Jörg Matheis

Ein Foto von Mila

Roman
Cover: Ein Foto von Mila
C.H. Beck Verlag, München 2008
ISBN 9783406570315
Gebunden, 269 Seiten, 18,90 EUR

Klappentext

Am 28. August 1988 stießen während des Flugtags auf dem Militärflugplatz in Ramstein drei Maschinen einer italienischen Kunstflugstaffel zusammen. Eine stürzte in die Zuschauermenge, über 70 Menschen starben. In seinem Roman "Ein Foto von Mila" macht Jörg Matheis dieses Ereignis zum Ausgangspunkt einer subtilen Geschichte der Liebe und der Katharsis. Mila, die junge Freundin des Ich-Erzählers Lorenz, wurde bei dem Flugunglück schwer verletzt. Seitdem ist sie verstört, die Liebe zwischen ihr und Lorenz eine Gratwanderung. Lorenz war Fotograf, aber anders als seinen Mentor Szyponka interessierten ihn nicht realistische Reportagen, sondern aufwendige Inszenierungen. Konzentriert auf Milas Trauma hatte er das Fotografieren aufgegeben. Doch nun glaubt er, mit einem Foto von Mila, das die Katastrophe aufgreift, für sich wie für Mila den Neuanfang zu schaffen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.08.2008

Mit gemischten Gefühlen hat Meike Fessmann den neuen Roman von Jörg Matheis aufgenommen, der von den Folgen der Flugkatastrophe von Ramstein 1988 erzählt. Dicht und überaus geschickt konstruiere der Autor seine Geschichte um die Protagonistin Mila, Überlebende des Unglücks, die nicht in der Lage ist, ihre traumatischen Erinnerungen zu verarbeiten, und eine Schar von konfliktreich miteinander verwobenen Charakteren. Das Sujet sei gut gewählt, findet Fessmann, die Ausarbeitung scheint ihr jedoch etwas übereifrig. Matheis' Ehrgeiz jede erdenkliche Nuance für den Leser empfindbar zu machen, beglückt die Rezensentin zwar zunächst, im Verlauf des Buches wird die Sprache des Autors, in Gestalt des Ich-Erzählers, für sie allerdings zum "synästhetischen Overkill". Sie lobt den präzisen Ausdruck des Schriftstellers, nicht ohne anzumerken, selbiger verursache bei ihr "klaustrophobische Zustände". Etwas mehr Luft zum Atmen wäre schön gewesen, trotzdem lesenswert, meint sie.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 10.07.2008

Jörg Matheis' Roman "Ein Foto von Mila" hat Ulrich Rüdenauer ganz und gar nicht überzeugt. Der Autor beschreibt, wie ein Fotograf durch eine große Fotoinszenierung versucht, seine durch das Flugschau-Unglück von Ramstein 1988 schwer verletzte und traumatisierte Frau Mila zu heilen. Der Rezensent sieht Parallelen zwischen der aufwändigen Vorbereitung der Fotosession, die die Traumatisierte mit allerhand Feuerwerkseffekten vor einem Düsenjet abbilden soll, und der übergenauen Konstruktion des Romans, dessen Figuren auf den Rezensenten seltsam unlebendig wirken und dessen Handlung ihm allzu absehbar und durchdacht scheint. Und so hat er am Ende nicht nur seine Zweifel, ob so eine "Konfrontationstherapie" dem Opfer helfen wird, er fürchtet zudem, dass diese "gewaltige Inszenierung" auch dem Roman nicht gut tut.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.06.2008

Ganz überzeugt ist Rezensentin Sabine Doering von diesem Romanerstling nicht, in den Jörg Matheis einfach viel zu viel hineingelegt habe. Dabei hätte die Grundkonstellation völlig ausgereicht: Zwei Brüder in der pfälzischen Provinz lieben dieselbe Frau, die bei der Flugschau-Katastrophe von Ramstein schwer an Leib und Seele verletzt wird, erzählt die Rezensentin wieder. Ihre Traumabewältigung - Mila will immer Wasser um sich herum haben - hätten Doering völlig ausgereicht. Aber statt dessen, bedauert sie, wurde Matheis von keinem Lektor davon abgehalten, auch noch eine Tierärztin, eine Ex-Frau, neue Geschäftsidee, einige Verschwörungstheorien und einen unnötigen Kunstdiskurs beizugeben.
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