Emmanuelle Bayamack-Tam

Arkadien

Roman
Cover: Arkadien
Secession Verlag, Zürich 2020
ISBN 9783906910802
Gebunden, 392 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Die junge Farah, überzeugt, ein Mädchen zu sein, begreift eines Tages, dass ihr Körper nach und nach männlicher wird. Krankhafte Mutation oder sagenhafte Metamorphose? Ihre Eltern haben in einer libertär lebenden Kommune Zuflucht gefunden, deren Mitglieder in der modernen Welt nicht zurechtkommen. Farah wächst in diesem von riesigen Wald- und Wiesenflächen umgebenen Paradies auf, wo sie mit anderen Kindern erlebt, wie die Erwachsenen mehr schlecht als recht ihre Ideale umsetzen: Absage an gesellschaftliche Normen, Freikörperkultur, freie Liebe und zwar für alle, auch für Alte und Kranke.Das Wunder der Liebe entdeckt Farah mit Arcady, dem spirituellen Oberhaupt dieser bunten Gemeinschaft. Alles könnte so schön sein - wäre nicht ein Migrant in ihr Paradies eingedrungen, der die Kommune in helle Aufregung versetzt. Das Prinzip der universalen Liebe entpuppt sich als Lippenbekenntnis, man will sich hier genauso abriegeln wie in der Außenwelt. Alle, bis auf Farah, die sich jeder Zuschreibung entzieht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.11.2020

Rezensentin Lena Bopp erfährt aus dem neuen Roman von Emmanuelle Bayamack-Tam, wie es sich anfühlt, am Rand der Gesellschaft und der Norm zu leben. Die Autorin öffnet der Rezensentin eine Tür in eine sonst verschlossene Welt und stellt die Frage nach der Entwicklung von Körper und Sexualität ohne gesellschaftliche Vorgaben, erläutert Bopp. Dass es dabei um Freiheit geht, ist Bopp klar. Der Protagonistin im Buch, einer Transsexuellen, die in einer Kommune lebt, folgt Bopp mit Interesse - und sieht sich selbst und die Mitte der Gesellschaft darin gespiegelt. Ein sehr politisches Buch, findet sie.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 02.10.2020

Rezensent Fokke Joel lässt sich von Emmanuelle Baymack-Tams Roman mitreißen. Er erzählt von der Kindheit und Jugend eines Mädchens namens Farah, der eine Kommune der freien Liebe zum Ersatz für ihre unfähigen Eltern wird. Dabei werde anschaulich beschrieben, wie sich das Verhältnis der Protagonistin zur Kommune von anfänglicher Begeisterung langsam in Skepsis wandle, lobt Joel. Auch die Thematik der sexuellen Identität (Farah hat nicht alle weiblichen Geschlechtsmerkmale) findet der Rezensent überzeugend dargestellt. Nur, dass die stark subjektive Erzählweise (die den Leser zwar voller "Witz und Ironie" durch den Text trage) auch dazu führe, dass die Schattenseiten des Heilversprechens der Kommune nicht genügend beleuchtet werden, bedauert der Rezensent etwas.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 03.08.2020

Dirk Fuhrig hat großen Spaß mit Emmanuelle Bayamack-Tams Utopie über eine Aussteigerkommune im Südosten Frankreichs. Freie Liebe, grünes Essen, kein Internet - für Fuhrig klingt das paradiesisch, auch wenn der Oberguru im Buch sich für gleicher unter Gleichen hält und die liberale Aussteigeridylle bald Risse bekommt. Dass die Autorin den Ton der pubertierenden Erzählerin perfekt trifft, dass sie mit Humor, Ironie und Rhythmus schreibt und dabei nie künstlich wirkt, was die Übersetzung von Patricia Klobusiczky laut Fuhrig hervorragend einfängt, scheint dem Rezensenten bemerkenswert. Darüber hinaus ist das Buch einfach ein kraftvoller Roman über die Jugend auf sexueller Entdeckungstour, findet Fuhrig.