Iwan Sergejewitsch Schmeljow

Der Toten Sonne

Roman
Cover: Der Toten Sonne
Die Andere Bibliothek, Berlin 2023
ISBN 9783847704591
Gebunden, 320 Seiten, 44,00 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Christiane Pöhlmann. Der Roman erzählt vom mörderischen Wüten der Bolschewiki im Bürgerkrieg auf der Krim zu Beginn der Zwanzigerjahre. Iwan Schmeljow war in Moskau aufgewachsen, die Krim, wo er von 1918 bis 1922 mit seiner Frau in Aluscha lebte, sein Flucht- und Sehnsuchtsort, war seine Heimat. Berge, Meer und gleißende Sonne, ein friedliches Vielvölkeridyll, vernichtet durch die Bolschewiki, die auch Schmeljows einzigen Sohn Sergej hier erschossen. "Der Toten Sonne" ist zum literarischen Zeugnis eines Autors geworden, der sich "von Europa" im Stich gelassen fühlte, ein Requiem auf die Opfer des damaligen Terrors und dabei nach fast hundert Jahren ein einzigartiges Buch: Die schmerzvolle Sprache des Ich-Erzählers verströmt eine ungeheure Einsamkeit und Verlassenheit, ihre poetische Kargheit entfaltet einen Sog, dem wir uns auch heute - vielmehr gerade heute - nicht entziehen können. "Irgendwo scheint sicher die Sonne, aber das ist nicht unsere Sonne". Die Krim ist für Iwan Schmeljow nicht länger Paradies, sondern apokalyptisch anmutende Natur, statt Fülle regieren Hunger und Elend, Rechtlosigkeit, Folter und Erschießungen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 10.08.2023

Vehement tritt Rezensent Jens Jessen für die Rehabilitierung von Iwan Schemljow ein: Der russische Schriftsteller und seine Texte waren Opfer antikommunistischer Bestrebungen, obwohl sie dezidiert nicht rechtfertigen, welche Verbrechen im Namen des Kommunismus verübt worden sind, ganz im Gegenteil, meint Jessen. In "Der Toten Sonne" widmet sich der Autor den Folgen der Oktoberrevolution auf der Krim, die dort ein wahres "Schlachtfest" veranstaltet und vor allem Hunger und Elend hinterlassen hat. Ein Buch, das die Skrupellosigkeit der Revolution und ihre fatalen Folgen zeigt und gerade deshalb auch heute noch wichtig ist, wie Jessen ausführlich darlegt.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 15.07.2023

Rezensent Wolfgang Schneider begibt sich mit Iwan Schmeljows Klassiker auf die Krim der frühen 1920er, die von den Verwüstungen des Bürgerkriegs in Folge der Oktoberrevolution gezeichnet ist. Eindringlich schildere Schmeljow, wie der bolschewistische Terror und eine von der Politik der neuen Machthaber verursachte Hungersnot Elend über das Land gebracht habe. Insbesondere zeichne der Roman das Bild einer paranoid gewordenen Gesellschaft. Die Sowjets selbst kommen bei Schmeljow lediglich als lächerliche, nicht einmal in ihrer eigenen Ideologie bewanderte Gestalten vor, so Schneider. Schmeljow schrieb, führt der Rezensent aus, das Buch im französischen Exil in der Hoffnung, europäischen Intellektuellen alle Sympathien mit den Kommunisten auszutreiben. Bemerkenswert findet Schneidet auch den literarischen Stil des unter anderem von Thomas Mann bewunderten Autors. Nicht protokollarisch und nüchtern, wie man das heute von Literatur über Krieg erwartet, schreibt Schmeljow, sondern einfühlsam, teilweise auch ausschweifend, lobt der Kritiker, der auch. Christiane Pöhlmanns hervorragende Übersetzung dieser Prosa hervorhebt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.04.2023

Rezensent Jörg Plath findet Iwan Schmeljows lyrischen Ton, den Christiane Pöhlmann in ihrer Übersetzung abbildet, am Ende passend zur dieser Geschichte eines Schriftstellers in der Verbannung auf der Krim. Zwischen Bukolik und Schrecken changiert Schmeljows Roman aus dem Jahr 1923 laut Plath, wenn er einerseits die Natur auf der Krim beschreibt und andererseits die Brutalität des russischen Bürgerkriegs durchscheinen lässt. Etwas aus der Zeit gefallen wirkt auf den Rezensenten der immer wieder vom Erzähler angerufene Geist Gottes, der Trost spenden soll.
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