Jana Simon

Sei dennoch unverzagt

Gespräche mit meinen Großeltern Christa und Gerhard Wolf
Cover: Sei dennoch unverzagt
Ullstein Verlag, Berlin 2013
ISBN 9783550080401
Gebunden, 288 Seiten, 19,99 EUR

Klappentext

Es beginnt im Sommer 1998. Die Enkelin ist 25, wird gerade Journalistin und fängt an, ihre Großeltern über die Vergangenheit zu befragen. Es geht um die Herkunft und die Familie, um die Zeit des Nationalsozialismus und die DDR - aber auch immer wieder um das, was heute ist. Über die Jahre entwickelt sich so ein Dialog der Generationen: Sie sprechen über das politische Engagement des Schriftstellerpaars, die Kämpfe der Großeltern, die in ihrer Radikalität und Existenzialität für die Enkelin kaum noch zu begreifen sind, sowie über verlorene Freundschaften und Verrat. Es geht um die mehr als sechzig Jahre andauernde Liebe des Ehepaars Wolf. Und es geht um das Schreiben, das gemeinsame Glück und Unglück im neuen vereinten Land.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.11.2013

Die sechs Gespräche, die die Journalistin Jana Simon mit ihren Großeltern Christa und Gerhard Wolf führte, hat Rezensentin Antje Ravic Strubel mit Gewinn gelesen. Denn neben bekannten Tatsachen aus Christa Wolfs Tagebüchern und Biografien über die Autorin, erhält die Kritikerin hier doch private, beinahe intime Eindrücke. Die Gespräche erscheinen der Rezensentin als interessanter Blick der einen Generation auf die andere, insbesondere wenn die drei Gesprächspartner über den einstigen Glauben an den Aufbau eines besseren, sozialistischen Staates sprechen. In den familiären Gesprächen liest Strubel auch die ein oder andere interessante Anekdote: So erfährt sie etwa, dass Honecker Christa Wolf nahezu anflehte, die DDR nicht zu verlassen. Zugleich muss sie ein wenig enttäuscht feststellen, dass die meist spannenden Dialoge durch die große Nähe bisweilen an der Oberfläche bleiben. Während die Rezensentin oft das Gefühl hat, Simon begnüge sich damit, dass sie die Handlungen der Großeltern nicht immer verstehen könne, hätte sie sich auch von den Wolfs bei angeschnittenen Themen wie Globalisierung, Islamismus oder Feminismus deutlichere Standpunkte gewünscht. Nichtsdestotrotz kann sie dieses eindrucksvolle Buch unbedingt empfehlen.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.10.2013

Ungewohnt private Einblicke erhält Rezensent Helmut Böttiger in den nun erschienenen Gesprächen der Journalistin Jana Simon mit ihren Großeltern Christa und Gerhard Wolf. Der Kritiker findet es ein wenig "prekär", in den so geschützten privaten Raum des Ehepaares Wolf einzudringen, liest aber interessiert und berührt, wie sich die beiden ihrer Enkelin gegenüber immer weiter öffnen und etwa von ihrem ersten Zusammentreffen in der Mensa der Uni Jena oder von gemeinsamen weinseligen Abenden in ihrem Sommerhaus in Mecklenburg-Vorpommern berichten. Darüber hinaus erfährt Böttiger auch brisante politische Informationen, etwa wie sich das junge, begeisterungsfähige Paar im DDR-Sozialismus engagierte und anfangs schnell eine steile Karriere machte oder wie Erich Honecker Christa Wolf nach der Biermann-Ausbürgerung bat, in der DDR zu bleiben. Vor allem aber erkennt der Rezensent hier ein "geglücktes" Leben.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 01.10.2013

Jana Simons Gespräche mit ihren Großeltern Christa und Gerhard Wolf haben für Cornelia Geissler doppelten Erkenntniswert. Zum einen gehen sie in ihren Erkundungen über das Werk der beiden Schriftsteller hinaus und erzählen vom gesellschaftlichen Wandel, von Freundschaften und von den Konflikten mit der SED. Zum anderen geben sie Einblick in Simons persönliche Interessen, etwa am Schriftstellerdasein in der DDR oder an den Auswirkungen der Zensur. Dass die chronologisch vorgehenden Gespräche von einem großen Vertrauensverhältnis geprägt sind, ist ein weiterer von der Rezensentin gern gesehener Vorzug.

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