Josef Haslinger

Jachymov

Roman
Cover: Jachymov
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2011
ISBN 9783100300614
Gebunden, 271 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Sie begegnen sich zufällig: der Verleger und die Tänzerin. Er sucht Heilung im alten Kurhotel von Jachymov und stößt dabei auf das Grauen dieses Ortes. Die Tänzerin beginnt ihm eine Geschichte zu erzählen, die sie ihr Leben lang begleitet hat. Es ist die Tragödie ihres Vaters. Als Torwart der tschechoslowakischen Eishockey-Nationalmannschaft seit den 1930er Jahren ein Star, konnten ihn seine Erfolge nicht vor der Willkürherrschaft des kommunistischen Regimes schützen. Dann wurde er verhaftet. Man deportierte ihn in die Arbeitslager von Jachymov, einem Uranbergwerk in einem Tal des Erzgebirges. Nach fünf Jahren wird er amnestiert und als Todkranker entlassen. Seiner Familie bleibt nichts, als ihm beim langsamen Sterben zuzusehen. Die Tochter wird zur Chronistin einer ungewissen Erinnerung, der sie nicht mehr entkommen kann.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.10.2011

Wie der Autor in seinem Buch die beiden Geschichten des nordböhmischen Städtchens Jachymov - als Ort kommunistischen Terrors und als Heilbad - miteinander verknüpft, hat Georg Renöckl beeindruckt. So auch die beiden Perspektiven, die der Tochter des in Jachymov ermordeten Eishockeystars Bohumil Modry, und die des rückenleidenden Verlegers Anselm Findeisen. Für Renöckl entsteht ein aufwühlender, fesselnder Roman mit einem genau recherchierten Stück Zeitgeschichte im Zentrum.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.10.2011

Zwiespältig, aber letztlich positiv liest sich diese Kritik über einen Roman, der Fakten und Fiktion verbindet und in dieser Verbindung auf den Rezensenten Wolfgang Schneider zuweilen etwas ungelenk wirkt. Aber die Fakten sind interessant, ja bestürzend, und das Fiktionale überzeugt zumindest in Passagen, Figuren und Momenten. Haslinger erzählt eine hierzulande unbekannte Episode aus der Stalin-Zeit in der damaligen CSSR - die Geschichte eines Eishockey-Nationalspielers, der wegen politischer Unbotmäßigkeit zu Zwangsarbeit im Uranbergwerk verurteilt wurde und nach vorzeitiger Entlassung vorzeitig starb - an Verstrahlung. Die fiktionale Rahmenhandlung kann den Rezensenten zumindest in den Figuren des Verlegers und der Tochter des Eishockeyspielers überzeugen. Allerdings nervt ihn die allzu detailreich ausgebreitete Leidenschaft Haslingers fürs Eishockeyspiel - "eine schwere Puck-Passion". Abschließend lobt er Haslingers Rechercheleistung.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 30.09.2011

Sichtlich beeindruckt ist Karl-Markus Gauß von Josef Haslingers neuem Roman "Jachymov". Basierend auf historischen Quellen erzählt das Buch von einem wenig bekannten Kapitel des Stalinismus: der Verhaftung der gesamten tschechischen Eishockey-Nationalmannschaft, die 1947 und 1949 Weltmeister war. Sie hatte bei einem Auswärtsspiel in Davos darüber debattiert, ob sie sich geschlossen in den Westen absetzen sollte, aber mit 8:6 dagegen gestimmt. Abgesehen von der Rahmenhandlung scheint ihm der Roman, changierend zwischen Dokumentation, Chronik und Erzählung, sehr nah an den Quellen. Vor allem setzt das Werk dem Torwart der Eishockey-Nationalmannschaft, Bohumil Modry, der zu fünf Jahren Zwangsarbeit im Uranstollen von Jachymov verurteilt wurde, ein "würdiges Denkmal".
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