Emmanuelle Bayamack-Tam

Die Prinzessin von

Roman
Cover: Die Prinzessin von
Secession Verlag, Zürich 2010
ISBN 9783905951073
Gebunden, 224 Seiten, 22,95 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Christian Ruzicska, unter Mitarbeit von Flamm Vidal. Wie kann Hässliches schön sein? Wie der Schrei nach Liebe ein Gesang? - Ein Gesang trotz aller Dunkelheit der Gefängnisse, trotz aller Bitterkeiten der Familie, trotz aller Gefangenschaft von Identitäten? In einer Gesellschaft voller versteckter Ängste und sichtbarer Eitelkeiten - was wird aus ihren hoffnungsvollsten Trägern von Jugend und Glück? Emmanuelle Bayamack-Tam führt uns in die seelischen Vorgänge eines Helden, der in allen Belangen des menschlichen Daseins ein Außenseiter par excellence ist: hoch begabt, ohne Ausbildung, allein auf sich gestellt, musikalisch bis in die letzte Faser seines Fleisches. Hellsichtig, bis weit über den Tellerrand seines Pariser Vorortes hinaus. Adoptivsohn einer Polin und eines spießigen Franzosen, Liebhaber der Halbwelt und Experte der Drogen, Rhythmen und Verkleidungen. Anwärter auf eine Operation, die seine sexuelle Bestimmung zum Thema macht. Zuviel für eine menschliche Seele? Ja und Nein! Daniel, alias Marie-Line, fast so herrlich wie ein griechischer Gott, ist dennoch in den Niederungen unserer Gesellschaft verflucht zu Leid, Scham, Angst und Selbstverachtung. Aber wie er singt, wie er tanzt, wie er erzählt von der Liebe in all ihren Formen, von Betrug, Sexualität, Hoffnung, Familie und Glück! Und von Pariser Nächten, erregend, hell, grell. Bis auch diese Seele sich zurückzieht. In die öden Gefilde eines moorigen Flusses im fernen Polen, der die Wiege war seiner Mutter, die sich entschlossen hatte, damals, ihr Land zu fliehen ...

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.05.2011

Schlichtweg als "schillerndes Meisterwerk" lobt Rezensent Georg Renöckl den inzwischen siebten Roman der französischen Autorin Emmanuelle Bayamack-Tan. Mit Feingefühl für "Eleganz" und derbe "Vulgarität" erzähle die Autorin in "Die Prinzessin von." die Geschichte der transsexuellen Marie-Line, die nachts in Pariser Szeneclubs tanzt, während sie tagsüber als Daniel im Vorstadthäuschen bei ihren Adoptiveltern lebt. Voller Faszination hat der Rezensent in die seelischen Abgründe der Ich-Erzählerin geschaut, ist ihren sexuellen Grenzerfahrungen gefolgt und dabei "eimerweise Blut, Sperma und Erbrochenem" begegnet. Dass Bayamack-Tan dabei in ihrer ebenso "schmerzhaft-realistischen" wie "märchenhaften" Erzählung auf Voyeurismus und Pornografie verzichtet, findet Renöckl einfach "virtuos". Nicht weniger - allerdings ausschließlich vernichtende Worte verliert der Rezensent über die deutsche Übersetzung: nicht nur "haarsträubende" Fehlübersetzungen, Affektiertheit und "holprige Satzgliedmonster" haben ihn gestört, sondern auch manche künstlich erzeugte Vulgarität. Dennoch rät Renöckl unbedingt zur Lektüre - notfalls auch zur Deutschen.