Karen Armstrong

Die Achsenzeit

Vom Ursprung der Weltreligionen
Cover: Die Achsenzeit
Siedler Verlag, München 2006
ISBN 9783886808564
Gebunden, 650 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Mit Zeichnungen und 25 Karten. Aus dem Englischen von Michael Bayer und Karin Schuler. Karen Armstrong erzählt die faszinierende Geschichte einer der wichtigsten geistigen Revolutionen der Weltgeschichte. Zwischen dem neunten und dem zweiten Jahrhundert vor Christus bildeten sich in vier verschiedenen Erdteilen religiöse und philosophische Traditionen heraus, die seitdem für die Menschheit von zentraler Bedeutung sind - und uns auch heute noch Orientierung geben können. Armstrong begibt sich auf eine Entdeckungsreise zu den verschütteten Lehren der so genannten Achsenzeit. Dabei handelt es sich um die Epoche ab dem 9. Jahrhundert vor Christus, in der eine neue Form des menschlichen Bewusstseins entstand. Aus dieser Zeit stammen die großen Glaubensrichtungen, die für die Menschheit bis heute zentral sind: Hinduismus und Buddhismus aus Indien, Taoismus und Konfuzianismus aus China, der Rationalismus aus Griechenland und der Monotheismus aus der Region des heutigen Israel.
Armstrong kann zeigen, dass jede dieser Weltanschauungen auf vergleichbare Probleme mit ganz ähnlichen Antworten reagierte. Die Urväter dieser geistig-religiösen Revolution - Buddha, Sokrates, Konfuzius und Hesekiel - wollten den Menschen keine ultimative Wahrheit aufzwingen; es ging ihnen nicht so sehr darum, was man glaubte, sondern wie man lebte. Mitgefühl und Toleranz wurden an unterschiedlichen Orten zu den wichtigsten Tugenden ernannt. So liest sich Karen Armstrongs Abhandlung nicht nur als eine umfassende Ideengeschichte der Weltreligionen, sondern zugleich als ein eindringliches Plädoyer für die Besinnung auf die ursprünglichen Quellen unseres Glaubens, unserer Philosophie und Moral. Ein besonders lehrreiches Buch in Zeiten der Gewalt und der religiösen Intoleranz. Das Buch antwortet auf das aktuelle Interesse an Religion, indem es den gemeinsamen Kern der großen Glaubensrichtungen freilegt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.02.2007

Zurückhaltend betrachtet Rezensent Hans G. Kippenberg dieses Buch über den Ursprung der Weltreligionen von Karen Armstrong. Ausführlich referiert er über das von Karl Jaspers stammende Konzept der Achsenzeit, einem Zeitraum von 800 bis 200 vor Christus, in dem sich in verschiedenen Kulturen und Erdteilen die geistigen Grundlagen der Menschheit ausbildeten. An dieses Konzept anknüpfend schildere Armstrong in zehn Kapitel die Entstehung der Religion in China, Indien, Iran, Israel und Griechenland. Zwar bescheinigt Kippenberg der Autorin "große Liebe zum Detail". Aber mit ihrer didaktischen Darstellung, ihrer warnenenden Stimme, ihrer Anpreisung der einstigen Spiritualität ist er nicht wirklich glücklich. Zudem beanstandet er, dass die gegenwärtige Erforschung des Phänomens der Achsenzeit, vor allem in der Soziologie, bei Armstrong völlig ausgeblendet bleibt. Für Leser, die die Weltreligionen unter einem solchen Gesichtspunkt noch nicht kennen, scheint ihm das Buch dennoch eine "lesenswerte Einführung".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.10.2006

Süffisant fällt dieser Verriss von Karen Armstrongs "Achsenzeit" aus, den Friedrich Wilhelm Graf hingelegt hat. Ja, fast liest sich seine Besprechung wie eine Parodie auf das kritisierte Buch. Die Hunderte von Seiten "im moralisierenden Salbaderton" sind Graf mächtig auf den Geist gegangen. Das hat offensichtlich einige Aggressionen beim Rezensenten freigesetzt: Als "beklagenswert ungebildet" und "methodisch naiv" brandmarkt er die Autorin, die ihre Montage von Exzerpten auch noch für Wissenschaft halte. Graf dagegen lässt keinen Zweifel daran, dass er das Buch auf keiner Seite Ernst nehmen kann. Besonders ärgert ihn an dieser Weltgeschichte der Achsenzeit-Religionen, dass sie mehr von Armstrongs verkrachtem Verhältnis zur Amtskirche und ihrem Wunschtraum von einer "Welteinheitsreligion aller Ganzgutmenschen" handelt als von den Ursprüngen der Weltreligionen.
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