Adam Tooze

Sintflut

Die Neuordnung der Welt 1916-1931
Cover: Sintflut
Siedler Verlag, München 2015
ISBN 9783886809288
Gebunden, 720 Seiten, 34,99 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Norbert Juraschitz und Thomas Pfeiffer. Wie eine Sintflut riss der Erste Weltkrieg die alte Ordnung hinweg, wirbelte gesellschaftliche, politische und ökonomische Vormachtstellungen durcheinander, ließ ganze Reiche zerbrechen und neu entstehen. In einem weltumspannenden Panorama beschreibt Adam Tooze die fundamentalen Verschiebungen der Zwischenkriegszeit und legt dar, wie fatal sich vor allem die Rolle der USA auswirkte: Die neue Weltmacht scheiterte letztlich daran, dauerhaft für Frieden zu sorgen. In seiner Darstellung der Zwischenkriegszeit zeigt Adam Tooze, wie in den Jahren von 1916 bis 1931 eine neue Weltordnung entstand. Auch als das Töten auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs schon lange vorbei war, tobte der Kampf um Macht und Einflusssphären weiter. Am Ende der Epoche hatte sich die Welt fundamental verändert.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 17.09.2015

Rezensent Rudolf Walther mäkelt ein bisschen herum am neuen Buch des britischen Historikers Adam Tooze. Im großen Ganzen ist er jedoch zufrieden mit Toozes in bester angelsächsischer Tradition mäandernder Geschichte der Zwischenkriegszeit 1916-1931. Das Mehr an Konzentration auf die Hauptstränge der Erzählung, das sich Walther gewünscht hätte, scheint wettgemacht durch Toozes "überzeugende" Nachzeichnung der wirtschaftlichen wie politischen Versuche namentlich Woodrow Wilsons, eine neue Weltordnung zu schaffen, sowie die Analyse des Scheiterns dieses ambitionierten Vorhabens am Beginn einer neuen Epoche. Laut Walther lag dies hauptsächlich am Beharren der USA auf Rückzahlung der Kriegsschulden Frankreichs Großbritanniens, die den Druck ihrerseits an Deutschland weitergaben.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.09.2015

Ein Meisterwerk sieht Rezensent Christoph Jahr in Adam Toozes Buch über die Neuordnung der Mächte nach dem Ersten Weltkrieg. Dankbar stellt der Rezensent fest, dass der Autor sich um die Verursacherfrage nicht kümmert und stattdessen das Jahr 1916 zum Ausgangspunkt nimmt, um mit auktorialem Gestus ein komplexes Szenario zu entfalten und es analytisch zu durchdringen. Ob er das Verhältnis Russlands zum deutschen Kaiserreich, die Entkolonialisierung in Indien oder den japanisch-chinesischen Konflikt in den bisweilen sarkastischen Blick nimmt - laut Jahr entfaltet Tooze ein beeindruckendes Panorama, das dem Rezensenten nicht zuletzt Erkenntnisse über das aktuelle Weltgeschehen erlaubt. Auch wenn nichts im Buch wirklich neu ist und die Differenzierung mitunter unter der "großen" Erzählung leidet, wie Jahr feststellt, Tooze überzeugt ihn mit erzählerischer Kraft und analytischer Stringenz.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 02.06.2015

Für unbedingt lesenswert hält Dirk Pilz das Buch des Yale-Historikers Adam Tooze. Warum? Weil der Autor sich auf den dialektischen Konnex zwischen Wirtschaft und Politik konzentriert und daraus das Hin-und-Her zwischen Ordnung und Auflehnung konstruiert, das er als Urgrund des Ersten Weltkriegs erkennt anstelle der üblicherweise verantwortlich gemachten labilen demokratischen Situation. Pilz lässt sich überzeugen und glaubt dem Autor auch, wenn der den Umbruch zu einer neuen globalen Weltordnung auf amerikanische Hegemonieansprüche und das Jahr 1916 zurückführt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 26.05.2015

Mit einer großzügigen Besprechung würdigt Martin H. Geyer Adam Toozes Buch "Sintflut" über die Neuordnung der Welt in den Jahren 1916 bis 1931. Interessiert folgt der Rezensent den ebenso erfrischenden wie provokativen Ausführungen des Wirtschaftshistorikers, der entgegen gängiger Interpretationen bereits im Ersten Weltkrieg nach den Anfängen einer neuen internationalen liberalen Nachkriegsordnung unter dem Schutz der USA sucht. In der von Tooze meisterhaft und mit "subtiler" Ironie erzählten Untersuchung liest der Kritiker etwa, wie der Krieg finanziert wurde oder welche Folgen die gewaltigen europäischen Schulden bei den USA auslösten - beispielsweise die Entstehung eines internationalen politischen Systems. Geradezu virtuos erscheinen dem Rezensenten die Passagen über Woodrow Wilson, in denen Tooze alle bekannten Klischees dekonstruiert. Dieses grandiose Buch ist nicht nur spannend, sondern auch ein wichtiger und lehrreicher Beitrag zum Geschichtsverständnis, schließt der Kritiker.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.05.2015

Prädikat: wertvoll, vergibt Ignaz Miller an das Buch des Yale-Historikers Adam Tooze, der das internationale System vor und nach Versailles analysiert und laut Miller erklärt, wie eine kollektive Friedensordnung zunächst scheiterte. Nicht ganz einfach findet der Rezensent die Lektüre (Vorsicht, Schachtelsätze!), dafür lobt er Tooze als schnell und fleißig, etwa, wenn der Autor daran erinnert, dass sich das Deutsche Reich mit Unterzeichnung des Waffenstillstands 1918 zur Reparation der angerichteten Kriegsschäden verpflichtet hatte. Vermisst hat der Rezensent im Buch eine eingehende Beschäftigung mit dem sozialen Wandel, der Ideologiegeschichte und Ernst Nolte.
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