Jan Assmann (Hg.), Franz Maciejewski (Hg.), Axel Michaels (Hg.)

Der Abschied von den Toten

Trauerrituale im Kulturvergleich
Cover: Der Abschied von den Toten
Wallstein Verlag, Göttingen 2005
ISBN 9783892449515
Kartoniert, 376 Seiten, 34,00 EUR

Klappentext

Der Abschied von den Toten, den die Lebenden (und oft nur die Überlebenden) mit den Mitteln ritueller Trauer in Szene setzen, ist ein universelles (und damit unerschöpfliches) Phänomen. Der vorliegende Band hat seinen Schwerpunkt in den Toten- und Trauerriten des südasiatischen Raumes, dem zwei ganz andere Bereiche gegenüber gestellt werden: die Toten- und Trauerriten im Alten Orient und Alten Ägypten einerseits und die Auseinandersetzung mit Tod und Trauer in der westlichen Moderne - insbesondere mit den Opfern des Holocaust in Deutschland und Israel. Diese breite und dennoch punktuelle Beleuchtung der Phänomene führt nicht nur die kulturelle Differenz und anthropologische Konstanz vor Augen, sie vermittelt zugleich einen Eindruck von der Aufgabe einer transkulturellen Angleichung des Trauerverhaltens in den Zeiten der Globalisierung - eine weltumfassende und medial inszenierte Trauer, wie sie etwa anläßlich der Todesopfer der Tsunami-Katastrophe in Süd- und Ostasien oder des Todes von Papst Johannes Paul II. vor aller Augen stand.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 28.08.2006

Oliver Pfohlmann hat was gelernt. Über den umstrittenen Totenkult der Japaner ("eine Form der Vergangenheitsbewältigung"), über die vielfältigen Rituale des Abschieds von den Toten im alten Ägypten, in orientalischen und hinduistischen Kulturen und bei uns. Für die von dem Herausgebertrio um Jan Assmann zusammengetragenen Beiträge hat Pfohlmann einen gemeinsamen Nenner entdeckt. So verschieden die dargestellten Kulturen und Gebräuche auch sein mögen, ein Anliegen haben sie gemeinsam: Das "gute Verhältnis" der Lebenden zu ihren Toten. Entsprechend ähnlich, gibt uns Pfohlmann seine Lektüreerkenntnis weiter, sind auch die Vorstellungen von den unbefriedeten Toten, die ihre Nachkommen als "Quälgeister" heimsuchen. Ein solches Scheitern der Trauerarbeit begegnet dem Rezensenten vor allem in Beiträgen über den westlichen Kulturraum und hier insbesondere bei der Klage um die Kriegstoten. Zwischen Hannah Arendts Ausspruch von der "Unfähigkeit zu trauern" und der "Unruhe" der Kriegsopfer auch 60 Jahre danach erkennt Pfohlmann nun einen Zusammenhang.