Joanna Bator

Wolkenfern

Roman
Cover: Wolkenfern
Suhrkamp Verlag, Berlin 2013
ISBN 9783518424056
Gebunden, 499 Seiten, 24,95 EUR

Klappentext

Aus dem Polnischen von Esther Kinsky. Hineingewoben in diese weibliche Odyssee ist die Geschichte Grazynkas, die vor dem Krieg als Findelkind von einem Frauenpaar, den "Teetanten", aufgezogen wird. Als die SS im Städtchen die polnische Bevölkerung deportiert, gelingt es den Teetanten, das Kind in die Obhut einer Nonne zu geben. Aus dem KZ zurückgekehrt, sehen sie, wie ihre Nachbarn sich um die Besitztümer der verschwundenen jüdischen Familien streiten. Und von Grazynka keine Spur Zeiten und Erzählebenen kunstvoll verknüpfend, rollt Joanna Bator ein großes Panorama aus, das sich über Kontinente und ein ganzes Jahrhundert erstreckt. "Wolkenfern" ist ein Roman über Fremdheit und Heimatsuche.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.02.2014

Begeistert hat Rezensent Ulrich M. Schmidt Joanna Bators Roman "Wolkenfern" gelesen, der als Nachfolger von "Sandberg" konzipiert worden ist, aber auch ohne die Kenntnis des Vorgängerwerks gelesen werden kann. Schwärmerisch zieht der Kritiker Vergleiche etwa zu Gabriel Garcia Marquez' magischem Realismus oder zu den psychedelisch-surrealistischen Erzählungen Haruki Murakamis. Insbesondere aber staunt der Rezensent, wie exzellent es Bator gelingt, das Schicksal ihrer Protagonistin mit den Ereignissen in Polen nach dem zweiten Weltkrieg und Homers "Odyssee" zu verbinden. Darüber hinaus bewundert Schmidt den Mut der Autorin, in ihrem Heimatland, Polen, Tabuthemen wie Homosexualität und Rassismus anzusprechen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.12.2013

Mit großer Begeisterung hat Rezensentin Marta Kijowska Joanna Bators Roman "Wolkenfern" gelesen, der ihrer Meinung nach dem Vorgänger "Sandberg" in nichts nachsteht. Einmal mehr ist die Kritikerin ganz hingerissen von Bators feinem Gespür für Sprache und ihrer Beobachtungsgabe, die gekonnt Empathie, Distanz und Ironie verbindet. Und so liest Kijowska gebannt die Fortsetzung der Geschichte Dominikas, die nun als Nomadin nach Deutschland auswandert, einen schweren Autounfall erleidet und danach von Bayern über London und New York bis zu der griechischen Insel Karpathos reist. Vergnügt und zugleich voller Bewunderung beobachtet die Kritikerin, wie es Bator gelingt, die zahlreichen Geschichten und Figuren, die Dominika auf ihren Reisen begegnen durch verschiedene Zeitebenen miteinander zu verknüpfen. Die Rezensentin kann nur jedem Leser raten, sich ebenfalls auf diese ebenso fantasie- wie humorvolle und dazu exzellent übersetzte Wolkenreise zu begeben.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 09.11.2013

Joanna Bator lässt die Figuren aus ihrem im Polen der Siebziger spielenden Debüt "Sandberg" in "Wolkernfern" nun in den späten Achtzigern durch die, allerdings westliche, Welt streifen, erklärt Sabine Seifert. Im Mittelpunkt steht dabei die Erinnerungsarbeit, "im Schachtelsystem" werden hier "alte Geschichten" ausgegraben, ohne allerdings bloß Nostalgie zu bedienen, merkt die Rezensentin an. Dabei geht es der Autorin darum, sich im geschichtsverlorenen Nachkriegspolen zu verorten, führt sie weiter aus und erklärt, dass die Autorin dazu zahlreiche, im Lauf der Erzählung aufeinander treffende Geschichten rund um ein umfangreiches Figurenensemble zu einem komplexen Ganzen schmiedet. Getragen ist das einerseits von der auch in die Übersetzung geretteten "feinen Ironie" der Autorin, andererseits von deren sprudelnden Fabulierlust, die schließlich auch die Rezensentin darüber hinwegtrösten kann, dass ihr das Debüt schlussendlich doch noch ein bisschen besser besser gefallen hat.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.10.2013

Rezensent Hans-Peter Kunisch freut sich, dass mit "Wolkenfern" ein Nachfolgeroman zu Joanna Bators aufsehenerregendem Buch "Sandberg" erschienen ist. Und so begibt sich der Kritiker begeistert ein weiteres Mal nach Pjaskowa Gora, einem Vorort von Sandberg und begegnet liebgewonnenen Figuren wie der  warmherzigen alten Jadzia, ihrer inzwischen in München lebenden und nach einem Unfall im Koma liegenden Tochter Dominika und der männerverbrauchenden Grazynka. Auch wenn der Schauplatz bald wechselt und der Rezensent das vertraute Bergbau-Setting Oberschlesiens vermisst, und Bator seiner Meinung nach diesmal ein wenig länger braucht, um in Fahrt zu geraten, wird er doch recht bald in den Bann dieses "abgründig-komischen" Jahrhundertpanoramas gezogen.
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