Jorge Edwards

Faustino

Roman
Cover: Faustino
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2008
ISBN 9783803132178
Gebunden, 187 Seiten, 18,90 EUR

Klappentext

Aus dem chilenischen Spanisch von Sabine Giersberg. In einem Helikopter verlässt Faustino Joaquin Piedrabuena Ramirez, chilenischer Kommunist im Ost-Berliner Exil, die Zone und fliegt quer über den Atlantik zurück nach Santiago. Ist er derjenige, der das Attentat auf den Diktator verüben wird? Wird man versuchen, ihn mit einem Wahrheitsserum zum Sprechen zu bringen? Soll Faustino als neuer Präsident installiert werden? Und wer zum Teufel ist Apolinario Canales, jene zwielichtige Gestalt, die mit Faustino Fressorgien feiert und ihm junge Frauen zuführt? Jorge Edwards, der große chilenische Romancier, hat ein ebenso spannendes wie absurdes Buch geschrieben. Und während er sich dabei ins Fäustchen lacht, Goethe mit dem Genre des Politthrillers und des fantastischen Romans zu kreuzen, kann sich auch der Leser vor Lachen kaum mehr halten, derart grotesk ging es zwischen Teufels- und Blocksberg beziehungsweise den Gipfeln der Anden schon lange nicht mehr zu.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.08.2008

Lebensfreude und Opposition? Wenn Kersten Knipp das zusammendenken kann, dann hat dieser vor über 20 Jahren erschienene Roman von Jorge Edwards seinen Anteil daran. Knipp präpariert die Parallelen zum Faust-Stoff heraus und stellt fest: Das Burleske am politischen Widerstand hat Edwards erkannt und auf seine Figur des aufrechten chilenischen Oppositionellen übertragen. Die findet sich mal in Berlin, mal in den Anden, mal im Bordell wieder (wo Knipp gar nichts Gretchenhaftes entdecken kann), und entgeht nur knapp einer "politischen Sünde". Am Ende erscheint Knipp der Text nicht als eindeutige Stellungnahme, sondern als schillernde Parabel, als finsteres Gedankenspiel über politischen Utopismus und die Niederungen des Opportunismus.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.06.2008

Nicht ganz glücklich ist Andreas Breitenstein mit Jorge Edwards' Roman "Faustino", einem "anspielungsreichen und turbulenten Stück Politprosa". Er sieht in dem Buch des chilenischen Autors, der nach dem Sturz Allendes bis 1980 im spanischen Exil lebte, eine Parodie auf Goethes Faust und zugleich den Versuch, die Geschichte Chiles zu erzählen. Zwar findet er die Idee des Romans ansprechend, ihre Umsetzung aber nicht wirklich gelungen. Zum einen kritisiert er die Figurenzeichnung als wenig "prägnant": Faustino in seiner Trägheit taugt für ihn nicht als kleiner Faust und Apolinario Canales wirkt als Verkörperung des Mephisto auf ihn "flach". Zum anderen hat Edwards für seinen Geschmack etwas zu dick aufgetragen. Er hält ihm vor, sich in "kafkaesk-karnevaleskem Budenzauber" zu ergehen, so dass kein Bild der chilenischen Gesellschaft entstehe, "das über die Situation hinauswirkt". Seinen Respekt äußert er dagegen für Edwards Kritik in eigener linker Sache.

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