Jan Carson

Firestarter

Roman
Cover: Firestarter
Liebeskind Verlagsbuchhandlung, München 2023
ISBN 9783954381579
Gebunden, 384 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Stefanie Schäfer. Belfast, im Sommer 2014. Überall in der Stadt entfachen Protestanten riesige Freudenfeuer zu Ehren des englischen Königs William von Oranien, der einst das katholische Irland besiegte. Die Lage eskaliert, als ein Video viral geht, in dem ein maskierter "Firestarter" dazu aufruft, die Stadt in Schutt und Asche zu legen. Sammy Agnew ahnt, dass sein Sohn Mark dahintersteckt, denn er kennt die Faszination zerstörerischer Gewalt aus der eigenen Jugend. Längst hat er dem Hass abgeschworen, aber er spürt, dass er nie völlig davon loskommen wird. Soll er seinen Sohn an die Polizei ausliefern, um zu vermeiden, dass die Situation vollends aus dem Ruder läuft? Verzweifelt bittet er den Arzt Jonathan Murray um Rat. Der jedoch befindet sich selbst in einer fatalen Lage. Er fürchtet, seine Tochter könnte allein mit ihrer Stimme Leben zerstören.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.04.2023

Rezensentin Sylvia Staude ist fasziniert von der eigenartigen Welt, die Jan Carson in ihrem Roman erschafft: Einerseits ein stinknormales Belfast, geplagt von Klimawandel-Hitze und zur Brandstiftung angestachelt von einem maskierten jungen Mann im Internet, in dem zwei Väter sich Sorgen um ihre Kinder machen; andererseits eine Welt, in der das Übernatürliche ganz selbstverständlich Einzug hält. Wie Carson etwa augenzwinkernd von den logistischen Herausforderungen eines Tagvampir-Daseins oder dem Lösungsvorschlag erzähle, einem Sirenen-Baby die Zunge herauszuoperieren, findet die Kritikerin spannend. An abschließenden Auflösungen im Krimi-Stil sei der Roman nicht interessiert, meint sie - vielmehr erzähle die irische Autorin "meisterhaft" vom Bewusstsein der Fehler, die man im Leben bereits begangen hat, und lade einen großstädtischen Alltag "mit Unerklärlichem auf", staunt die Kritikerin.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.02.2023

Fußball als Aggressionsventil in einer noch immer politisch gereizten und reizbaren Stadt: Davon liest Rezensent Tobias Döring in Jan Carsons Belfast-Roman "Firestarter." Die konfliktreiche Story um zwei Väter, die verhindern wollen, dass ihr Nachwuchs sich in kaum zu überblickende gewaltsame politische Auseinandersetzungen hineinziehen lässt, findet für ihn in der fragmentierten, zersplitterten Erzählweise eine perfekte Entsprechung, Dass Carson, und mit ihr die geschickte Übersetzerin Stefanie Schäfer, den Text auch immer wieder mit magischen Elementen verknüpft, trägt für den Kritiker noch zu diesem sogar von der EU preisgekrönten Mosaik-Eindruck bei. Beeindruckt legt er die Lektüre nahe und hofft, dass bald auch die übrigen Bücher der Autorin ins Deutsche übertragen werden.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 04.02.2023

Rezensentin Susanne Romanowski folgt Jan Carson gerne in ihr traumabeladenes, magisch-realistisches Belfast des Jahres 2014. Anhand verschiedener Figuren erzählt die nordirische Autorin darin von einem "digitalen Brandstifter", der mit Videos die ohnehin schon zündelnde Bevölkerung zum Verbrennen nicht nur der traditionellen Bonfire-Holztürme, sondern auch von Krankenhäusern oder Menschen anstiftet. Als Hauptfiguren treten dabei zwei Väter hervor, von denen einer im Online-Brandstifter seinen Sohn zu erkennen glaubt und der andere überlegt, seiner Tochter chirurgisch die Zunge zu entfernen, weil ihre Mutter eine gefährliche Sirene war. Den Fokus auf Vaterfiguren wie auch die magischen Züge findet die Kritikerin dabei zwar interessant; deutlich mehr als die männlichen "Gedankenspiralen" fesseln sie aber Carsons Beschreibungen der Stadt Belfast: In mitreißender, "fiebriger" Prosa gelinge der Autorin hier das Kunststück, "bürokratische Mechanismen und explosive Identitätsfragen" zu verbinden, staunt Romanowski.
Stichwörter