Hans Pleschinski

Wiesenstein

Roman
Cover: Wiesenstein
C.H. Beck Verlag, München 2018
ISBN 9783406700613
Gebunden, 552 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Der alte Mann, eine Berühmtheit, Nobelpreisträger, verlässt mit seiner Frau das Sanatorium, wo beide Erholung gesucht haben, und wird mit militärischem Begleitschutz zum Zug gebracht. Doch es ist März 1945, das Sanatorium Dr. Weidner liegt im eben zerstörten Dresden und der Zug fährt nach Osten. Gerhart und Margarete Hauptmann nämlich wollen nirgendwo anders hin als nach Schlesien, in ihre Villa "Wiesenstein", ein prächtiges Anwesen im Riesengebirge. Dort wollen sie ihr immer noch luxuriöses Leben weiterleben, in einer hinreißend schönen Landschaft, mit eigenem Masseur und Zofe, Butler und Gärtner, Köchin und Sekretärin - inmitten der Barbarei. Aber war es die richtige Entscheidung? Überhaupt im Dritten Reich zu bleiben? Und was war der Preis dafür? Können sie und ihre Entourage unbehelligt leben, jetzt, da der Krieg allmählich verloren ist, russische Truppen und polnische Milizen kommen? Und das alte Schlesien untergeht?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.04.2018

Rezensent Friedmar Apel scheint nicht wirklich überzeugt von Hans Pleschinskis Buch über Gerhard Hauptmanns letztes Jahr. Hölzern und konstruiert erscheint ihm der Text in den Rückschauen, in dem für Apel offensichtlichen Willen des Autors, Hauptmanns Spätwerk und seine Tagebücher einfließen zu lassen und die Figurenrede aus authentischen Dokumenten nachahmend bis ins Detail zu entwickeln. Die für die Lektüre nötige Konzentration und Geduld aufbringend, stellt Apel ferner Disproportionen in der Handlungsführung fest, aber ebenso die gewaltige Rechercheleistung des Autors. In den Genuss der Flüssigkeit von Pleschinskis früheren Texten kommt der Rezensent diesmal jedenfalls zu selten, auch wenn der warme Erzählton Pleschinskis immer wieder durchbreche.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.01.2018

Jörg Magenau liest Hans Pleschinskis Hauptmann-Roman mit Gewinn. Das liegt allerdings nicht so sehr an Pleschinskis Kunst, dem Leser Gerhart Hauptmann schmackhaft zu machen (dessen in den Text eingeflossenen Zitate turnen den Rezensenten eher ab), sondern an den Schilderungen über das Leid der letzten Kriegstage 1945 in Schlesien und anderswo. Hier hält der Autor alle Fäden zusammen und beschreibt den Überlebenskampf laut Magenau packend und ohne das Unglück der Vertriebenen auszuschlachten. Hätte der Autor sich damit beschieden und nicht auch versucht, Hauptmanns Biografie zu schreiben, meint der Rezensent, es hätte ein großer historischer Roman werden können.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 27.01.2018

Nach einem ausschweifenden Gerhard-Hauptmann-Porträt kommt Rezensent Tilman Krause schließlich zu seiner Besprechung von Hans Pleschinskis neuem Roman "Wiesenstein". Und die fällt hymnisch aus: Besser noch als Pleschinskis Mann-Roman "Königsallee" erscheint dem Kritiker diese lebendige Erzählung über die zerrissene Persönlichkeit Hauptmanns. Gewohnt gelehrt, aber ästhetisch noch raffinierter und Passagen aus Hauptmanns Biografie und Werk geschickt einbindend, vermittelt Pleschinski dem Rezensenten ein faszinierendes Bild der letzten Lebensjahre Hauptmanns, der bis zum Schluss in seiner opulenten Villa Wiesenstein residierte. Und wie Pleschinski das "apokalyptische Schwinden zivilisatorischer Standards" in Niederschlesien in den letzten Kriegsmonaten schildert, hat Krause ebenfalls beeindruckt.