Jürg Altwegg

Ach, du liebe Schweiz

Cover: Ach, du liebe Schweiz
Nagel und Kimche Verlag, Zürich 2002
ISBN 9783312002917
Paperback, 192 Seiten, 15,40 EUR

Klappentext

Das Auftaktjahr im neuen Jahrtausend zeigte sich apokalyptisch: Swissair-Debakel, Zuger Amoklauf, Desaster im Gotthardtunnel. Symptome einer tiefgreifenden Krise? Oder "Sonderfall" in einer ganz neuen Bedeutung? Seit einigen Jahren ändert sich die Schweiz schneller als jemals zuvor. Jürg Altwegg analysiert die Kosten des Sonderfalls, nimmt den Bestand auf und zeigt, was wir zu erwarten haben. Und wie die Schweiz, zwischen EU und EURO, zwischen UNO und NATO dabei ist, sich selbst neu zu erfinden.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 11.07.2002

Über kaum ein Land sind so viele Klischees im Umlauf wie über die Schweiz, und da es ein kleines Land ist, machte sich bisher niemand die Mühe einer Überprüfung, meint Rezensent Fredy Gsteiger. Er freut sich deshalb über das Buch von Jürg Altwegg, das seiner Meinung nach "wertvolle Schlüssel" zu einem richtigeren Bild des Landes bietet. Bei seinen Schweiz-Recherchen habe Altwegg viel Neues entdeckt, zum Beispiel wenig bekannte Westschweizer Autoren, er sei aber auch auf so manches Paradox gestoßen. Für die langfristige Auflösung von Schweizer Widersprüchen sind "viele Bücher wie jenes von Jürgen Altwegg" nötig, findet Gsteiger, am Erfolg zweifle aber sogar der Autor selbst, wie der Rezensent dem Titel des Buches entnimmt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.04.2002

Klaus Harpprecht ist hingerissen von der "brillanten und brisanten Kapuziner-Predigt", mit der der Schweizer Autor Jürg Altwegg Kritik an seinem Land ausübt. Harpprecht vermutet in seiner ausführlichen Rezension, dass es mit der so hochgeschätzten Neutralität der Schweiz spätestens jetzt ein für alle mal vorbei ist. Der Rezensent betont, dass Altwegg seine "Anklage" der Schweiz nicht "sine ira et studio" geschrieben hat und "mitreißend im Stil", dabei durchaus witzig und polemisch seinen Standpunkt klar mache. Zwei Punkte aber bemängelt Harpprecht: zum einen vermisst er in dieser Anklageschrift den Hinweis auf die unter den Schweizer Intellektuellen verbreitete Mischung aus "Selbstverliebtheit und Selbsthass", was bei einem Porträt der Schweiz seiner Ansicht nach nicht fehlen dürfe. Außerdem widerspricht er leidenschaftlich Altwegs Anklage Nietzsches, dieser habe sich "durch den Nationalsozialismus kompromittiert". Ansonsten aber wünscht sich der Rezensent, jemand würde sich mit gleicher Schärfe auch mal Deutschland widmen.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.04.2002

Diesen Essay, mit dem der Schweizer Kulturkorrespondenten der FAZ Jürg Altwegg den Schweizer "Katastrophenherbst 2201" analysiert und dabei das Selbstbild der Schweiz offenbar ziemlich ankratzt, nimmt der mit C.W. zeichnende Rezensent nicht sehr gut auf. So findet C.W. einige Thesen und Schlussfolgerungen Altweggs "zweifelhaft", weil sie von "Unsorgfältigkeiten, Überzeichnungen und Unredlichkeiten" geprägt sind - etwa wenn Altwegg den Bundespräsidenten Pilet-Golaz zitiere, der 1940 vom Vertrauen gesprochen habe, das dem Führer entgegenzubringen sei. C.W. hält fest, dass Pilet-Golaz nicht Hitler gemeint habe, wie Altwegg suggeriere, sondern "die schweizerische Regierung als 'guide'". Dieser laxe Umgang mit Fakten ist nach Ansicht des Rezensenten für Schweizer Leser durchschaubar, nicht jedoch für Außenstehende. Die inhaltlichen Schwächen sind nach C.W.s Meinung durchaus bedauerlich, denn der Wert der "ungewohnten Perspektiven, überraschenden Assoziationen und treffenden Formulierungen", von denen dieses Buch einige enthält, werden dadurch in den Augen des Rezensenten geschmälert.