Ibrahim al-Koni

Die Puppe

Roman aus der Sahara
Cover: Die Puppe
Lenos Verlag, Basel 2008
ISBN 9783857873898
Gebunden, 166 Seiten, 18,50 EUR

Klappentext

Aus dem Arabischen von Hartmut Fähndrich. Die Wüste folgt anderen Gesetzen als die Stadt. Die Sesshaften müssen die Vermächtnisse der Ahnen aus der Zeit der Wüstendurchquerung vergessen. Oder dürfen sie das nicht? Der Konflikt ist Thema in Ibrahim al-Konis Roman "Die Puppe", der, zweiter Teil einer Trilogie, die Geschichte der Verheissenen Stadt fortsetzt. An deren Ende steht die Stadt, Heimstätte für den einstigen Nomadenstamm und Magnet für Menschen von nah und fern. Die Jungfrau des Heiligtums, das über den sterblichen Überresten des Stammesführers errichtet wurde, überbringt von diesem die Lehren der Ahnen. Doch die Menschen wollen keinen toten Führer, sondern einen aus Fleisch und Blut. Sie wollen keine rätselhaften, fertigen Antworten aus dem Unsichtbaren, sondern einen Führer, der, einmal gewählt, manipulierbar ist und vornehmlich dazu dient, ihre Interessen zu rechtfertigen. Und wenn er das nicht tut? Wenn er es ablehnt, eine Puppe zu sein? Dann ist der Konflikt programmiert. Die Puppe ist ein Roman über das, was täglich in der Zeitung steht: die Erwartungen von Menschen an ihre politische Führung; die Forderung, das eigene Gewinnstreben ohne moralische Fesseln durchsetzen zu können; der Wunsch, traditionelle Bindungen abzuwerfen oder eben an ihnen festzuhalten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.07.2008

Recht eingenommen zeigt sich Kersten Knipp von Ibrahim al-Konis Roman "Die Puppe", der für ihn auf gelungene Weise den gesellschaftlichen Wandel verarbeitet, der auch vor den Tuareg in der Sahara nicht halt macht. Im Zentrum sieht er den Untergang der alten Ordnung, den al-Koni im Konflikt zwischen einem jungen, aber traditionell eingestellten Tuareg-Führer und den alten, wohlhabenden Händlern, die längst sesshaft geworden sind und beachtlichen Besitz angehäuft haben, darstellt. Knipp schätzt den ebenso "bedächtigen" wie "hintersinnigen" Stil des libyschen Autors, auch wenn das Erzähltempo für seinen Geschmack etwas höher hätte sein können. Auch begrüßt er, dass sich al-Koni nicht als Mahner oder Prediger geriert. Der Roman ist in seinen Augen dann auch alles andere als ein elegischer Abgesang auf die guten, alten Tuareg-Zeiten. Im Gegenteil: letztlich gelinge es dem Autor das "ewige Drama der Moderne", das sich auch in der Wüste Sahara abspielt, unsentimental aufzuführen.
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