Ivana Sajko

Jeder Aufbruch ist ein kleiner Tod

Roman
Cover: Jeder Aufbruch ist ein kleiner Tod
Voland und Quist Verlag, Dresden und Leipzig 2022
ISBN 9783863913458
Gebunden, 180 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Kroatischen von Alida Bremer. Ein Mann sitzt im Zug, auf der Reise von einem kleinen Ort irgendwo an der südlichen Küste Europas nach Berlin. Im Takt der ratternden Räder lässt er seinen Gedanken freien Lauf. Er erzählt eine Geschichte über die Unmöglichkeit eines erfüllten Lebens, gesellschaftlichen Aufstiegs und über die Hoffnung, beides doch zu erreichen. Das Ergebnis: ein Porträt eines Schriftstellers, der tief in unsere Epoche verwurzelt ist, einer Zeit, in der Grenzen und Grenzerfahrungen zum Alltag gehören und in der die Liebe als unmöglich und dennoch als letzte Rettung anmutet.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 27.01.2023

Gespannt und tief berührt folgt Rezensentin Bettina Baltschev dem inneren Monolog eines Mannes, der vom Balkan nach Berlin reist und sich auf dem Weg von seinem Liebeskummer loszuschreiben versucht. Seine Freundin hat ihn verlassen, doch sein Trennungsschmerz ist nur vordergründig ein privater Schmerz. Auf nur 150 Seiten gelingt es Ivana Sajko, die Trauer des Mannes und ihre Ursachen in einen transgenerationalen Zusammenhang zu bringen - die Fluchtbewegungen im Zweiten Weltkrieg, im Balkan-Krieg, die vielen Flüchtenden im Jahr 2015 - all diese Aufbrüche, die ihn direkt oder indirekt prägten, haben den namenlosen Erzähler zu einem Fremdling gemacht, einem Traumatisierten, der sich und seine Liebe nicht auszudrücken weiß, erklärt Baltschev. So wird aus der Auseinandersetzung mit einer gescheiterten Liebe eine Auseinandersetzung mit dem gegenwärtigen "Zustand Europas", so die begeisterte Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 07.01.2023

Die Kroatin Ivana Sajko hat zwei große Themen, weiß Rezensentin Verena Auffermann, die Aussichtslosigkeit der Liebe sowie Flucht und Vertreibung aus der Heimat. Diese Themen seien auch in ihrem neuen Roman über einen Schriftsteller prävalent, der eine Zugreise von Kroatien nach Berlin unternimmt. Neben dem, was sich auf dieser Fahrt ereignet, verrät die Kritikerin, begibt sich der Ich-Erzähler immer wieder in Erinnerungsschleifen, die die Gegenwart mit der politischen Geschichte seines Landes mit Ereignissen wie etwa dem Jugoslawienkrieg verbinden und dabei nie die paneuropäischen Auswirkungen aus dem Blick verliert. Als zentrales Thema benennt sie dabei das der Entfremdung, das den Roman angesichts jüngster europäischer Geschichte für sie brandaktuell macht.
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