Hubertus Knabe

West-Arbeit des MfS

Das Zusammenspiel von
Cover: West-Arbeit des MfS
Ch. Links Verlag, Berlin 1999
ISBN 9783861531821
Gebunden, 598 Seiten, 24,54 EUR

Klappentext

Der Kampf gegen den "Klassenfeind" im Westen wurde vom MfS von Anfang an als "Hauptaufgabe" betrachtet. Ob Postkontrolle, Telefonkontrolle, Grenzaufklärung oder Bekämpfung der inneren Opposition - "innere" und "äußere" Arbeit waren im MfS untrennbar miteinander verwoben. Das vorliegende Buch stellt die ergänzte und überarbeitete Fassung eines Berichtes dar, den der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen auf Bitten des Deutschen Bundestages zur "West-Arbeit" der Staatssicherheit für die Enquete-Kommission erstellt hat. Es analysiert die Bedeutung, die die "West-Arbeit" für das MfS gehabt hat, und beschreibt, wie sich Zielrichtungen und Vorgehensweise im Verlauf von vier Jahrzehnten entwickelt haben.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.07.2000

In einer Dreifachrezension bespricht Jochen Staadt das Buch zusammen mit "Die unterwanderte Republik" (Propyläen) vom gleichen Autor und "Die West-Arbeit der SED" von Heike Amos (Akademie Verlag).
1) Heike Amos: "Die West-Arbeit der SED"
Amos? Buch lobt der Rezensent als eine "Studie von hoher wissenschaftlicher Qualität". Er betont dabei, dass sich die Autorin vor allem mit den fünfziger Jahren befasst und so gut wie alle Aspekte der Westarbeit der SED herausarbeitet. Mit einem gewissen Bedauern stellt der Rezensent allerdings fest, dass auch Amos nicht endgültig sagen kann, ob Gustav Heinemanns Gesamtdeutsche Volkspartei, in der auch Johannes Rau seine Anfänge machte, wirklich von der SED finanziert wurde.
2) Hubertus Knabe: "West-Arbeit des MfS"
Dies sei ein "Behördenbuch" kritisiert Staadt und kommt noch einmal auf die Geschichte von Knabes Doppel-Veröffentlichung zurück - innerhalb der Gauck-Behörde, wo Knabe arbeitet, habe der Autor nur eine "verstümmelte" Version seiner Thesen präsentieren können, um "politisch korrekt" zu bleiben. Die Beiträge mehrerer Autoren in diesem Band und die Dokumentationen blieben recht unspezifisch.
3) Hubertus Knabe: "Die unterwanderte Republik"
Erst hier, so Staadt, könne Knabe "Ross und Reiter" nennen, denn dieses Buch habe er in seinem Namen veröffentlicht. Zwar mag Staadt der These von der "unterwanderten Republik" nicht folgen, aber er zeigt sich hoch beeindruckt vom enzyklopädischen Umfang von Knabes Forschung. Der Band zeige, wie leicht es der Stasi gefallen war, willige Denunzianten in der westlichen Linken zu finden, die sie bei ihren Desinformationskampagnen unterstützten.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.05.2000

Der Rezensent mit dem Kürzel "eg" bespricht in einer Doppelrezension zwei Bücher von Hubertus Knabe, Mitarbeiter der Gauck-Behörde, die sich mit dem Einfluss der Stasi in der Bundesrepublik befassen. Dabei weist er zunächst darauf hin, dass die Quellenlage unter anderem deswegen sehr spärlich ist, weil die Unterlagen der Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) ihre Unterlagen 1990 vernichten konnte, darüber hinaus jedoch auch das Interesse an der Thematik im Westen nur begrenzt vorhanden ist. Obwohl beide Bücher in seinem Urteil recht gut abschneiden, hätte er es jedoch begrüßt, wenn sie in einem Band zusammen gefasst worden wären, da dies das Verständnis bisweilen erleichtert hätte.
1) Hubertus Knabe: "Die unterwanderte Republik - Stasi im Westen" (Propyläen-Verlag)
Der Rezensent lobt an diesem Buch vor allem, dass der Autor hier neben der Bündelung bereits bekannter Tatsachen auch "zahlreiche neue Einzelheiten" vorstellt und damit "den wohl fundiertesten Überblick zum Thema" biete. Das Ausmaß der Aktivitäten des MfS im Westen hat den Rezensenten - trotz manchem ,das bereits bekannt war - denn doch überrascht. Dass sich Knabes umfassende Darstellung durch eine sehr nüchterne Betrachtungsweise auszeichnet, gehört für "eg" zu einer wesentlichen Stärke des Bandes. 2) Hubertus Knabe: "West-Arbeit des MfS - Das Zusammenspiel von `Aufklärung` und `Abwehr` (Verlag Chr. Links)
Im Vergleich zu "Die unterwanderte Republik - Stasi im Westen" handelt es sich aus der Sicht des Rezensenten hier um eine stärker wissenschaftlich orientierten Beitrag des Autors. Dabei hebt er hervor, dass Knabe detailiert nachweist, "wie eng die HVA mit den übrigen Abteilungen in Mielkes Imperium kooperiert" - und damit den Behauptungen Markus Wolfs widerspricht. Dass sich diese Studie recht "trocken" liest, liegt nach Ansicht des Rezensenten daran, dass das Thema sehr eng gefasst ist.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 15.12.1999

Martin Jander bespricht "Westarbeit des MfS" zusammen mit dem zweiten Buch von Hubertus Knabe über die Stasiarbeit im Westen, "Die unterwanderte Republik" (Propyläen Verlag). In "Westarbeit des MfS" beschreibe Knabe vor allem die "Strukturgeschichte" der Stasi, erklärt Jander. Bevor er diese Strukturen in groben Zügen referiert, teilt uns der Rezensent zuvorkommend mit, daß allein schon ihre Darstellung "die Schutzbehauptung von der sauberen HVA" des Markus Wolf restlos diskreditiere. In "Die unterwanderte Republik" gehe Knabe dann auf einzelne Aktionen des MfS im Westen ein. In diesem zweiten Buch bekommen die Strukturen "Gesichter und Namen": So werde an Einzelbeispielen beschrieben, wie der MfS - zum Teil gefälschte - Dokumente über die Nazivergangenheit westdeutscher Politiker in den westdeutschen Medien lanciert habe. An solchen Beispielen werde die "Monstrosität" der sich als antifaschistisch gerierenden Diktatur in der DDR erst so richtig deutlich.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 11.11.1999

Joachim Nawrocki bespricht den Band zusammen mit "Die unterwanderte Republik" desselben Autors (im Propyläen Verlag). Zunächst erzählt der Rezensent, warum es zu dieser Doppelpublikation desselben Autors zum selben Thema in zwei verschiedenenVerlagen kommen konnte: Die Gauck-Behörde, wo Knabe arbeitet, mochte sich mit einigen von Knabes Thesen nicht anfreunden - deshalb wurde "Die unterwanderte Republik" außerhalb der offiziellen Schriftenreihe der Behörde veröffentlicht. Der Inhalt der beiden Bände dopple sich aber keineswegs,. meint Nawrocki. "Westarbeit des MfS" schildere die technischen und administrativen Grundlagen der Stasiarbeit im Westen, während "Die unterwanderte Republik" mehr auf auf einzelnen Fälle und Strategien des Geheimdienstes, vor allem in West-Berlin und der Bundesrepublik eingehe. Hier würden sehr viel mehr Klar- und Decknamen von Opfern und Tätern genannt. Hier zeige sich auch die "bodenlose Perfidie" der Stasi, die sich nicht scheute, antisemitische Briefe an im Westen lebende Juden zu verschicken, um die Bundesrepublik in Diskredit zu bringen. Nawrocki wundert sich in seiner insgesamt positiven Rezension, warum sich die Öffentlichkeit nicht mehr für die Aufdeckung dieser Machenschaften interessiert.