Helen Meier

Schlafwandel

Erzählung
Cover: Schlafwandel
Ammann Verlag, Zürich 2006
ISBN 9783250600893
Gebunden, 218 Seiten, 18,90 EUR

Klappentext

Erzählt wird die Geschichte eines ungleichen Paars, zweier Frauen, einer älteren, knapp an die 70 Jahre alt, und einer jüngeren, gerade mal über 40. Die ältere ist Schriftstellerin, die jüngere gelernte Philologin. Was die beiden verbindet, ist die intellektuelle Neugier auf das jeweils andere Leben, ist aber auch die Anziehung, die nach einer platonischen Freundschaft dem körperlichen Begehren weicht."Wie schön sie aussah, schmal, elegant, vornehm, androgyner Knabe, apartes eigenartiges Mädchen, Erbin eines Adels, von dem sie selbst nichts wusste. Rasch den Kopf drehend, schwangen ihre Haare, weich wie ein Wäldchen, fest wie ein Helm ihr um die Wangen." Den Abenteuern die die beiden miteinander zu bestehen haben, bleibt die Entfremdung nicht erspart, die Wünsche der beiden, auch die Möglichkeiten, sind unterschiedlich, und so kommt es wie es kommen muss.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.07.2006

Helen Meiers Geschichte von einem originellen Liebespaar hat Sabine Doering am Anfang richtiggehend mitgerissen, fällt aber in der zweiten Hälfte etwas ab, wie sie bedauert. Dass die Autorin mit der Liebe zwischen der 60-jährigen Nora und der viel jüngeren Celestina souverän alle gesellschaftlichen Konventionen außer Acht lässt, verschafft ihr die Bewunderung Doerings. Die erotischen Details der Beziehung der beiden Protagonistinnen schildere sie eindringlich und ausführlich, aber immer mit Stil und Sprachgefühl, das nur selten dem Überschwang der Gefühle weichen muss. Meier geht darüberhinaus auf das Thema des Alterns ein und auf die Schwierigkeit, dieses zu akzeptieren. Der zweite Teil des Buches gerät in den Augen Doerings aber im Gegensatz zum "straff" erzählten Beginn durch ein Übermaß an Lebensweisheiten eher "geschwätzig" und in "bedenkliche Nähe zu einer wohlmeinenden Ratgeberliteratur". Die Rezensentin hätte sich außerdem ein nicht ganz so sonniges Ende gewünscht. Dass sich Nora schließlich mit dem Verlust von Celestine abfindet, nehme der ganzen Geschichte viel von ihrer belebenden "Provokationskraft".
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.04.2006

Für Samuel Moser muss sich Helen Meier in diesem Buch davor in acht nehmen, "nicht selber zur Schlafwandlerin zu werden". Denn was die Autorin in ihren Erzählungen über das Altern und die Liebe im Alter entfaltet und als Zustand "unreflektierten Verliebtseins" darstellen will, endet oft in seichten Gewässern: Es fehlt die Reflexion. Das ist bedauerlich, findet der Rezensent, böte sich doch eine intime Verschränkung von Stoff und Sprache, vom "Drama des Alterns und dem Drama des Schreibens" an. Bei Nora, der Hauptfigur der titelgebenden Erzählung aber gerinnt eine neue Liebe zu einer Frau, die sie aus dem eingefahrenen Leben führt, erneut zum Klischee - auch und vor allem durch Meiers Sprache. Das Problem sei, bedauert der Rezensent, dass Meier den "Leser fühlen und sehen lassen will, was nicht zu sagen ist". Redunanzen, die so unweigerlich entstehen, fülle die Autorin mit "Ambiente und Ambiance, peinlich genau arrangiert und detailgenau beschrieben wie in einem Trivialroman". Übrig bleibt, trotz gelegentlicher "zynischer" und dunkler Zwischentöne der Eindruck eines Wellnessprogramms für den Herbst des Lebens: "schöner lieben, schöner wohnen, schöner schreiben".
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