Hassan Dawud

Tage zuviel

Roman
Cover: Tage zuviel
Lenos Verlag, Basel 2002
ISBN 9783857873294
Gebunden, 187 Seiten, 18,90 EUR

Klappentext

Aus dem Arabischen von Hartmut Fähndrich. Alt werden ist schwierig. Sehr alt werden noch schwieriger. Ab einem bestimmten Alter hat man sich selbst überlebt, sowohl in den eigenen wie auch in den Augen der anderen. Und je mehr die eigenen Körperkräfte und -funktionen nachlassen, desto mehr wächst die Abhängigkeit von anderen, verringert sich die Möglichkeit, Druck oder Herrschaft auszuüben, und wächst schliesslich das Gefühl der Hilflosigkeit, dann der Erniedrigung. 94 Jahre ist er, der Mann, der sein Leben erzählt, erinnert, reflektiert. "Tage zuviel" ist der vielfach unterbrochene Gedankenfaden eines alten Mannes, der Blick auf ein vergehendes Leben, veröffentlicht 1990, als sein Autor noch nicht halb so alt war wie seine Figur.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.04.2002

Der Roman "Tage zuviel" des 1950 in Beirut geborenen Schriftstellers und Journalisten Hassan Dawud ist, warnt Angela Schader, an "der äußersten Kante des Daseins" angesiedelt. Es geht um das Altern, die Einsamkeit, Isolation und Entwertung, und zwar nicht, staunt die Rezensentin, in einer "westlichen Gesellschaft mit ihrer notorischen Verdrängung von Alter und Tod", sondern in einer "so gern als Gegenmodell beschworenen traditionellen Großfamilie". Dort sieht es nicht besser aus, berichtet Schader. Der 94-jährige "Familienpatriarch" ist entmachtet, seine Familie nimmt ihn nicht mehr ernst, behandelt ihn als Unperson und vieles, was er in jüngeren Jahren getan hat, rächt sich nun im hohen Alter. Dem Autor, obwohl zum Zeitpunkt des Schreibens gerade mal 37 oder 38 Jahre alt, sei es trotz des Altersunterschiedes zu seinem Protagonisten gelungen, glaubwürdig und "bruchlos" in die Perspektive des Alten zu schlüpfen, lobt die Rezensentin. Aktuelles Erleben, Erinnerungen und Träume gingen ineinander über. Für den Leser sei es zwar nicht einfach, die vielen Figuren der Familie zu ordnen, doch verdeutlicht gerade diese Erzählhaltung für Schader die Sicht eines alten Menschen auf sich selbst und rückblickend auf sein Leben.
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