Heidi Kang (Hg.), Ahn Sohyun (Hg.)

Ein ganz einfach gepunktetes Kleid

Moderne Erzählungen koreanischer Frauen
Cover: Ein ganz einfach gepunktetes Kleid
Pendragon Verlag, Bielefeld 2004
ISBN 9783934872578
Gebunden, 248 Seiten, 18,50 EUR

Klappentext

Aus dem Koreanischen und mit einem Nachwort von Heidi Kang und Ahn Sohyun. Mit der Demokratisierung und dem zunehmenden Wohlstand in den 90er Jahren in Korea kehrten sich die Schriftsteller immer mehr von politischen und gesellschaftlichen Themen ab und stellten die Welt zunehmend aus privater Sicht dar. Den in dieser Anthologie enthaltenen Erzählungen koreanischer Autorinnen ist die Darstellung des Überlebenskampfes und der Kontaktschwierigkeiten zwischen den Geschlechtern gemeinsam. Die Frauen müssen sich damit auseinandersetzen, dass ihre romantische Vorstellung von der Liebe an der Realität zerbrochen ist, dass die Gesellschaft ihnen traditionelle Normen aufzuzwingen versucht, gegen die sie ihren individuellen Weg verteidigen müssen. Auch ist die Stellung einer Autorin in Korea nicht unangefochten, denn als Frau hat sie in einer vom konfuzianischen Wertesystem immer stark beherrschten Gesellschaft über bestimmte Themenbereiche zu schweigen. Aus diesem Grund publizieren einige Frauen auch heute noch unter einem Pseudonym. Die in diesem Band vorgestellten Autorinnen und Erzählungen geben dem deutschsprachigen Leser Einblick in das facettenreiche Umfeld, in dem sich das Leben jüngerer Frauen in Korea abspielt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.10.2005

COMPASS MAGAZINE Welches Thema die koreanische Literatur auch behandelt, und welche stilistischen Mittel sie auch dabei benutzt - die katastrophale Geschichte des Landes im 20. Jahrhundert spielt immer eine Rolle. Das gilt selbst für diesen Sammelband mit Erzählungen koreanischer Frauen, die sich kaum mit historischen oder politischen Themen befassen, sondern mit privaten. Aber natürlich ist gerade das private zutiefst politisch, so Rezensent Ludger Lütkehaus. Denn die Frauen schreiben über Themen, die in einer von konfuzianischen Werten geprägten Gesellschaft tabu sind: Ehe, Sex, Liebe. Die Frauen in diesen Geschichten sind meistens allein, erfahren wir. Entweder wurden sie verlassen oder sie haben jemanden verlassen. Und darauf reagieren sie mit einem Rückzug ins Innere, in Träume und Phobien, "der nachhaltigste Weg, sich zu verabschieden", meint der Rezensent. Witz, wie die Titelgeschichte, haben jedoch nur die wenigsten.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.10.2005

"Nachdenkliche und einfache"Geschichten versammelt dieser Band, schreibt Heike Kunert. Geschichten der Sehnsucht - der Sehnsucht koreanischer Frauen nach ... Emanzipation? Nein, eher nach Individualität, nach "emotionaler Freiheit". Die Sehnsucht ist schon da, das Ziel gesetzt, doch es ist noch nicht erreicht - das Wertesystem des Konfuzianismus wirkt noch immer stark, und es ist unter koreanischen Autorinnen nicht unüblich, unter Pseudonym zu veröffentlichen. Und so handeln die Texte von Außenseiterinnen und Außenseitern, die versuchen, ihren Freiraum zu erkämpfen, ohne sich selbst zur Einsamkeit zu verurteilen. Einen hebt die Rezensentin besonders heraus: Jo Kyung Rans Erzählung "Das französische Brillengeschäft". Darin werde "biografische Ereignislosigkeit" so gekonnt und kreativ geschildert, dass sie erlebbar wird.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.09.2004

Nicht die traditionellen Harmonieideale koreanischer Literatur, auch nicht den kämpferischen Feminismus der siebziger Jahre hat Steffen Gnam in dieser "mit Bedacht zusammengetragenen Anthologie" gefunden. Sondern die Introspektive. Junge koreanische Autorinnen, so sein Befund, erzählen über das Private und aus der Perspektive des Privaten; koloniale Vergangenheit und Gegenwart der Teilung treten als Themen hinter psychologischen Selbstbespiegelungen, "Emanzipation von konfuzianischen Idealen" und dem Geschlechterkampf zurück, dessen Protagonistinnen aber eher "kritische Wohlstandskinder" als radikale Kriegerinnen für die Sache der Frauen sind - "zerbrechliche, innerlich starke Personen, die der Macht der Konformität und dem immanent männlichen Blick der Gesellschaft auf intelligente, tragische oder selbstzerstörerische Weise trotzen". Es geht um Karriere, es geht um arrangierte Hochzeiten, es geht um "Liebe in den Satellitenstädten", und dem Rezensenten zufolge gelingt es den jungen Erzählerinnen, diesen Themen entsprechende sprachliche Gewänder zu stricken; so hebt er hervor, dass "einige Autorinnen über die Verödung des Zwischenmenschlichen zu einer eigenen Ästhetik gelangen, die Anonymität und Sterilität zu Stilmitteln erhebt".
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