Jelena Kostjutschenko

Das Land, das ich liebe

Wie es wirklich ist, in Russland zu leben
Cover: Das Land, das ich liebe
Penguin Verlag, München 2023
ISBN 9783328603245
Gebunden, 416 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Maria Rajer. Mit einem Vorwort der Autorin. Jelena Kostjutschenko berichtete viele Jahre lang über die politische Repression in ihrem Heimatland, bis ihre Zeitung eingestellt und sie ins Exil gezwungen wurde. Ihr Buch zeichnet ein eindringliches Bild von Russland aus der Sicht derer, die es brutal unterdrückt - Dorfmädchen, die zur Sexarbeit rekrutiert werden, queere Menschen in der Provinz, Patientinnen und Ärzte auf einer ukrainischen Entbindungsstation oder Journalistinnen wie sie selbst. In ihren packenden Reportagen und persönlichen Essays wirft sie einen schonungslosen Blick hinter Putins Propaganda und zeigt eine Welt, die Leserinnen und Lesern in Westeuropa ansonsten verborgen bleibt: die Lebensrealität der Ausgegrenzten und Ausgeschlossenen. Im März 2022 überquerte Jelena Kostjutschenko als Reporterin für Russlands wichtigste unabhängige Zeitung, die Nowaja Gaseta, die Grenze zur Ukraine, um über den Krieg zu berichten. Ihre Mission: dafür zu sorgen, dass die Russinnen und Russen von den Gräueltaten erfuhren, die Putin in ihrem Namen beging. Aus ihren zahlreichen Reportagen der letzten fünfzehn Jahre hat Jelena Kostjutschenko dreizehn für dieses Buch ausgewählt. Sie verbindet sie mit autobiografischen Essays, entstanden seit dem Überfall auf die Ukraine 2022, zu einer kaleidoskopischen Erzählung über ihr Heimatland, das sich zu einem zunehmend autoritären, homophoben Staat entwickelt. Kostjutschenko berichtet von der Annexion der Krim, dem Krieg im Donbass und aus dem belagerten ukrainischen Mykolajiw. Sie erzählt vom Leben eines queeren Paares im russischen Hinterland, besucht obdachlose Kinder, die sich in der Ruine eines verlassenen Krankenhauses in Moskau eingerichtet haben, begleitet eine 24-Stunden-Schicht in einem Moskauer Polizeirevier und verschafft sich Zutritt zu einem von der Öffentlichkeit abgeschirmten geschlossenen Heim für psychisch Kranke. Sie erzählt aber auch sehr persönliche Geschichten von sich und ihren Erfahrungen als junge, lesbische Frau, als LGBTQ-Aktivistin und als Reporterin der Nowaja Gaseta, die die Ermordung von vier Kolleginnen und Kollegen miterlebt hat.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.02.2024

Jelena Kostjutschenkos Buch versammelt laut Rezensentin Othmara Glas Texte, die die Journalistin für die regimekritische russische - inzwischen in Riga publizierte - Zeitschrift "Nowaja Gaseta" verfasst hat. Die Texte drehen sich, erfahren wir, unter anderem um die Wirren der russischen 1990er und den Aufstieg Wladimir Putins, aber auch um den Krieg in der Ukraine sowie um Homophobie, die die Autorin am eigenen Leib erfuhr. Besonders beeindruckt ist Glas von der Art, wie Kostjutschenko über Menschen in abgelegenen Gegenden Russlands schreibt, etwa über die Nganasanen im hohen Norden, die unter Umweltverschmutzung leiden. Auch die Repressionen gegen Andersdenkende im Putin-Regime kommen zur Sprache, heißt es weiter. Man lernt viel über Russland aus diesem Buch, schließt Glas, schöne Reportagen im landläufigen Stil sollte man jedoch nicht erwarten - hier geht es um Realismus.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de