Josefine Rieks

Serverland

Roman
Cover: Serverland
Carl Hanser Verlag, München 2018
ISBN 9783446258983
Gebunden, 176 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Das Internet ist seit Jahrzehnten abgeschaltet, die Statussymbole von früher sind nur noch Elektroschrott. Reiner, Mitte zwanzig, sammelt Laptops aus dieser lange vergangenen Zeit und wird zum Begründer einer Jugendbewegung, die verklärt, was es früher wohl einmal gab - die Freiheit einer Gesellschaft, die alles miteinander teilt. Mit Hilfe einer Autobatterie gelingt es, eine Verbindung zu lange stillgelegten Servern herzustellen. Die Jugendlichen sehen, was seit Jahrzehnten keiner mehr gesehen hat: das Internet. Mit einem sezierenden Blick auf unsere Gegenwart hat Josefine Rieks einen rasanten wie klugen Roman geschrieben. Ein Debüt, das man mit weit aufgerissenen Augen liest.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 14.03.2018

René Hamann kommt auf seine Kosten, wenn Josefine Rieks subtil die Utopien von gestern in eine Zeitschleife schickt. Rieks erzählt in "Serverland" aus einer Zukunft, in der das Internet verboten wurde, einige jugendliche Nerds die Ruinen einer Server-Farm entdecken und aus ihr die alten digitalen Schätze bergen. Diese Zukunft ist natürlich in Vergangenheit gepackte Gegenwart, erkennt Hamann. Dass sich Rieks hier mit bösem Witz über die naiven Utopien aus der digitalen Steinzeit lustig macht, in der YouTube-Videos für subversiv gehalten wurden, gefällt Hamann schon gut. Aber dass sie in ihrem Debüt auch noch einige wichtige Punkte in Bezug auf kulturelle Jugend-Avantgarden macht, haut ihn schlichtweg um.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 11.03.2018

In "spontaner Liebe" entbrannte Rezensent Thomas Lindemann nach eigenen Angaben für Josefine Rieks' Romandebüt "Serverland". Sowohl die herrlichen Geek-Sätze der Gamer, die er als selbsterklärter Insider absolut authentisch findet, als auch die Story haben es ihm angetan: "Serverland" spielt in einer nicht allzu fernen Zukunft, in der das Internet abgeschaltet wurde und nur noch als blasse Erinnerung der älteren Generation existiert, informiert Lindemann. Der Plot kreise um eine kleine Gruppe "Retro-Nerds", die keinen Anteil am normalen Leben in Rieks' analoger Welt hat, dafür aber alte Serverhallen von Google aufspürt und Videos von 9/11 ebenso fasziniert diskutiert wie irgendwelchen YouTube-Unsinn. Besonders die Gnadenlosigkeit, mit der Rieks untergehen lasse, was als einflussreichstes Merkmal unserer Gegenwart gelte, beeindruckt Lindemann. Obwohl der Rezensent sich stellenweise doch noch ein wenig mehr Überraschungen von den Figuren oder der Sprache des Romans gewünscht hätte, hält er "Serverland" für wichtiger, als selbst er sich vorzustellen vermag.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 01.03.2018

Rezensent Daniel Haas zeigt sich enttäuscht von Josefine Rieks' Roman über die Zeit nach der Vernetzung. Was ein spannender Text über die nähere Zukunft ohne das Internet hätte werden können, hat laut Haas außer vernebeltem, bekifftem Szene-Talk nichts zu bieten, schon gar kein kulturkritisches Programm, schimpft Haas. Die angepeilte Dystopie kann der Text dem Rezensenten nicht vermitteln, sie bleibt Accessoire, nichts weiter, meint er. Ein gutes Lektorat und dramaturgische Hilfestellung hätte er der jungen Autorin und ihrem faszinierenden Thema gegönnt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.02.2018

Meike Fessmann staunt, mit welcher Lässigkeit Josefine Rieks die Zukunft nach dem Internet imaginiert. In ihrem Debütroman "Serverland", den die Kritikerin als Mischung aus Dystopie und Roadnovel, beschreibt, erzählt Rieks von zwei jungen Typen, die in die stillgelegten Serverfarmen in Berlin-Spandau einbrechen, um die Datenbergwerke auszuheben, die mit Facebook und Google zugeschüttet wurden, um sozusagen das Internet noch einmal neu zu erfinden. Prägnant entworfen, klug ausgeführt und "kühl unterspielt" findet Fessmann die Geschichte. Für sie gehört das Buch zu den spannendsten Neuerscheinungen des Frühjahrs, sie ordnet die 1988 geborene Autorin, eine Digital Native mithin, in eine Reihe mit Schriftstellern wie Roman Ehrlich, Leif Randt und Matthias Nawrat, die alle "lustvoll zwischen Utopie und Katastrophe" wandeln.
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