Boris Sawinkow

Das fahle Pferd

Roman eines Terroristen
Cover: Das fahle Pferd
Galiani Verlag, Berlin 2015
ISBN 9783869711140
Gebunden, 304 Seiten, 22,99 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Alexander Nitzberg. Der Ur-Roman über die Psychologie des Terrors. Er hat einen britischen Pass, angeblich ist er Engländer. Mit ihm sind vier Komplizen angereist: eine Bombenbauerin und drei Männer, die das Opfer auskundschaften und beim Attentat helfen sollen. Jeder von ihnen will die Bombe werfen. Ein Leben auf einem schmalen Grat. Ein Teil der Gruppe hat schon mit allem abgeschlossen, bei anderen flackern fiebrige Gefühle auf: Die Bombenbauerin ist in den Ich-Erzähler verliebt, einer der Komplizen in sie; dessen Angst, die Bombe könnte bei der Fertigung explodieren und sie in Stücke reißen, ist kein Hirngespinst.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 28.01.2016

Boris Sawinkows Roman "Das fahle Pferd" aus dem Jahr 1908 erzählt die Geschichte des Attentats auf den Moskauer Generalgouverneur aus der Perspektive der Terroristen - was wenig überrascht, war es doch Sawinkow selbst, der den Mord wirklich ein paar Jahre zuvor orchestriert hatte, berichtet Rezensent Alexander Cammann. Spannend findet der Rezensent vor allem, dass die Motivationen der Verschwörer so aktuell wie vor hundert Jahren wirken. Vom religiösen Fundamentalisten, der sich mit einer Art "Anti-Bergpredigt" rechtfertigt, über einen verarmten Sozialrevolutionär, einen Idealisten und eine Liebende bis hin zum intellektuellen Nihilisten umfasst die Gruppe praktisch das ganze Spektrum moderner Attentäter, erklärt Cammann.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.01.2016

Sabine Berking freut sich über die deutsche Ausgabe von Boris Sawinkows Roman "Das fahle Pferd" von 1909. Selten hat die Rezensentin derart unmittelbare Einblicke in die Techniken der Gewalt auf der einen Seite und in die Psyche eines sich immer mehr radikalisierenden Terroristen auf der anderen Seite erhalten. Berking lobt nicht nur den an Dostojewskis Nihilismus erinnernden Erzählton Sawinkows, sondern lernt in diesem Tagebuch auch einiges über den Terrorismus in Russland um 1900. Nicht zuletzt weiß die Rezensentin das Nachwort des Berliner Historikers Jörg Baberowski zu schätzen, der das Leben des Berufsterroristen Sawinkow beleuchtet.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 19.12.2015

In Boris Sawinkows "Das fahle Pferd" werden in Tagebuchform und auf oft sehr lyrische Weise die Vorbereitungen auf ein Attentat geschildert, berichtet Joseph Wälzholz. Das ganze spielt im Russland des frühen zwanzigsten Jahrhunderts, zu Sawinkows Lebzeiten also, und der Autor war tatsächlich Teil einer Gruppe gewesen wie jener, die er hier inszeniert, verrät der Rezensent. Wer sich mit der Geschichte dieser Zeit und Sawinkows Auseinandersetzung mit ihr interessiert, sollte lieber seine "Erinnerungen eines Terroristen" lesen, rät Wälzholz, als Romanze mit düsterem Hintergrund kann er dieses aber trotzdem empfehlen. Nur den nachgestellten Aufsatz des Historikers Jörg Baberowski hätte sich der Verlag sparen sollen, findet der Rezensent, der füge dem ganzen kein Gran hinzu.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 01.12.2015

Hoch aktuell erscheint Rezensent Thomas Urban der vor hundert Jahren erschienene Terror-Roman "Das fahle Pferd", mit dem sich Autor Boris Sawinkow, der selbst Terroranschläge auf hohe Repräsentanten in Russland plante, ein Denkmal setzte. Während der Lektüre des in Form eines Tagebuchs gehaltenen grandiosen Romans, der von dem Terroristen Georg erzählt, muss der Kritiker immer wieder an Dostojewskis Auseinandersetzungen mit Gut und Böse denken. Gebannt liest er, wie Sawinkows Protagonist mit einigen Mitverschwörern das Attentat auf den Gouverneur von Moskau plant, die Zweifel der Komplizen am Töten mit Verweisen, etwa auf die Bibel, auszuräumen versucht und seine eigenen Beweggründe seiner Geliebten Jelena erklärt. Lobend erwähnt der Rezensent auch die Übersetzung von Alexander Nitzberg, der Sawinkows "hartes Staccato" präzise ins Deutsche überträgt.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.11.2015

Ulrich M. Schmid erhält beim Lesen von Boris Sawinkows erstmals 1913 erschienenem Roman einen Eindruck vom Fanatismus und von der Verzweiflung der Terroristen in der späten Zarenzeit. Dass Fiktion und Autor-Biografie einander in diesem Fall durchaus beglaubigen, weiß Schmid. Sawinkows fiktives Tagebuch der Revolte, über Attentate und die Erotik des Tötens, jagt ihm also Schauer über den Rücken. Dankbar zeigt er sich über Alexander Nitzbergs "formidable" Übersetzung, dessen Nachwort sowie einen Essay von Jörg Baberowski über den russischen Terror, sämtlich im Band enthalten.