Heinz Bude

Das Gefühl der Welt

Über die Macht von Stimmungen
Cover: Das Gefühl der Welt
Carl Hanser Verlag, München 2016
ISBN 9783446250659
Gebunden, 160 Seiten, 18,90 EUR

Klappentext

Wie ist die Stimmung? Nicht so gut. Von Zuversicht kann keine Rede sein. Wir fühlen uns bedroht, wollen das Erreichte sichern. Wer weiß, was die Zukunft bringt? Für Heinz Bude sind Stimmungen die Gefühle der Gesellschaft. Er analysiert, wie sie entstehen, wie sie beeinflusst werden können, aber auch, wie sie kippen können. Stimmungen entscheiden darüber, wie wir die Welt wahrnehmen, deshalb ist es Politikern so wichtig, die Stimmung der Wähler zu kennen. Heinz Bude zeigt, warum Stimmungen in der Politik oft mehr entscheiden als Argumente. Stimmungen sind vage, flüchtig und unberechenbar. Aber wer verstehen will, wie unsere Demokratie funktioniert, muss von ihrer Macht über die Menschen wissen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.04.2016

Rezensent Uwe Justus Wenzel extemporiert zunächst mal ausführlich über den Begriff der Stimmung, bevor er sich in der zweiten Hälfte seines Artikels auf das Buch einlässt, das sich ihm selbst allerdings wiederum als ein "schweifender Essay" präsentiert. Soviel nehmen wir mit, dass Stimmung bislang zwar ein psychologischer und philosophischer Begriff ist, aber kein soziologischer. Bude liefere dementsprechend "anregende Vorstudien" zu einer kommenden Soziologie der Stimmungen. Nebenbei gehe es Bude aber auch um Zeitdiagnose, für die eine Analyse von Stimmungen unerlässlich sei. Das Wort "vage" fällt dann am Schluss der Rezension, wenn Wenzel mit Gilles Deleuze und Martin Heidegger anfange, von den "Zukünftigen" zu träumen die "verhalten und scheu" nach "Weltoffenheit ohne Selbstverneinung" suchten.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.03.2016

Wie oft bei Heinz Bude ist auch in diesem Band nicht alles zu Ende gedacht, einiges nur angerissen oder angedeutet, räumt Jens Bisky ein, versichert aber: Langweilig wird es nie. Auf gerade einmal 130 Seiten macht sich Bude an eine "Soziologie der Stimmung", die inzwischen zu einer eigenen Realität geworden seien. Bude untersucht das Wechselspiel von emotionaler Verfasstheit und atmosphärischer Gegebenheit, die Bedeutung von Affekten oder Konformitätsdruck. Die derzeitige "grundsätzliche Gereiztheit" erklärt Bude, wie Bisky darstellt, aus dem Aufeinandertreffen zweier großer Stimmungslager: die "empörten, aber heimatlosen Antikapitalisten" auf der einen Seite, auf der anderen die "entspannten Systemfatalisten". Den Rezensenten hätte sehr interessiert, wie sich die verschiedenen Communities und die Öffentlichkeit sich zueinander verhalten und wie sich in der Publikumsdemokratie der sozialen Medien Mehrheiten finden, aber dazu schreibt Bude in seinem skizzenhaften, aber interessanten Band nichts.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.03.2016

Hannes Hintermeier lässt sich die griffigen Pointen des Soziologen Heinz Bude gern gefallen, doch eine haltbare Gegenwartsdiagnose kann er in diesem Band nicht sehen. Schon Budes Ausgangsthese, dass sich die derzeitige allgemeine Gereiztheit aus einem Antagonismus von Antikapitalisten und Systemfatalisten ergebe, findet der Rezensent fragwürdig, und beim Ritt durch die Geschichte der nationalen Stimmungslagen kann Hintermeier dem Soziologen auch nicht ganz folgen. Richtig enttäuschend findet er allerdings, dass Bude seine Untersuchung genau an dem Punkt abbricht, wenn sie spannend zu werden verheißt: wenn es nämlich darum geht, wie die "Gesetze der sozialen Zeit" die Hierarchien zwischen Alteingesessenen und Neuhinzugekommenen formen.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 12.03.2016

Ein ebenso aktuelles wie wichtiges Buch hat Marc Reichwein mit Heinz Budes neuem Werk "Das Gefühl der Welt" gelesen. Der Soziologe analysiert hier die Macht von gesellschaftlichen Stimmungen, informiert der Rezensent, der bei Bude etwa nachliest, wie sich in Europa eine islamfeindliche bzw. misstrauische Atmosphäre ausbreitet, welche Stimmungen in verschiedenen Generationen vorherrschten und wie groß der Einfluss des Internets ist, das "kommunikative Katakomben" für jene Besorgten und Verbitterten bereithält, die alleine lieber den Mund halten. Budes essayistisch verfasste Studie ist vielleicht kein Grundlagenwerk im Sinne Luhmanns oder Habermas', aber in jedem Falle aufschlussreich, vermerkt der Rezensent, der beispielsweise die Macht der "Publikumsdemokratie" oder die Risiken der Stimmungsanfälligkeit kennenlernt.