Josef H. Reichholf

Warum die Menschen sesshaft wurden

Das größte Rätsel unserer Geschichte
Cover: Warum die Menschen sesshaft wurden
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2008
ISBN 9783100629432
Gebunden, 315 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Wie kam der Mensch aufs Korn? Für die Erfindung des Ackerbaus, die so genannte Neolithische Revolution gab es bislang keine plausible Erklärung: Die Erträge waren viel zu gering. Land musste aufwendig gerodet und Äcker mussten bestellt werden. Das Saatgut durfte nicht angetastet werden, egal wie hungrig die Menschen waren. Man wurde abhängig vom Klima. Und doch entwickelte sich die Landwirtschaft unabhängig voneinander in drei sehr weit auseinander liegenden Regionen - im "fruchtbaren Halbmond", im Vorderen Orient, in China und in Mesoamerika - und mit der bäuerlichen Lebensweise wandelten sich auch die Sozialstrukturen. Der renommierte Naturhistoriker Josef H. Reichholf schaut auf die Jahrtausende vor Beginn der Geschichte und findet eine umfassende Begründung für diese Entwicklung, die zahlreiche wichtige Kulturtechniken der Menschheit erst möglich machte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.10.2008

"Am Anfang war das Bier." So jedenfalls lautet - in der Formulierung der Rezensentin Manuela Lenzen - die These Josef H. Reichholfs zum Sesshaftwerden des Menschen. Für nicht plausibel hält er nämlich die gängigen Theorien, dass angesichts knapp werdenden Wildes die Menschen sich vom auf Äckern Angebauten ernährten. Wer, so eines von Reichholfs Argumenten, einmal die rückgezüchteten Getreideformen in Freilichtmuseen gesehen hat, wird sich schon fragen, wie dies kümmerliche Korn ergiebig genug hätte sein sollen. Außerdem ist's die fürs Bier nötige Gerste, nicht der Weizen oder Roggen, den man bei den ersten Siedlungen von Sesshaften in Kultivierungsformen fand. Nicht nur um Bier geht es im Buch, sondern auch um Sprache und Haustiere und um Einhörner noch dazu. Manches daran findet Lenzen "gewagt", weniges wirklich beweisbar, alles aber spannend und anregend und noch dazu "leicht lesbar und verständlich" geschrieben.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 15.10.2008

Angenehm quer zum angesagten geisteswissenschaftlichen Diskurs über Nomadologie stellt sich Josef H. Reichholf mit seiner Erörterung der Frage, warum die Menschen sesshaft wurden und den Ackerbau erfanden, lobt Cord Riechelmann in seiner Rezension. Der Evolutionsbiologe Reichholf begnüge sich dabei nicht mit reiner Theorie, sondern ziehe zur Beobachtung die australischen Aborigines heran, die bis zur Ankunft der Europäer ohne Ackerbau lebten. Die Antwort, die Reichholf präsentiert, ist originell, da sie bisherigen Erklärungsversuchen entgegengesetzt ist, befindet Riechelmann: Demnach stand am Anfang des Ackerbaus nicht die Produktion von Nahrungs-, sondern von Rauschmitteln. Und die hätten bei den Aborigines eben eine geringere Rolle gespielt als in anderen Kulturen. Warum das so gewesen sein soll, darüber erfahren wir aus Riechelmanns Rezension leider nichts. Aber vielleicht ja aus Reichholfs Buch.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 13.09.2008

Eingenommen ist Hilal Sezgin von Josef H. Reichholfs Buch über die Frage "Warum die Menschen sesshaft wurden". Den Ausführungen des Evolutionsbiologen ist sie immer gespannt gefolgt. Sie fühlt sich an einen guten Krimi erinnert, so packend scheint ihr das Buch. Selbst wo es um evolutionsbiologische Details geht, schreibe Reichholf, der im vergangenen Jahr den "Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa" erhielt, spannend und kurzweilig. Aber auch seine Widerlegung der These, der Hunger habe die Menschen zu Ackerbauern und damit sesshaft gemacht, findet Sezgin rundum überzeugend.