Jean-Louis Giovannoni

Den Toten bewachen - Garder le Mort

Gedichte
Cover: Den Toten bewachen - Garder le Mort
Elsinor Verlag, Coesfeld 2021
ISBN 9783942788571
Gebunden, 156 Seiten, 16,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Paula Scholemann und Christoph Schmitz-Scholemann. Dieses hier erstmals auf Deutsch vorgelegte Buch des französischen Dichters Jean-Louis Giovannoni steht in der französischen Gegenwartslyrik als eine Art Geheim-Ikone da. Seit seinem Ersterscheinen vor über 40 Jahren wird es immer wieder neu aufgelegt und diskutiert. Dabei ist es ein hartes Buch. Ein Buch vom Tod, dessen humorlos materialistische Macht über das Leben uns die Pandemie gerade wieder vor Augen geführt hat. Eine stille Gewalt ist in den über sechzig manchmal nur zwei Zeilen langen Gedichten zu spüren. Anfangs kreisen sie, in fragmentarischen Worten und Satzfetzen, um die Vorangst, die uns alle befällt, wenn sich der Tod in unsere Nähe schleicht. Danach wird es in Giovannonis Gedichten bald sehr körperlich: Das Abweisende des toten Körpers, Gedanken bei der Totenwäsche, beim Zurechtmachen des Leichnams - und dann das Fortleben des Toten in den Gesprächen der Lebenden: Worte verwesen nicht.Tröstlich in einem irgendwie gemütvollen Sinn ist das Buch nicht. Es ist existentiell. Für den Autor, weil der Tod seiner Mutter den Anlass für die Niederschrift bildete. Für den Leser, weil die Gedichte die immer wieder niederschmetternde Erkenntnis durchexerzieren, dass Leben nur mit der Gewissheit des gleichmacherischen Todes zu haben ist. Wenn Kenner der menschlichen Seele sagen, die einzige Möglichkeit, Todesangst zu bearbeiten, liege in der Konfrontation mit dem Körper eines Toten, dann ist die grimmige Totenwache, die Jean-Louis Giovannoni uns mit Garder le mort zumutet, eine gute, eine mutige Therapie.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.06.2022

Rezensent Niklas Bender lässt sich auf den Körper und seine Vergänglichkeit ein mit den Gedichten von Jeans-Louis Giovannoni. Die zweisprachige Ausgabe mutet ihm einiges zu mit Giovannonis genauem, tabulosem Blick auf den Leib und seine Gebrechlichkeit, auf Körperteile, menschliche Isolation und Einsamkeit. Anders als das lyrische Barock bleibt der Autor dabei laut Bender ganz diesseitig und nah bei den anatomischen Details, wenngleich Spekulationen erlaubt sind, wie der Rezensent hinzufügt. Die Übersetzung der Gedichte von Paula Scholemann und Christoph Schmitz-Scholemann findet Bender überzeugend, nur die Kleinschreibung, mit der die Übersetzer vom Original abweichen, findet er etwas fragwürdig.
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