Joachim B. Schmidt

Kalmann

Roman
Cover: Kalmann
Diogenes Verlag, Zürich 2020
ISBN 9783257071382
Gebunden, 352 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Er ist der selbsternannte Sheriff von Raufarhöfn. Er hat alles im Griff. Kein Grund zur Sorge. Tag für Tag wandert er über die weiten Ebene um das beinahe ausgestorbene Dorf, jagt Polarfüchse und legt Haiköder im Meer aus, um den Fang zu Gammelhai zu verarbeiten. Doch in Kalmanns Kopf laufen die Räder manchmal rückwärts. Als er eines Winters eine Blutlache im Schnee entdeckt, überrollen ihn die Ereignisse. Mit seiner naiven Weisheit und dem Mut des reinen Herzens wendet er alles zum Guten. Kein Grund zur Sorge.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 05.11.2020

Rezensentin Christel Wester sieht in Joachim B. Schmidts Island-Buch vor allem einen modernen Schelmenroman, weniger einen Krimi. Im Vordergrund steht laut Wester nämlich nicht die Geschichte um einen möglicherweise dem Strukturwandel zum Opfer gefallenen Hotelier, sondern ein Sonderling, Polarfuchsjäger und selbst ernannter Sheriff eines 175-Einwohner-Fleckens im Nordosten Islands. Dieser Kalmann hat es Wester angetan. Dafür sorgt Schmidts liebevolle Alltagsstudie laut Wester mit viel Empathie und Humor. Formal überzeugt sie die "naive mündliche Erzählweise" der Hauptfigur, die sie an Forrest Gump erinnert.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.10.2020

Joachim B. Schmidt wanderte bereits 2007 nach Island aus, und hier lässt er auch seinen neusten Krimi spielen, weiß Rezensent Nicolas Freund, der sich amüsiert von Schmidts Forrest-Gump-Wiedergänger Kalmann auf Mördersuche durch Fjorde und Gletscher führen lässt. Gegen den "naiven Blick", mit dem Schmidts ermittelnder Erzähler auf die Welt blickt, hat der Kritiker nichts einzuwenden: Ganz gleich, ob Kalmann Eisbären verdächtigt oder über Fischfangquoten und Angst vor Einwanderern sinniert - Schmidts "Schelmengeschichte" gelingt, schließt Freund.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 24.10.2020

Eigentlich wäre die Geschichte über einen verschwundenen Hotelier in einem kleinen Dörfchen im Norden Islands perfekter Stoff für einen typischen nordic noir, meint Rezensent Thomas Wörtche. Was diesen Roman in seinen Augen aber einzigartig macht, ist der Ermittler, der den Kritiker an Forrest Gump erinnert hat: Wörtche konnte sich nicht entscheiden, ob der örtliche Gammelhai-Produzent "leicht retardiert" oder aber ein sehr origineller Kopf ist. In jedem Fall, versichert er, wird die Geschichte dadurch, dass man ihrem Erzähler bis zum Schluss nicht trauen kann, zu einem "erheblichen intellektuellen Vergnügen".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.10.2020

Rezensentin Sylvia Staude freundet sich an mit Joachim B. Schmidts Antiheld Kalli, einem isländischen Einsiedler mit dem IQ eines Schafs (sagen manche). Was Kalli alles erlebt, nachdem er eine Blutlache im Schnee entdeckt hat, ist für Staude mehr als ein Krimi, nämlich ein im "eigenwillig lakonischen" Ton erzähltes Haifischer-Abenteuer voller Verwicklungen, inklusive Eisbär und Gammel-Hai. Wer Action sucht, ist hier falsch, warnt Staude, aber eine schräge Welt eröffnet der Roman allemal, findet sie.
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