Jerome Ferrari

Predigt auf den Untergang Roms

Roman
Cover: Predigt auf den Untergang Roms
Secession Verlag, Zürich 2013
ISBN 9783905951202
Gebunden, 208 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Christian Ruzicska. Ein korsisches Dorf. Das Leben, vom Alltag bestimmte Monotonie. Sommer, Hitze, Jagd auf Wild, wiederkehrend Tag um Tag. Und dann: ein Ereignis, eine Erschütterung. Folgenreich. Wie der Flügelschlag eines Schmetterlings. Zur allgemeinen Verwunderung haben zwei Söhne des Dorfes ihr vielversprechendes Philosophiestudium auf dem Kontinent vorzeitig beendet und übernehmen die Dorfkneipe. Um ganz im Sinne der Leibnizschen Lehre in ihrem Dorf die "beste aller möglichen Welten" zu errichten. Aber: es richtet sich die Hölle selbst am Tresen ein. Und es wird eine korsische Dorfkneipe zur Weltenbühne des menschlichen Dramas.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.08.2013

Rezensent Samuel Moser ist von Jérôme Ferraris mit dem Goncourt-Preis ausgezeichneten Roman "Predigt auf den Untergang Roms" nicht wirklich überzeugt. Der Autor erzählt darin die Geschichte des Untergangs der korsischen Familie Antonetti, informiert uns der Rezensent, das Scheitern ihrer Karrieren, ihrer Träume. Und immer klinge die Warnung von Augustinus an, auf die schon der Titel anspiele. Nach der Verwüstung Roms durch die Vandalen hatte dieser eine Rede gegen die Überheblichkeit der Römer gehalten und sie daran erinnert, dass alles menschliche untergehen muss, erklärt der Rezensent. So große Metaphern heben den Roman auf "ein gefährlich hohes Seil", findet Moser. Und auch konkrete wirtschaftliche, politische und kulturelle Probleme werden eingeebnet, wenn Ferrari sie mit "hochtönenden" Satzkonstruktionen ins Allgemeingültige zu transzendieren sucht, so der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.08.2013

Jérôme Ferraris Roman "Predigt auf den Untergang Roms" hat es unbeschadet ins Deutsche geschafft, meldet Joseph Hanimann erfreut und bedankt sich dafür beim Übersetzer Christian Ruzicska. Ferrari erzählt in dem schmalen Buch die Geschichte zweier ehemaliger Philosophiestudenten, Matthieu und Libero, der eine Korse, der andere sardischer Immigrant, die gemeinsam eine Dorfkneipe im korsischen Bergland wiederbeleben - und sie wieder verschwinden sehen, fasst der Rezensent zusammen. Nicht umsonst ist der Roman nach jener Rede Augustinus' benannt, in der dieser mehr Gleichmut gegenüber dem Wandel der Zeitalter fordert, verrät der Rezensent, das Buch spielt mit der Grauzone, die irgendwo zwischen der alten und der neuen Welt liegt, in der ein Gefühl der Heimatlosigkeit normal erscheint, und in der trotzdem altbackene Krapfen und schlechter Wein genossen werden und aus Kindern Alte werden. "Die Komödie der Generationen und des Todes", zitiert Hanimann Ferrari, geht weiter.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 27.06.2013

Rezensent Adam Soboczynski verliert kein schlechtes Wort über Jerome Ferraris preisgekrönten Roman, er attestiert ihm sogar "Reiz und Humor". Dennoch fällt seine Begeisterung über den Roman eher verhalten aus. Es geht um zwei Philosophiestudenten, die in Korsikas Bergen eine Kneipe aufmachen und zusammen mit einigen Kellnerinnen, den einheimischen Gästen und Touristen ein lockeres Leben führen. Im starken Kontrast zum schmuddeligen Ambiente der Kneipe stehen nach Soboczynskis Darstellung die recht hoch gehaltenen Gedankenflüge des Erzählers über Rom und das Christentum, Kultur und Barbarei, Augustinus und Leibniz. Das blutige Ende dieses schmalen Bands kommt aber vielleicht weniger überraschend als die Schlussfolgerung des Rezensenten, dass diese Predigt vor allem als ein typisch französischer Angriff auf die amerikanische Massenkultur zu verstehen sei - wo doch auf Korsika nur Italiener und Deutsche Urlaub machen!

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.03.2013

Gern folgt Niklas Bender dem Autor bei seinem halsbrecherischen Versuch, das französische 20. Jahrhundert im Spannungsverhältnis zwischen einer korsischen Bar, in der es deftig zugeht, und den großen philosophischen und theologischen Diskursen bei Augustinus, Rousseau und Leibniz zu verorten. Dass der Drahtseilakt gelingt, liegt laut Bender daran, dass der Autor sich in beiden Millieus auskennt. Jerome Ferraris Verlagen attestiert der Rezensent Mut zu dieser Entdeckung. Den Prix Goncourt haben Autor und Roman verdient erhalten, findet er.
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