lebens, nach dem Gelingen und Rang.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.08.2013

Herrlich amüsiert hat sich Manfred Koch bei der Lektüre von Hans Pleschinskis Thomas-Mann-Roman "Königsallee". Das zufällige Zusammentreffen mit Klaus Heuser, einer einstigen homoerotischen Liebe Manns, in einem Düsseldorfer Luxushotel nimmt der Autor zum Anlass für eine Reihe von skurrilen und parodistischen Episoden um den Großschriftsteller bei einem Besuch in der BRD im Jahr 1954, bei Festreden und Frühstücken, Interviews und nächtlichen Zwiegesprächen. Gekonnt inszeniert Pleschinski seines Erachtens ein vergnügliches Spiel mit Thomas-Mann-Texten und Dokumenten und bedient sich beim Plot des Musters von "Lotte in Weimar". Koch findet in dem Roman zahllose Anspielungen und Bezüge auf Figuren und Motive aus dem biografischen und schriftstellerischen Kosmos von Mann. Er hebt hervor, dass man kein Kenner Manns zu sein braucht, um "Königsallee" genießen zu können. Eine parallele Lektüre von Tagebüchern und Romanen Manns steigert nach Ansicht des Rezensenten das Vergnügen "an beiden Autoren" aber noch.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 25.07.2013

Vermutlich hätte Thomas Mann dieses Buch gefallen, meint Alexander Cammann. Hans Pleschinski hat seinen Roman "Königsallee" als Analogie zu dessen "Lotte in Weimar" geschrieben, worin Mann das Wiedersehen Goethes mit Charlotte Kestner - ja, die Wertherlotte, fügt der Rezensent hinzu - inszeniert hatte. Das ehemalige Liebespaar, das in Pleschinskis Buch nach Jahren wieder aufeinandertrifft, sind Thomas Mann und Klaus Heuser. Auf Sylt hatte sich der Schriftsteller tatsächlich in den siebzehnjährigen Heuser verliebt, berichtet Cammann, das Zusammentreffen auf der Lesung 1954 in Düsseldorf hat sich Pleschinski aber ausgedacht. Wie Mann selbst fährt der Autor Schwadronen von Figuren auf, eine jede von Pleschinski mit ihrer eigenen Stimme ausgestattet, die in einem "burlesken Reigen" die beiden Protagonisten umkreisen. Wenn schon immer weniger Menschen Thomas Mann selbst mit Genuss lesen können, seine Kunst der "ironischen Brechung" beherrscht Pleschinski ähnlich kunstvoll, findet Cammann, vielleicht liegt ihnen wenigstens der, hofft der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.07.2013

In jedem Fall hat sich Rezensent Ulrich Rüdenauer mit Hans Pleschinskis neuem Roman "Königsallee" bestens amüsiert. Ausgehend von Tagebucheinträgen Thomas Manns, in denen er sein homoerotisches Zusammentreffen mit dem jungen blonden Klaus Heuser notierte und im Rückgriff auf Heusers Nachlass ersinnt Pleschinski eine wahnwitzige Geschichte, in der der alternde Thomas Mann mit seiner Tochter Erika - als eloquente Leibwächterin - zu einer Lesung in ein Düsseldorfer Nobelhotel geladen wird, in dem auch der inzwischen vierzigjährige Heuser mit seinem Partner weilt, berichtet der Kritiker. Rüdenauer erfreut sich nicht nur an den zahlreichen versteckten Hinweisen auf literarische Figuren Manns, sondern lacht auch über die karikaturhaft überzeichneten Familienmitglieder Manns. Auch dem charmanten, ironischen, bisweilen etwas "muffelnden" Ton der fünfziger Jahre kann der Rezensent durchaus einiges abgewinnen - auch wenn er gestehen muss, dass der Autor bei aller Komik und Gelehrtheit die Tragik der Mannschen Liebessehnsucht und Entsagungsdisziplin nicht zu fassen bekommt.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.07.2013

In jungen Jahren verliebte sich Thomas Mann in Klaus Heuser, doch der floh 1936 aus Deutschland nach Indonesien, und sie sollten sich nie wieder sehen, weiß Ernst Osterkamp. Hans Pleschinski erfindet für seinen Roman "Königsallee" ein Wiedersehen der beiden, auf der ersten Lesung Manns nach dem Krieg, und der Autor bedient sich - manchmal auf "penetrante Weise", findet der Rezensent - an Mann'schen Motiven, bei "Lotte in Weimar", bei "Felix Krull", um das Zusammentreffen vorzubereiten, das erst wenige Seiten vor Schluss zustande kommen darf. Das größte Manko des Buches ist, dass Pieschinski sich für dieses Vorspiel entschieden zu viel Raum lässt, erklärt Osterkamp, und nur ernsthafte "Thomas-Mann-Aficionados" kommen durch die zahlreichen Anspielungen auf ihre Kosten. Der Rezensent bedauert, dass Pleschinski nicht auf Mann gehört hat, der selbst einmal geschrieben hat: "Das Schwerste tut not: Beschränkung."
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