Jan Koneffke

Ein Sonntagskind

Roman
Cover: Ein Sonntagskind
Galiani Verlag, Berlin 2015
ISBN 9783869711072
Gebunden, 592 Seiten, 24,99 EUR

Klappentext

Nach dem Tod eines linksliberalen Philosophieprofessors finden sich dessen Landser-Briefe aus der Kriegszeit. Sein Sohn begegnet darin einem Menschen, den er nicht kennt, der Schock ist groß. Winter 1944/45: Um seinen unreifen Sohn Konrad vor den Werbern der SS zu retten, drängt dessen Nazi-skeptischer Vater ihn, freiwillig Reserveoffizier bei der Wehrmacht zu werden; kurz darauf rät er ihm sogar zur Fahnenflucht - Hitlerjunge Konrad graut es zwar vor Kampfeinsätzen, zugleich ist er aber über den mangelnden Patriotismus des Vaters entsetzt und überlegt ernsthaft, ihn anzuzeigen. Der Krieg macht durch Zufälle aus dem Feigling einen Helden, er bekommt sogar das Eiserne Kreuz Erster Klasse. Prahlend berichtet er darüber in Briefen an ferne Kameraden. Nach dem Kriegsende jedoch sieht die Welt anders aus. Der vorher verachtete Vater wird zum Leitstern. Konrad schämt sich zutiefst für seine Kriegstaten und verschweigt sie hartnäckig - erst recht, als er (gefordert von einem ehemaligen Widerständler) Philosophiedozent wird, Schwerpunkt Ethik.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.12.2015

Der dritte und letzte Teil von Jan Koneffkes Familientrilogie ist nicht nur der spannendste, sondern auch der persönlichste Band, verspricht Rezensentin Nicole Henneberg: In "Sonntagskind" blickt Koneffke auf die Jugend seines linksliberalen Vaters, über den er dank einiger Briefe erst nach dessen Tod erfährt, wie entschlossen, "abscheulich roh" und begeistert er als Achtzehnjähriger von seiner Zeit bei der sogenannten "Partisanenbekämpfung" ein halbes Jahr vor Kriegsende berichtete, informiert die Kritikerin. Tief beeindruckt zeigt sich Henneberg von Koneffkes Vermögen, sich dem Vater trotz des Grauens und der emotionalen Eingebundenheit klug, präzise und feinfühlig zu nähern. Darüber hinaus lobt die Rezensentin insbesondere das Gespür des Autors für die kleinen, aber äußerst ausdrucksstarken Szenen und so kann sie dieses eindringliche Buch auch als Zeugnis über das jahrzehntelange Schweigen dieser Generation empfehlen.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.10.2015

Michael Braun ist fasziniert von diesem neuen Teil von Jan Koneffkes pommerscher Familiensaga. Die ganze Fragwürdigkeit des Begriffes Heimat kann ihm der Autor weiter auffächern, wenn er in der Fortsetzung der Geschichte ansetzt, ein "emphatisches" Vaterbild zu korrigieren, indem er neue Fakten aus dem Krieg einflicht. Eine in die letzten Kriegsmonate zurückreichende "Selbstkorrektur", die den Rezensenten nicht kalt lässt, vor allem, da der Autor sich nicht über seine Figur erhebt. Die stattdessen vollführte, den Landserjargon des Helden imitierende sprachliche Mimesis lässt Braun erschaudern. Der epische Atem und die Lust und Subtilität, mit der sich Koneffke zwischen Autobiografie und Fantasie erzählerisch bewegt, findet Braun bemerkenswert.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.10.2015

Mit dem neuen Roman "Ein Sonntagskind" ist Jan Koneffkes Trilogie über seine pommersche Familiengeschichte vollendet, verkündet Rezensent Ulrich Rüdenauer und empfiehlt dieses Werk mit Nachdruck. Diesmal geht es um den Vater des Autors, der leicht verfremdet als Philosophiedozent Konrad Kannmacher von den vierziger Jahren bis in die Gegenwart begleitet wird, informiert der Kritiker. Vor allem aber bewundert Rüdenauer Konneffkes psychologisches und mentalitätsgeschichtliches Geschick, denn dessen Vorhaben sei kein leichtes: Dem Buch liegen frühe und erst vor einigen Jahren von dem Autor entdeckte Briefe des liebevollen Vaters zugrunde, in denen dieser als junger Landser kaltblütig und blutrünstig von der Ostfront berichtet, verrät der Rezensent, der das auch sprachlich ausgezeichnete Buch als Bildungs- und Generationenroman gelesen hat.
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