Matthias Zschokke

Auf Reisen

Erzählung
Cover: Auf Reisen
Ammann Verlag, Zürich 2008
ISBN 9783250601272
Gebunden, 235 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Von Berlin reist einer los, nicht ohne uns hintersinnig seine Stadt zu empfehlen, bricht auf in die verführerischen Landschaften und Metropolen Europas, landet in Amman und bereist Jordanien, um letztlich auch Big Apple seine Aufwartung zu machen. Vom Essen, Trinken und Schlafen ist die Rede, von der Pekunia, die dafür aufgewendet werden muss, und vom Rausch eines Staunenden ob der Köstlichkeiten und unerwarteten Ereignisse, aber auch von der angestauten Wut eines Enttäuschten, wenn er sich geneppt fühlt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.06.2009

Angetan zeigt sich Tilmann Lahme von Matthias Zschokke Erzählung "Auf Reisen". Auf den ersten Blick scheint ihm das Buch des in Berlin lebenden Schweizer Schriftstellers allerdings eher eine Reisereportage mit Skizzen und Eindrücken von Weimar über Porto nach New York. Auch dass der Erzähler immer mal wieder den Reiseführer mimt, der dem Leser nützlich Tipps gibt, scheint ihm diesen Verdacht nahe zu legen. Bei näheren Hinsehen allerdings entpuppt sich dies für ihn als eine "raffinierte Methode", den Leser in Sicherheit zu wiegen. Zschokke knüpfe seinen erzählerischen Faden "sanft, unaufdringlich", um von einem Melancholiker zu erzählen, "der wegfährt, um sich neu zu entdecken". Dabei hat Lahme ganz besonders die Beobachtungsgabe des Autors bezaubert.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.03.2009

Keine Sensation, aber sie stehen dem Autor gut, diese Briefe, findet Tilman Spreckelsen. Die späte Herausgabe der knapp dreißig Briefe, die Giuseppe Tomasi di Lampedusa zwischen 1925 und 1930 an seine Brüder verschickte, lassen bei unserem Rezensenten keine Wünsche offen. Anspielungsreich, wie unter Vertrauten zu erwarten, sind sie, so Spreckelsen, und von einer lustvollen Neigung ihres Verfassers zeugend, als Falstaff oder Dickens zu posieren und so manche Zote vom Stapel zu lassen. Wenn der Autor aus London über hochrangige Politiker oder, neidvoll, über die örtlichen Pissoirs aus schwarzem Marmor berichtet, sieht sich Spreckelsen detailliert informiert. Was will man mehr?
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.03.2009

Ihre anfängliche Skepsis kann Meike Fessmann schnell vergessen. Die von Matthias Zschokke zwischen 1999 und 2005 für den Zürcher Tages-Anzeiger verfassten Reisereportagen zeigen ihr nicht nur Städte und Landschaften, sondern auch etwas vom nicht ganz unproblematischen Innenleben des Autors. Fessmann folgt dem"fernwehsüchtigen Mitteleuropäer mit intellektueller Statur" ins triste Berlin und dann weit weg nach Jordanien und New York. Und stellt fest: Die anfängliche Melancholie und die Skrupel des Autors, die sich auf den Leser übertragen, wie es heißt, lösen sich im flirrenden Äther über dem Wüstensand und im klischeefeiernden Big Apple einfach auf und verwandeln sich in Eleganz und Leichtigkeit. Ein Glücksversprechen, an das Fessmann gerne glaubt, so komisch, traurig, liebenswert und wahrhaftig findet sie es in diesem Buch formuliert.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 27.01.2009

Recht angetan zeigt sich Hansjörg Graf von Matthias Zschokkes Reisebeschreibungen. In den meisten der Miniaturen, die den Leser durch Städte wie Berlin, Budapest, Amman, New York führen, geht es seines Erachtens immer auch um die Frage nach dem, was eigentlich als wesentlich gelten könne. Die Physiognomien von Orten und Landschaften scheinen ihm dabei ebenso von Interesse wie die Erfahrungen, die Einsichten und die Neugier des Autors. Zugleich findet Graf in diesen Aufzeichnungen eine Art kritische "Selberlebensbeschreibung". Zschokkes Vorliebe für Orte, die dem Reisenden "Raum und Ruhe" bieten, kann er gut nachvollziehen. Er findet in der Prosa Zschokkes immer wieder einen "doppelten Boden, der den Scherz, die Ironie und deren tiefere Bedeutung ahnen lässt, aber auch der Poesie seinen Tribut zollt".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.11.2008

Sibylle Saxer kann Matthias Zschokkes jüngstem Buch, in dem er bereits andernorts erschienene Reiseerzählungen zu einer einzigen Erzählung zusammengefügt hat, durchaus einiges abgewinnen. Der Erzähler, den man nicht nur wegen des Buchumschlagfotos getrost als den Autor selbst verstehen darf, wie die Rezensentin versichert, gibt sich als "moderner Flaneur", der aus Berlin immer wieder aufbricht um nach Weimar, Amman, Budapest oder Liestal und zurück nach Berlin zu reisen. Seine Reiseerlebnisse und Beobachtungen, die auch schon mal "handfeste Tipps" für reiselustige Leser bereithalten, sind elegant und humorvoll erzählt, betont Saxer. Aber in der gefälligen "Oberfläche" sieht sie auch das Problem dieser Erzählung, denn mehrdeutige Beobachtungen, die der Autor durchaus gemacht habe, gehen dabei zumeist unter, beklagt die Rezensentin. Und so findet sie überwiegend in den Berlin-Kapiteln des Buches einen Sinn für spannungsreiche Untiefen, der auch dem Buch insgesamt gut getan hätte, wie Saxer ein bisschen enttäuscht meint.