Karin Hartewig

Das Auge der Partei

Fotografie und Staatssicherheit
Cover: Das Auge der Partei
Ch. Links Verlag, Berlin 2004
ISBN 9783861533429
Broschiert, 272 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Bis zum Ende der DDR häufte das Ministerium für Staatssicherheit einen beachtlichen Bilderberg auf. Zuletzt zählte man 1,4 Millionen Fotos. Der größere Teil davon galt der Ausforschung des Gegners und seiner Bekämpfung. Im Mittelpunkt standen die Feinde im eigenen Land die Angehörigen der drei westlichen Militärverbindungsmissionen und der Ständigen Vertretung der BRD , die Grenzanlagen und Transiträume und schließlich die innere Opposition und die alternative Szene der DDR. Die Stasi, die das Debakel des 17. Juni 1953 niemals verwinden konnte, wollte möglichst alles dokumentieren und wissen, um rechtzeitig eingreifen zu können. Dabei wandelte sie sich vom Repressionsorgan, das vorrangig auf brachiale Gewalt setzte, zum Geheimdienst der operativen Vorgänge, der sich aufs Observieren, Ermitteln und Beeinflussen verlegte.Von einem ausgeprägten Selbstdarstellungsbedürfnis der Staatssicherheit zeugen die unzähligen Fotografien aus internen Kreisen, die zeitgleich entstanden.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.02.2005

Nach der Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit im Januar 1990 blieben neben 180 Kilometer Akten und 40 Millionen Karteikarten 1,3 Millionen Bilder, Fotos, Negative und Dias zurück. Einen Teil der Bilder hat die Göttinger Historikerin Karin Hartewig in ihrem Buch über "Fotografie und Staatssicherheit" versammelt. Zu sehen bekommt man laut Marcus Jauer die "unheimlichen heimlichen Bilder der Stasi". Die zum größten Teil bei Observationen entstandnen Fotos wirken auf ihn meist wie die Dokumentation gewöhnlicher Straßenszenen. Unheimlich findet er, dass man sehen könne, dass die Abgebildeten nicht wüssten, dass sie fotografiert werden. Er hebt hervor, dass die Stasi-Fotografen wohl oft selbst daran zweifelten, ob die Bilder überhaupt etwas zeigten, das gegen die jeweilige Person verwendet werden konnte. "Noch nichts zu sehen", stehe auf einigen dieser Fotos. "Das, was den Bildern heute ihre Anmutung verleiht, war damals ihr Mangel", findet Jauer. "Sie fingen das Geheimnis ein, aber sie gaben es nicht preis." Neben zahlreichen Observationsbildern bietet das Buch auch eine andere Art von Fotografien, die den Dienst von innen zeigten: Ordensverleihungen, Betriebsfeste, Urlaubsreisen im Kollektiv und Jagdausflüge mit den sowjetischen Freunden. Auch diese Bilder findet Jauer "unheimlich". Und teilweise zeugen sie für ihn von "vollkommener Trostlosigkeit".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.01.2005

Nicht gerade begeistert zeigt sich Rezensentin Regina Mönch von Karin Hartewigs Buch über das Thema "Fotografie und Staatssicherheit". Die Lektüre findet sie "mühsam", die zahllosen Bilddokumente der Stasi, Fotos von umfassend beobachteten "Gegnern" scheinen ihr "vielleicht" für "den Neuling interessant". Hartewig versuche sich an Porträts von "Observationsobjekten" wie dem Bürgerrechtler Robert Havemann, dem Fotografen Harald Hauswald und dem Fernsehjournalisten Roland Jahn. "Aber sie ist keine Porträtistin", kritisiert Mönch, "dafür lange im Archiv gewesen und an der Fülle der Belege für den Wahnsinn der Beobachter gescheitert". Auch die Neigung der Autorin, alles, was sie nicht gefunden hat, für nicht auffindbar zu halten, geht Mönch auf die Nerven. Hartewigs Überzeugung, dass es Bilder von an der Grenze ermordeten "Staatsfeinden" nicht gebe, ist, wie sich im ersten Mauerschützen-Prozess zeigte, jedenfalls falsch.
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