Jose Saramago

Alle Namen

Roman
Cover: Alle Namen
Rowohlt Verlag, Reinbek 1999
ISBN 9781498063326
                         , 314 Seiten, 21,47 EUR

Klappentext

Señor Jose ist Schreibgehilfe im Zentralen Personenstandsregister seiner Stadt. In seiner Freizeit sammelt er Zeitungsausschnitte über berühmte Persönlichkeiten. Von Neugier getrieben überprüft er eines Abends die Personalien seiner gesammelten Berühmtheiten. Ein folgenschwerer Schritt. Denn er greift versehentlich nach einer falschen Karteikarte - darauf die Daten einer ganz gewöhnlichen Frau, sechsunddreißig Jahre alt, geschieden. Fortan kennt Sr. Jose nur noch ein Ziel: die Unbekannte zu finden. Der kleine Angestellte erwacht zum Leben, stürzt sich in immer gewagtere Abenteuer, die niemanden mehr verblüffen als ihn selbst.

Im Perlentaucher: Rezension Perlentaucher

Es gibt Bücher, die liest man gerne, aber nach fünfzig Seiten legt man sie doch bei Seite und denkt sich: er macht es schön, er macht es gut, ich lese jeden Satz gern, aber er fesselt mich nicht. Ich weiß, es werden weiter schöne Beschreibungen, witzige Reflexionen kommen, aber ich kenne den Dreh. So ein Buch war "Alle Namen" des portugiesischen Literaturnobelpreisträgers für mich. Drei Tage und Nächte lang. Dann hielt ich es nicht mehr aus und griff wieder nach dem grünen Band. Saramago hatte mich süchtig gemacht...
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Rezensionsnotiz zu , 12.03.2000

Es gibt Bücher, die liest man gerne, aber nach fünfzig Seiten legt man sie doch bei Seite und denkt sich: er macht es schön, er macht es gut, ich lese jeden Satz gern, aber er fesselt mich nicht. Ich weiß, es werden weiter schöne Beschreibungen, witzige Reflexionen kommen, aber ich kenne den Dreh. So ein Buch war "Alle Namen" des portugiesischen Literaturnobelpreisträgers für mich. Drei Tage und Nächte lang. Dann hielt ich es nicht mehr aus und griff wieder nach dem grünen Band. Saramago hatte mich süchtig gemacht.
Ein Angestellter des zentralen Personenstandsregisters beginnt sich für eine der von ihm betreuten Karteikarten zu interessieren. Er geht der Person nach, versucht alles über sie herauszufinden, was sich in Erfahrung bringen läßt. Er wird auffällig, kollidiert mit der Büroordnung, mit seinen Gewohnheiten. Nichts langweilt so wie Bürokratie. Kaum etwas aber fasziniert so wie Besessenheit und wer ist besessener als ein echter Bürokrat? Einer, der ausserdem noch ängstlich jeden Schritt, bevor er ihn tut, abwägt und nachdem er ihn getan hat, begutachtet?
Saramago zieht den Leser sadistisch in die verrückten Gedanken und Bemühungen seines Helden. Am Ende genießt der Leser die bürokratische Umständlichkeit der Reflexionen des Helden nicht weniger als dessen hilflose Versuche, seine Besessenheit, seine Fixierung auf diesen einen Name, auf den er auf einer Karteikarte stieß und den er am Ende auf einem Kreuz auf dem Friedhof wieder findet. José Saramgo gelingt das Kunststück, die Neugierde des Lesers wach zu halten, obwohl längst klar ist, was geschehen oder besser nicht geschehen wird. Der Leser interessiert sich weniger für Saramagos Helden als für die Geschicklichkeit, mit der der Autor unser Interesse an ihm wachhält. Eine Konstellation, die sich nur raffiniert kalkuliert anhört, beim Lesen aber unmittelbar den Nerv trifft.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.10.1999

Die Lektüre dieses Romans hat Hanno Zickgraf offensichtlich äusserst viel Spass gemacht. Allerdings legt Zickgraf Wert auf die Feststellung, dass in diesem Roman Komisches auch mit "philosophischem Tiefgang" meisterhaft unter einen Hut gebracht werde. Überhaupt zeigt sich Zickgraf vorwiegend von Saramagos Fähigkeit beeindruckt, scheinbare Gegensätze miteinander zu vereinbaren. Als Beispiel nennt er die Verknüpfung von "mythischer Metaphern- und Symboldichte" und "beißender Sozialsatire". Mit der Behauptung, dass die Metapher immer die beste Art sei, Dinge zu erklären, habe Saramago seine Poetik selbst am treffendsten beschrieben, meint Zickgraf. Ein grosses Lob gilt auch der Übersetzung von Ray-Güde Mertin, die Saramagos Dialoge und auch die Komik in diesem Roman "brilliant" auf deutsch wiedergebe.
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