Johannes Fried

Jesus oder Paulus

Der Ursprung des Christentums im Konflikt
Cover: Jesus oder Paulus
C.H. Beck Verlag, München 2021
ISBN 9783406764066
Gebunden, 200 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Mit Karten. Was wir über das frühe Christentum zu wissen meinen, ist bis heute stark von Glaubenstraditionen geprägt. Der preisgekrönte Historiker Johannes Fried befragt die biblischen und außerbiblischen Quellen neu und setzt sie zu einem neuen, kohärenten Bild zusammen: Demnach gab es im entstehenden Christentum einen Grundkonflikt zwischen Anhängern Jesu, die die Worte ihres Meisters und Rabbis im frühesten Kern des Thomas-Evangeliums festhielten, und dem Apostel Paulus, der die Botschaft vom Kreuzestod des Gottessohnes in der heidnischen Welt verkündete. Die Lehre des Paulus setzte sich durch, während die Überlieferung der Jesus-Anhänger verketzert und vergessen wurde. Johannes Fried folgt ihren Spuren und zeigt, dass alles ganz anders gewesen sein könnte, als wir glauben. "Jesus lebt!" Diese frohe Botschaft konnte nach Jesu Kreuzigung ganz unterschiedlich verstanden werden. Sein engstes Umfeld in Jerusalem wusste, dass er das Kreuz überlebt hatte, und bewahrte die Worte des geflohenen Meisters. Der Apostel Paulus dagegen, der dem Christus Jesus nur in einer Vision begegnet war, verkündete die wundersame Auferstehung des Gottessohnes von den Toten und hatte wenig Interesse am Leben des jüdischen Lehrers. Johannes Fried rekonstruiert den Konflikt auf der Grundlage der verfügbaren biblischen und außerbiblischen Quellen und zeigt, wie die Lehre des Apostels Paulus von Kreuzestod und Auferstehung die kanonischen Evangelien prägte und sich im Römischen Reich durchsetzte, während die Überlieferung der Jesus-Anhänger - festgehalten etwa im Thomas-Evangelium - in Gebiete außerhalb des Römischen Imperiums abgedrängt, verketzert und schließlich vergessen wurde. Johannes Fried folgt den wenigen erhaltenen Spuren mit dem Werkzeug des Historikers und zeigt, dass alles ganz anders gewesen sein könnte, als wir glauben.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.03.2021

Für den Rezensenten Uwe Walter rennt Johannes Fried mit seinem Versuch, dem alten Konsens theologischer Forschung das Fundament zu entziehen, indem er etwa Jesus' Tod anzweifelt, offene Türen ein. Die Dogmen gegen die der Autor vorzugehen meint, kann Walter nicht erkennen. Frieds Entwurf der Figur eines ahnungslosen Paulus, der sich an seine eigene Vision des Auferstandenen hält, bleibt Walter zu uneindeutig, Frieds Suche nach der "historischen Wahrheit" hinter der Theologie hält er für "mephistophelische Dialektik".
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