Henning Sietz

Attentat auf Adenauer

Die geheime Geschichte eines politischen Anschlags
Cover: Attentat auf Adenauer
Siedler Verlag, Berlin 2003
ISBN 9783886808007
Gebunden, 341 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

München, 27. März 1952, später Nachmittag. Im Keller des Polizeipräsidiums explodiert eine Bombe, die in einem an Bundeskanzler Adenauer adressierten Paket versteckt war. Der Sprengmeister kommt beim Öffnen der Sendung ums Leben. Der Anschlag auf Bundeskanzler Adenauer findet im In- und Ausland große Beachtung. Die Zeitungen berichten täglich. Aus der Bevölkerung gehen Tausende von Hinweisen ein. Vier Tage später kommt eine zweite Bombe per Post. Empfänger ist diesmal der Leiter der deutschen Kommission bei den Wiedergutmachungsverhandlungen mit Israel in Den Haag. Eine "Organisation jüdischer Partisanen" bekennt sich zu dem Anschlag. Die Hinweise verdichten sich, dass jüdische Täter Adenauers Annäherungen an Israel sabotieren wollen. Doch von einem Tag auf den anderen gibt die Sonderkommission nichts mehr bekannt. Auch die Presse stellt die Berichterstattung ein. 1978 wird das Verfahren eingestellt, zu einem Prozess kommt es nicht. Wer steckte tatsächlich hinter den Anschlägen? Dieses Buch rekonstruiert erstmals anhand bislang geheimer Dokumente die Geschichte dieses politischen Anschlags.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 01.09.2003

Zwiespältig findet Rezensent Werner Bührer Henning Sietz' Abhandlung über das Attentat auf Adenauer am 27. März 1952. Neu sei es "beileibe nicht", was Sietz da formuliert habe, und manchmal sei es einfach "schlicht schief und überholt". Sietzs Thesen, dass Adenauer versucht habe, mit allen Mitteln einen Prozess zu diesem Attentat zu vermeiden und dass er es tat, weil sich dahinter angeblich eine jüdische Organisation verbarg, klingen für den Rezensenten zwar durchaus annehmbar. Nur die stichhaltigen Beweise fehlen ihm. Er honoriert durchaus, dass sich Sietz dem gerade in der Nachkriegszeit sehr "heiklen" und "schwierigen Thema der deutsch-israelischen Beziehungen annehme. Bührer bezweifelt aber, ob die Umstände um das Adenauer-Attentat wirklich ein ganzes Buch rechtfertigten. Auch sieht er den vom Autor geäußerten "'hochpolitischen' Charakter des Falles" nicht. Absolut anfreunden kann sich der Rezensent dagegen mit Sietz' "elegant-süffigem" Schreibstil, welcher das Buch "sehr gut lesbar" mache.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.08.2003

Nicht gerade überzeugt klingt der Rezensent Ulrich Lappenküper von dieser Dokumentation von Henning Sietz über "Hintergründe und Motive" des Adenauerattentats von 1952. Der Autor hätte zwar "akribisch Recherche" betrieben und versucht, mit "bislang geheimen Dokumenten" herauszufinden, was damals wirklich geschah. Als "zu detailüberfrachtet" empfindet der Rezensent aber diese Ausführungen. Und dennoch blieben letztendlich nur "Fragen über Fragen", wie er den Autor zitiert.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.07.2003

Als "spannenden Fahndungsbericht" würdigt der "de." zeichnende Rezensent Henning Sietz' Buch über das versuchte Attentat auf Adenauer im März 1952. Darüber hinaus sieht er darin eine Darlegung des politischen Kräftefelds, in dem sich die junge Bonner Demokratie zu etablieren suchte. Auf Grundlage zahlloser Dokumente und Darstellungen schildere Sietz die Umtriebe rivalisierender jüdischer Untergrundgruppen in Europa, die um Einfluss im Staat Israel rangen. Aus deren Reihen hätten sich etwa 15 Figuren rekrutiert, die hinter dem Anschlag auf den Kanzler standen. Auch auf die Schwierigkeiten der Fahndungsbehörden im Kompetenz-Dschungel eines noch nicht gefestigten, außenpolitisch noch nicht autonomen Staatswesens gehe Sietz detailliert ein. Fazit des Rezensenten: ein "höchst interessanter Einblick" in die frühen Tage der Bundesrepublik Deutschland.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 11.07.2003

Henning Sietz' Arbeit über das versuchte Attentat auf Adenauer 1952 hat Rezensent Ulrich Speck nicht wirklich überzeugt. Sein Hauptvorwurf: Sietz erzählt die Geschichte, wie sie gewesen sein könnte, nicht wie sie sich wirklich war. Ein "entscheidendes Manko" für ein Buch, das als "Enthüllungsstory" daherkommt, findet Speck. Aber auch sonst hat er einiges zu kritisieren. Was fehlt, ist der rote Faden: der Autor verliere sich bei seinen Schilderungen der Ermittlungen immer wieder auf Nebenschauplätzen. Die Exkurse, etwa über das schwierige Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich in den frühen Fünfzigern oder über den Kampf jüdischer Siedler gegen die britische Besatzung Palästinas, hält Speck zwar für "solide referiert", aber neu sei das "größtenteils" nicht. Sietz' Einschätzung, dass die Attentäter radikale jüdische Aktivisten gewesen seien, die die Wiedergutmachungsverhandlungen zwischen Deutschland und Israel torpedieren wollten, hält unser Rezensent für reine Spekulation, handfeste Beweise könne der Autor nicht vorlegen. Ziemlich problematisch bei einem Thema, das sich politisch ausschlachten lässt, hält Speck fest. Der Autor wäre besser beraten gewesen, resümiert er, "wenn er sich auf einwandfrei belegte historische Tatsachen beschränkt hätte".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 10.07.2003

Am 27. März 1952 explodiert im Münchner Polizeipräsidium ein Paket, das an den damaligen Bundeskanzler Adenauer adressiert war, berichtet Daniel Koerfer. Die Hauptverdächtigen, so der Rezensent, sind zwei Juden, Opfer des Naziregimes, die Kontakte zur verbotenen israelischen Terrororganisation Irgun aufgenommen hatten. Trotz professioneller Ermittlungen wird keine Anklage erhoben, da die verdächtigen Brüder in Israel abtauchen und nicht ausgeliefert werden können, weiß Koerfer. An sich hält er dieses Thema für ausgesprochen brisant, zumal das Wiedergutmachungsabkommen mit Israel damals äußerst umstritten gewesen sei, wie Äußerungen von Golda Meir und Menachem Begin zeigten, die alle Deutsche als Nazis und Mörder bezeichnet hätten. Mit der Behandlung durch Henning Sietz ist Koerfer jedoch sehr unzufrieden. Er entdeckt von der "vom Verlag vollmundig angekündigten 'Sensation' keine Spur". Herausgekommen sei nur eine "schwer genießbare, schier endlose Melange", jedoch keine neuen Erkenntnisse.