Jeremy Rifkin

Access

Das Verschwinden des Eigentums. Wenn alles im Leben zur bezahlten Ware wird
Cover: Access
Campus Verlag, Frankfurt am Main 2000
ISBN 9783593365411
Gebunden, 424 Seiten, 25,46 EUR

Klappentext

Der Internetboom und die rasante Börsenentwicklung lassen keinen Zweifel zu: Das Industriezeitalter ist endgültig vorüber. Der Kapitalismus ändert sich radikal - und mit ihm unser ganzes Leben. Die Formel des kommenden Zeitalters lautet: Access, Zugriff, Zugang. Der rasche Zugriff auf Ideen, Güter und Dienstleistungen zählt heute bereits mehr als dauerhafter und schwerfälliger Besitz. Das bleibt nicht ohne Folgen für das gesellschaftliche Zusammenleben. Jeremy Rifkin zeigt in seiner brillanten Analyse, wie sich im neuen Access-Zeitalter Alltagsleben, Arbeit, Freizeit und Konsumverhalten radikal verändern. Er führt uns eine Welt vor, in der möglicherweise alles, was wir brauchen, nur noch als bezahlter Service erhältlich ist. Rifkin warnt: Wenn wir der Ökonomie gänzlich das Feld überlassen, sind die Grundlagen unserer Gesellschaft in Gefahr.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 28.09.2000

In einer Doppelbesprechung rezensiert Mathias Greffrath zwei Bücher, die sich mit den Folgen eines ungebremsten Kapitalismus auseinandersetzen:
1) Jeremy Rifkin: "Access. Das Verschwinden des Eigentums" (Campus)
Das neueste Buch des Leiters der Foundation on Economic Trends (Washington) wird Greffrath zum Anlass einer höchst pessimistischen Betrachtung dessen, was Kapitalismus ist und was er sein wird. Genauer gesagt geht es dem Autor, und mit ihm dem Rezensenten, um die Frage, welche Folgen Digitalisierung, Outsourcing, Beschleunigung der Kapitalbewegung etc. für Individuen und Gesellschaften haben werden. Die Trends hat Rifkin, so Greffrath, schon in früheren Büchern beschrieben, und ihre wichtigsten Folgen, nämlich das zumindest ökonomische Überflüssig-Werden von einem Drittel der Menschheit, prognostiziert und beklagt. In diesem Buch nun wendet er sich dem zu, was auf Englisch "access" heißt, nämlich Zugang zu dem, was der Mensch zum Leben braucht: Wohnung, Arbeit, einen festen Ort, Gefühle und ein Bild von sich und seiner Kultur. In dem, was Rifkin als Entwicklung der Wirtschaft - und zunehmend auch öffentlicher Dienste - beobachtet hat, nämlich die Zentralisierung großer Unternehmen auf eine Art Blaupausen-Zentralmanagement, das die Umsetzung von Produktion und Vertrieb an potenziell jeden Ort der Welt und ungesichert ad hoc Arbeitende delegiert, bewirkt eine Enteignung und Entmachtung von Gesellschaften. Und je mehr auch private Gefühle und Geselligkeitsbedürfnisse per Ware im Bild-, Unterhaltungs-, Spiel- und Eventkulturbereich vermarktet werden, desto zerstörerischer ist diese Enteignung. Übrig bleiben hohe Profitmargen, die eine winzigen Schicht von Reichen noch reicher machen, und eine unüberschaubare Menge von Konsumenten, die sich selbst den Zugang zur Befriedigung ihres Menschseins, ihren eigenen Kultur-, Liebes- und Hassbedürfnissen erkaufen müssen. Greffrath unterscheidet in seiner Besprechung kaum zwischen sich und dem Autor und nutzt dessen hier ausgebreitete Kenntnisse und Recherchen als Unterfütterung einer höchst pessimistischen Einschätzung der gesellschaftlichen Zukunft. Damit steht er übrigens nicht allein: 150 Topmanager haben auf Rifkins Frage, ob sie die von ihnen gestaltete Welt ihrer Enkel für lebenswert hielten, allesamt mit Nein geantwortet, erzählt Greffrath.
2) Robert Castel: "Die Metamorphosen der sozialen Frage" (UVK)
Auch die bürgerliche Gesellschaft, so hebt Matthias Greffrath hervor, hat ihren Reichtum nach Castel immer aus der riesigen Masse "zweifüßiger Werkzeuge" geschöpft. Immerhin ist durch die Französische Revolution aber die Idee der Gleichheit in die Welt gekommen, und so müssen sich die Bürger mit den Ansprüchen der Nichteigentümer seither irgendwie herumschlagen. Castel hält den historischen Kompromiss, der daraus in Europa erwachsen ist, nämlich den Sozialstaat, für ein Erbe, das verpflichtet. Und seine Vorschläge, wie das zu bewerkstelligen sei, so Greffrath, sind eine "radikale allgemeine Arbeitszeitverkürzung und eine Modernisierung des Sozialsstaats". Obwohl der Rezensent dem wohl zustimmen möchte, sieht er nicht, dass irgend eine Partei oder "öffentliche Meinung" dafür zur Zeit zu haben ist. Und er entnimmt Castel und seinem "realistischen Zukunftsszenario" einer "turbofeudalen Herrschaft", dass die Menschen der Zukunft als "Gesellschaftswesen" hilf- und ratloser dastehen werden als selbst die Arbeitslosen der Vergangenheit.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.09.2000

Uwe Justus Wenzel hat offensichtlich wenig Neues bei der Lektüre dieses Buchs erfahren. Insgesamt bescheinigt er Rifkins Studie jedoch eine "eindringliche Problemexploration", "auch wenn sie eines systematischen begrifflichen Fundaments entbehrt". Wenzel sieht in diesem Buch offenbar eine moderne Form der Kapitalismuskritik, wobei nach Rifkin eine zunehmende Tendenz zur Kommerzialisierung des Lebens zu beobachten ist. Diese Kommerzialisierung zeige durch die Nutzung von Wissen, zu dem ein spezieller Zugang - Access - erforderlich ist, eine neue Ausprägung. Rifkin zeigt sich in diesem Punkt pessimistisch, so Wenzel. Abschließend merkt der Rezensent an, dass Übersetzung und Lektorat seiner Ansicht nach etwas gewissenhafter hätten ausfallen können.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.08.2000

Wie Dagmar Deckstein erläutert, geht es dem Autor hier vor allem darum, die Folgen für Wahrnehmung und Wirtschaft durch die Veränderungen aufzuzeigen, die sich durch die digitale Kommunikation ergeben. Dabei warne Rifkin wiederholt vor der "vollkommenen Ökonomisierung des Menschen und seiner Beziehungen und Bedürfnisse", so die Rezensentin, eine Ansicht, der sie sich allerdings nicht vorbehaltlos anschließen mag. Sie selbst scheint seinen Pessimismus nicht zu teilen, kann sich jedoch vorstellen, dass seine Anschauungen bei vielen Menschen auf Zustimmung stoßen werden. Insgesamt ist sie jedoch von Rifkins "glänzenden" Analysen begeistert.
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