Jörg Schweinitz (Hg.), Margrit Tröhler (Hg.)

Die Zeit des Bildes ist angebrochen!

Französische Intellektuelle, Künstler und Filmkritiker über das Kino. Eine historische Anthologie 1906-1929
Cover: Die Zeit des Bildes ist angebrochen!
Alexander Verlag, Berlin 2016
ISBN 9783895814099
Gebunden, 768 Seiten, 29,90 EUR

Klappentext

Die Zeit des Bildes ist angebrochen! präsentiert erstmals in deutscher Sprache in umfassender Weise die französischen Debatten um das noch junge Kino. Als das Kino sich um 1906 in den Großstädten etabliert, beginnt auch das Nachdenken über das neue Medium, seine ästhetischen Möglichkeiten und seine gesellschaftliche Funktion. Die Debatte erfasst Wissenschaftler, Poeten, Architekten und Philosophen. Und schon bald darauf melden sich erste Cineasten zu Wort. Populäre Serien locken die Massen ins Kino. Das nie Gesehene der Mikrowelt erregt Aufsehen. Dokumentarische Filmbilder kartographieren die Welt neu. Die bewegte Photographie drängt zur Siebten Kunst. Musik, Farbe, Rhythmus: Photogénie! Mit Beiträgen von René Clair, Jean Epstein, Louis Feuillade, Abel Gance, Marcel L'Herbier, Louis Aragon, Blaise Cendrars, Jean Cocteau, Georgette Leblanc, Fernand Léger, Colette, Louis Delluc, Henri Bergson u.v.a.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.03.2017

Bernd Stiegler entdeckt in der von den Filmwissenschaftlern Margit Tröhler und Jörg Schweinitz herausgegebenen "opulenten" Anthologie mit Texten französischer Intellektueller, Künstler und Kritiker über das frühe Kino einen Überschuss an Emphase, der mal manifestartig, mal analytisch das Phänomen Kino zu greifen versucht. Zum Glück schlagen ihm die Herausgeber in zwei Essays am Ende des Bandes "Schneisen" in die Überfülle an Beiträgen von Edouard Toulouse, Colette, Jean Epstein oder auch Louis Aragon. Die Darstellung der französischen Debatte ist für Stiegler allerdings mehr, nämlich ein Beitrag zur internationalen Verständigung.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.11.2016

Fritz Göttler ist ganz überwältigt von der "unbändigen Euphorie", mit der die hier versammelten Künstler, Schriftsteller und Intellektuelle das Kino in den zwanziger Jahren in Frankreich begrüßten. Welch ein Unterschied zu deutschen Theoretikern, die - abgesehen von Bela Balasz vielleicht - den Film vor allem als gewaltsame Erschütterung für Ästhetik und Kunstbegriff betrachteten. In diesen Texten erlebt Göttler hingegen, wie Colette die Schönheit des Augenblicks besang (im Gegensatz zur späteren Dominanz von Handlung und Dramatik), Jean Epstein mit "Bonjour Cinéma" das aufregende Schreiben über Film begründete, und Abel Gance lernte, Stimmen zu sehen oder auch das Flüstern der Vögel im Wind. Einige Texte vermisst Göttler in diesem Band, auch fehlen ihm die Filme selbst und ihre Stars, dafür findet er anderes etwas redundant. Doch der revolutionäre Grundton, die Experimentierlust und die Wildheit, mit der Filmerfahrung hier in Worte gefasst wird, kann er nicht genug betonen.
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